Freedom road (Changjin FF)

Sechzehn

So laut ich konnte brüllte ich seinen Namen über den Friedhof. Da der Friedhof nicht allzugroß war, hörte er es schnell und kam zu mir. „Hast du was gefunden?" „Heißt du Gan Hyunjin?", fragte ich. Hyunjin verneinte. „Nein, das ist jemand anderes. Ich spüre, dass es nicht ich bin. Komm, wir suchen weiter." Es wäre toll gewesen, wenn wir hier eine Antwort fanden, aber so leicht war es doch nicht. Ich begann meine Hoffnung zu verlieren und beschloss zu gehen. Wir haben jeden Grabstein untersucht und außerdem war es bereits Abend. Wir hatten den ganzen Vor- und Nachmittag hier verbracht. „Gehen wir nach Hause. Seungmin kommt bald nach Hause." Hyunjins Haltung war sehr geknickt und ich musste in keine traurigen Augen sehen, um zu wissen, dass er ziemlich niedergeschlagen war. Auch er hatte nach einer Antwort gesucht. „Mach dir keinen Kopf, wir finden noch eine Antwort", meinte ich. Meine Worte haben ihn irgendwie berührt, weil er sich an mic h kuschelte. Er war so eiskalt und ich bekam eine heftige Gänsehaut, trotzdem war es süß, wie er meine Nähe suchte.

Wieder bei mir wartete ich bis Seungmin von der Arbeit kam. Ich musste dieses Mal nicht bei ihm klingeln, sondern er klingelte bei mir. „Changbin, ich hab herausgefunden, wo die Koordinaten hinführen!", rief er mir durch die Tür zu. Sofort machte ich ihn auf und lies eintreten. „Also ich weiß, wohin sie hinführen. Fuck ist das hier kalt", meinte Seungmin und legte seine Arme wärmen über den Körper. „Das ist ja wie im tiefsten Winter hier! Dabei ist es doch noch erst Herbst!" Ich wollte ihm schon sagen, dass die Eiseskälte nur wegen Hyunjin da war, doch er glaubte mir ja nicht, dass Jayuro da war. „Ich mag es kalt", erwiderte ich und hörte neben mir Hyunjin kichern. Der Geistermann überraschte mich immer wieder. Kicherte und kuschelte sich an mir, wenn ich es überhaupt nicht erwartete. „Also die Koordinaten führen komischerweise auf einen alten, verwilderten Garten. Das Grundstück liegt seit Jahrzehnten leer. Ich schicke dir die Location per Handy, okay?" Seungmin zückte sein Handy und schrieb mir eine Nachricht. „Oh man, das war ein hartes Stück Arbeit das herauszufinden. Innie musste mir sehr viel helfen."

„Vielen Dank. Dank Jeongin auch von mir! Wie wäre es wenn ich euch mal zum Essen oder so einlade?" Seungmin lächelte mich an und steckte sein Handy wieder ein. „Das wäre wirklich toll. Gehen wir dann zum koreanischen Barbeque?"

„Klar, können wir machen. Nochmals danke!" Seungmin verabschiedete. Wir haben endlich eine Antwort bekommen. Ich hab die ganze Zeit vermutet, dass es wie in der Legende um ein Friedhof handelte, doch in Wahrheit war es ein Garten. Ein schlichter Garten. Ich checkte die Location und sah, dass sie ein gewaltiges Stück von Paju entfernt war. Das würde ich heute nicht schaffen. Morgen aber. „Wir gehen morgen dahin okay? Heute reicht die Zeit nicht. Außerdem muss ich mich langsam fürs Arbeiten vorbereiten. Kommst du wieder mit? Denkst du Felix hat sich beruhigt?" „Ja und nein. Felix sah sehr verschreckt aus", meinte Hyunjin. Da gab ich ihm recht. Felix war fast so bleich wie Hyunjin geworden und der Geist ist schon fast weiß. Die Autofahrt mit Hyunjin war angenehmer als sonst. Er versuchte sogar sich mit mir unterhalten. Unsere gemeinsame Zeit hatte uns zusammengeschweißt. Ich sah Hyunjin sogar als mein Geisterfreund. Im Golden Tiger versteckte sich Felix hinter Chan, sobald er mich sah. „Bleib weg von mir!", wimmerte er. Nur noch sein blaues Haar blitzte hervor, die kleinen Hände um Chans Rücken geklammert. „Lix, komm schon. Binnie will dich verarschen." Wie gestern zeigte ich dem brünetten Crouper meine freches Grinsen und lehnte mich an den Spieltisch. „Ich verarsche keinen von euch. Hyunjin, oder besser gesagt Jayuro, ist wirklich bei mir. Merkst du nicht, dass es kalt geworden ist?" Chan schaute in die Luft, um herauszufinden, ob ich die Wahrheit sage. „Stimmt, es ist irgendwie kalt geworden. Liegt aber an der Klimaanlage."

„Klar, die Klimaanlage. Also ich gehe arbeiten. Ist Minho heute da?", fragte ich Chan, worauf er nickte. Gut, dann könnte Hyunjin gleich zwei weitere meiner Freunde kennen lernen und sie erschrecken. Wobei es schwer ist Minho zu erschrecken. Bei Jisung sah die Sache allerdings anders aus. Ich ging zum Haupteingang und lies Hyunjin wieder das Casino erkunden.