Guts wachte auf, noch bevor die Sonne ganz über den Horizont gekrochen war. Wieder war es die Kälte, die ihn geweckt hatte - diesmal hatten Regen und Unwetter die Temperaturen herabgekühlt, und sein ganzes Zelt war unangenehm klamm und eisig. Die Nässe war bis unter seine Decke gekrochen und hatte ihm einen Teil des wenigen Schlafes geraubt, den er am Ende fand.
Er schnappte sich Zwieback und Dörrfleisch, schlüpfte in feuchte Stiefel und Kleider und setzte sich an eine der Versammlungsstellen, an der sie Steine und Baumstümpfe zu einem improvisierten Abendlager zusammengeschoben hatten. Der Boden war matschig vom Regenguss. Unangenehme Voraussetzungen für einen Kampf, aber der Feind würde genauso unter dem Wetter leiden wie ihre eigenen Leute.
Als die Sonne begann aufzusteigen, hatten sich schon die ersten vertrauten Gesichter zu ihm gesellt. Sie konnten noch immer kein Feuer anzünden, aber wärmten sich über plumpe Witze und kleinere Rangeleien rund um die Sitzgruppe. Guts hatte sein Frühstück gerade mit schalem Bier heruntergespült, als er bemerkte, wie die Blicke seiner Männer zur Seite glitten. Als auch er seinen Kopf wendete, sah er Casca nahen.
Die junge Frau sah übernächtigt und erschöpft aus - kein Wunder, wenn sie sich die Nacht mit der Verlegung von Proviant und Bauern herumgeschlagen hatte - und sie nickte nur schwach, ehe sie sich in die Gruppe drängelte und zu Guts setzte.
"Weckt den Rest, Captain. In zwei Umdrehungen müssen sie unten im Tal auf ihren Pferden sein, gerüstet und kampfbereit." Guts ächzte leise. Der Gedanke an die pitschnasse Rüstkleidung war keiner, der ihm zusagte. Ein strafender Blick von Casca traf ihn. "Und nicht in diesem Ton." Guts brummte und rieb sich noch einmal über die Oberarme, als würde das die Kälte verscheuchen.
"Schon verstanden." Das sänftigte ihren Ausdruck keineswegs, und er fügte der Vollständigkeit halber hinzu: "Wir werden da sein." Casca nickte, ihre Miene herrisch. Schwierige Frau... andererseits würde Guts gerade heute nicht mit ihr tauschen wollen, nicht so ausgelaugt, wie er sich fühlte. Spätestens wenn es zum Kampf kam, würde die Anspannung ihn wieder hochheizen. Nur wie so oft bedeutete es bis dahin warten.
Casca wusste, sie musste schlafen. Dringend. Die Müdigkeit zerrte und riss an ihr und flüsterte ihr ein, wie angenehm es doch wäre, die Augen zuzumachen, und sei es nur für einen Moment ... aber ihre Männer verließen sich auf sie. Griffith verließ sich auf sie. Und geschlossene Augen konnten für irgendwen den Tod bedeuten.
Rings um sie herrschte stille Anspannung, unterbrochen vom Schnaufen oder bebendem Atem der Pferde. Sie hatten sich auf ihrer Seite des Waldes in langer Reihe versteckt, genauso, wie das andere verbündete Lager sich in hunderten Metern gegenüber aufgestellt hatte, und nun war die einzige Wahl zu warten.
Der Feldzug der Tudors hatte den Engpass wieder freigeräumt, den Casca mit ihren Leuten verschüttet hatte, und Leichen und Karren davongeschafft. In der Ferne konnte sie das Klappern von Rüstungen erahnen, das Rasseln abertausende Schritte, die sich inzwischen wieder in Formation bewegten, umgeben von Kavallerie. Einzelne Späher waren vorausgeschickt worden, und zwei von ihnen hatten sie abgefangen und ihnen raschen Garaus gemacht. Die anderen hatten eines ihrer Lager entdeckt, nun beinahe abgebaut... sollten sie es melden. Mit der Feste als Zufluchtsort würden die Falken bis zum Ende der Belagerung nicht zu den Zeltlagern zurückkehren.
Die Männer rund um sie, die gerade noch ein wenig zusammengesackt auf ihren Pferden gesessen hatten, richteten sich auf, als sie die Vorzügler der herantrottenden Kavallerie erkennen konnten. Der Feind musste das Gelände untersucht haben, aber dennoch wagten sie keinen freien Galopp wie das erste Mal. Der ausgehöhlte Boden war ihnen wohl noch zu gut in Erinnerung geblieben.
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Fleisch
FanfictionGriffith muss seinen Kopf wieder funktionsfähig bekommen, bevor Schatten vergangener Entscheidungen ihm den Tag versauen. Glücklicherweise weiß er exakt, wer der richtige Mann für diese Aufgabe ist. -Mom help I've found a new fandom.- Gewohnte Menge...