„Ich weiß nicht, was ihr Geister so treibt, aber du kannst dich gerne im Casino umsehen, wenn du willst. Ich muss arbeiten. Kommst du alleine zurecht?", fragte ich Hyunjin, als wir zusammen am Casino ankamen. Es fühlte sich seltsam an mit einem Geist hierher zu kommen, der auch für mich in so viel Lichtern und Menschen für mich so deutlich sichtbar war. Mir war bewusst, dass Hyunjin gut alleine zurecht kam, schließlich sah kein anderer Mensch ihn, doch ich machte mir wegen seiner Blindheit Sorgen. Was wenn er sich am Ende verläuft und nicht mehr zu mir zurückfindet? Irgendwie machte es mich traurig, mir vorzustellen, wie Hyunjin durch die Flure irrte und so verloren wirkte. „Ja, ich komme schon zurecht. Arbeite... bis später."
Und so schritt Hyunjin weg, sein Gewandt wehte leicht, trotz der windstillen Eingangshalle. Sein schwaches Leuchten entfernte sich immer mehr von mir, bis er nicht mehr zu sehen war. Ich sah trotzdem noch in seine Richtung, als würde ich warten, dass er zurück zu mir kommt und eingesteht, dass er Angst hatte alleine hier herumzuirren, wenn er doch nichts sehen konnte. Halt Changbin, Hyunjin war kein kleines Kind. Er war ein Geist mit einem messerscharfen Gehör. Bestimmt prägte er sich die Geräusche von den verschiedenen Spielautomaten ein, die Stimmen der Mitarbeiter und die Musik, die das Casino unterhielt. Er würde verschiedene Möbel mit den Fingerspitzen berühren und so einen Plan machen, den nur er verstand. Ich musste ihm vertrauen. Er kam alleine zurecht.
Für Stunden passte ich auf, dass mir kein betrunkener oder rauflustiger Gast die anderen Gäste störte. Hyunjin habe ich immer noch nicht gesehen und auch wenn er gut alleine klar kam, spürte ich wieder Sorgen wegen ihm. Ich traute sogar nach seinem Namen zu rufen. Mehrmals. Bis mich Chan stoppte. „Hey, Binnie! Nach wem rufst du? Kann ich dir helfen?" Chan dachte sicher, dass es sich hierbei um einen Gast hielt, der gesucht wurde. Wäre es so einfach, dann würde Chan mir wirklich helfen können. Wäre Hyunjin nur ein Mensch. „Nein, kannst du nicht."
„Dann viel Erfolg noch. Hast du Lust mit Felix und mir eine Pause zu machen?" Das würde ich gerne, doch erst wenn ich Hyunjin gefunden habe, wobei ich es mir komisch vorstellte, wenn Hyunjin mit uns abhing und einfach neben mir stand und nur ich ihn sehen konnte. „Ich schreib' dir dann", meinte ich nur und lies den Crouper wieder seine Arbeit verrichten, die er einzig wegen mir unterbrochen hatte. Ich verließ den Raum und lief in den nächsten, wo es hauptsächlich nur Spielautomaten und eine Bar gab. „Hyunjin? Wo bist du?", rief ich langsam verzweifelt. Hyunjin konnte sonst noch wo sein. Das Casino war groß. Was wenn er irgendwie Hilfe brauchte oder er irgendwo feststeckte? Ich machte mir eindeutig zu viele Sorgen um einen Geist.
Hyunjin fand ich nach weiterer Suche in einem eher stillen Teil des Casinos, das vor allem dazu diente um kurz abzuschalten und ein bisschen mit seinen Freunden zu unterhalten. In der Reichweite war die Bar. Nur dass Hyunjin nicht auf einen der Barhocker saß und irgendein Getränk vor sich her schlürfte, sondern auf einen der Sofas saß. „Hier steckst du also. Ich hab dich gesucht, Hyunjin." Der Geistermann hob den Kopf, registrierte mich und stand auf. „Bist du mit deiner Arbeit fertig? Können wir gehen und deinen Nachbarn fragen, wie weit er mit den Koordinaten sind? Hier sind zu viele Leute." Schön wär's, wenn ich jetzt schon Feierabend machen und mit Hyunjin nach Hause fahren könnte, doch ich hab erst die Hälfte meiner Arbeitstages hinter mir und außerdem wollte ich Chan und Felix nicht so lang warten lassen. „Bald, okay? Wir treffen uns jetzt mit zwei von meinen Freunden. Sie können dich eh nicht sehen...also falls du mitkommen willst....mir ist es dann doch nicht so geheuer, wenn du alleine hier bist...was wenn du dich verletzt oder so?"
„Geister können sich nicht verletzen, Changbin. Das ist aber sehr nett von dir, dass du dich um mich kümmerst."
„Man ich weiß doch auch, dass Geister sich nicht verletzen können. Vielleicht mache ich mir einfach zu große Sorgen, dass dir was zustößt. Du bist blind...und angreifbar....auch wenn du ein Geist bist....", sagte ich leise, während ich mit Hyunjin zum Bereich der Crouper lief. Hyunjin zeigte eine neue Regung, von der ich nicht wusste, dass er sie beherrschte.
Er kicherte.
„Findest du das etwa lustig, dass ich mir Sorgen um mich mache, auch wenn du ein Geist bist?"
Hyunjin sagte nichts und sein Kichern erlosch schnell. Gespräch beendet.
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Freedom road (Changjin FF)
Fanfiction-REUPLOAD- Changbin muss für einen Kollegen die Nachtschicht im Casino übernehmen. Das führt ihn zur späten Stunde auf die Jayurostraße, die bekannt für ihre Geisterlegenden ist. Inmitten auf der Straße trifft er auf den gruseligen Geist. Anfang ver...