„Hey, Felix? Weißt du, dass Jayuro doch keine Legende ist? Im Moment läuft er bei uns", erwiderte ich so beiläufig wie möglich und musste innerlich grinsen, als mein blauhaariger Freund stehen blieb. In seinen braunen Augen stand pure Angst geschrieben, Blässe breitete sich aus. „Mach keine Scherze, bitte. Du weißt, dass ich an Geister glaube." Grinsend klopfte ich auf Hyunjins eiskalten Oberarm. Für Felix sah es aus, als würde ich die Luft tätscheln. „Doch,er ist wirklich da. Du kannst ihn nur nicht sehen." Felix rannte los. Ich hab ihn noch nie so schnell zu seinem Auto rennen sehen. Ich musste einfach lachen und Hyunjin fand es auch lustig. „Das ist nicht lustig!", rief Felix zu uns hin und stieg ein. „Das war wirklich lustig", meinte ich und wandte mich zu Hyunjin, der ein Lächeln auf den Lippen hatte. Er sah glücklich aus.
Zuhause angekommen legte ich mich sofort ins Bett. Heute war ein anstrengender Tag und mein Körper verlangte Erholung. Auch heute war Hyunjin in meinem Zimmer präsent. Anders als gestern war ich an seine Anwesenheit gewöhnt. Ich vermute immer noch, dass Hyunjin ziemlich einsam war und einfach nicht allein sein wollte. Egal ob ich nun schlief oder nicht. Dieses Mal fand ich schneller Schlaf. Bevor sich mein Verstand sich abmeldete, registrierte ich Hyunjins kalte Nähe, wie in der vorigen Nacht. Er war also wieder an meine Bettkannte. Im laufe der Nacht hatte er seinen Platz geändert, denn ich wachte alleine auf. Die Raumtemperatur war angenehm, also ging ich davon aus, dass Hyunjin sich woanders aufhielt. Für einen kurzen Augenblick stellte ich mir vor, dass er genug von mir hatte und wieder zurück auf seine Straße gegangen war. Schließlich habe ich ihm bisher noch nicht weiterhelfen können und Seungmin würde erst in ein paar Stunden kommen, um mir wegen den Koordinaten Updates zu geben.
Hyunjin fand ich im Wohnzimmer, wo er gedankenverloren wie immer auf einer Stelle stand und nach draußen schaute. „Guten Morgen", meinte ich. Wie es bei Hyunjin so üblich war, erwiderte er nichts oder lies sich nicht von seinem Fensterhinausschauschauen stören. Ich machte mir Frühstück und schaltete den Fernseher an. Ich hatte das schon eine Weile nicht mehr gemacht und vielleicht kam etwas interessantes. Im Fernseher kam ein K-Drama, was ich mir nicht geben wollte, also schaltete ich um zu einer historischen Dokumentation über Kalligrafie. Dokumentation fand ich schon immer interessant, also fing ich sie an anzuschauen. Irgendwas war daran besonders, denn es brachte Hyunjin dazu sich von seiner Stelle zu bewegen und sich neben mir zu sitzen. Eiseskälte begrüßte mich. „Mach das bitte lauter", bat Hyunjin mich. Ich ging seiner Bitte nach und stellte die Lautstärke höher. Der Geistermann stand wohl auf Kalligrafie. „Ich spüre eine schmerzende Sehnsucht in meinem Herzen, wenn ich das hier anschaue. Irgendwie ist mir das vertraut", flüsterte Hyunjin. Wenn das so ist, dann schätzte ich mal, dass Hyunjin Kalligrafie mochte oder es ein Teil seiner Vergangenheit war, die er vergessen hatte.
„Kann es sein, dass du früher mal Kalligrafie gemacht hast oder so?", traute ich meine Theorie mit ihm zu teilen. Hyunjin lies den Kopf sinken. Im Moment versuchte er sicherlich an irgendwas zu erinnern, aber er seufzte nur traurig. „Ich weiß es nicht. Ich hab da nur so ein Gefühl."
„Weißt du was? Ich kann nicht länger auf Seungmin warten. Wir gehen jetzt zum Friedhof von Paju. Vielleicht suchst du ja ein bestimmtes Grab, das irgendwas mit Kalligrafie bedeutet?"
„Würdest du das mit mir machen?"
Bis zur Nacht hatte ich eh nichts vor, also konnte ich meine freie Zeit dazu investieren, Hyunjin zu helfen. Ich hätte schon gestern mit ihm auf Friedhöfen gehen sollen, doch da musste ich mich erst an ihn gewöhnen. Gestern machte er mir noch Angst, heute sah ich ihn nur als einen jungen Mann, der versuchte herauszufinden, wieso er nicht erlösen werden konnte. „Ja, komm. Wir fahren", meinte ich. Friedhöfe hatten auch am Tag etwas unheimliches an sich. Es war so still hier, wären da nicht das laute Gekrächze von Krähen, die ihr Unwesen hier trieben. Ein schwarzer, großer Vogel hüpfte auf einem trockenen Grasabschnitt und flog davon, als ich das eiserne Tor hinter uns zumachte. „Du kannst ruhig los und nach etwas suchen. Wir treffen uns vor dem Tor, okay?"
„Okay."
Hyunjin entfernte sich. Die Krähen scheinen seine Präsenz zu spüren, denn sie krächzen lautstark, sobald sich der Geist ihnen näherte. Ich sollte auch losziehen und nach irgendwas brauchbarem suchen, also lief ich los. Die Suche wird schwer, weil ich nicht mal wusste, wie Hyunjin mit Nachnamen hieß. Ich wusste nichts von ihm. Nur dass er Kalligrafie mochte. Mir blieb also nichts anderes übrig, als jeden Grabstein näher zu betrachten. Die ersten Grabsteine waren mir keine Hilfe. Auf den schwarzen Marmor waren nur Namen eingemeißelt. Nichts mit Kalligrafie oder mit dem Namen Hyunjin. Ich suchte also weiter. Bis ich ein Grab mit seinem Namen fand.
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Freedom road (Changjin FF)
Fanfictie-REUPLOAD- Changbin muss für einen Kollegen die Nachtschicht im Casino übernehmen. Das führt ihn zur späten Stunde auf die Jayurostraße, die bekannt für ihre Geisterlegenden ist. Inmitten auf der Straße trifft er auf den gruseligen Geist. Anfang ver...