Rund um Guts brummte die nächtliche Geschäftigkeit des kleinen Lagers, während er in seinem Zelt lag und an die Decke starrte.
Casca hatte sie anhand der Pläne aufgeteilt auf sechs Hügel rund um das Tal, die sich als Stellungen anboten - die Idee war, den Feind im Zweifelsfall niemals alle von ihnen erwischen zu lassen und mehr Gelände abdecken zu können. Kommunizieren würden sie über Lichtsignale, die den ganzen Nachmittag über ausprobiert wurden, um sich zu vergewissern, dass ihre Spähposten sie wahrnehmen könnten.
Verdeckt zwischen Sträuchern und Bäumen waren Guts Männer etwas weniger als 170 Leute, die begonnen hatten, ein Lager zu errichten. Casca hatte ihm einen Teil der Dörfler überlassen, vor allem die jungen, die noch Kampfwillen im Blut hatten. Draußen konnte er die Stimmen von Halbstarken hören, die sich im Dunkeln um seine Raider scharrten und versuchten, sie zum Krieg auszuquetschen. Feuer wollten sie nicht entzünden - die Chance, gesehen zu werden, war zu hoch. Noch müsste man die Späher des Feindes nicht vorwarnen.
Er drehte sich zur Seite und ließ die Finger auf dem Heft des Schwertes neben sich wandern. Es war unbestreitbar, dass Griffith alleine gut klarkam, vermutlich sogar besser, als wenn Guts an seiner Seite wäre - und doch grollte etwas in seinem Magen und wünschte sich zurück.
Das ist nur vorübergehende Besessenheit, versuchte er sich einzureden. Ich werde damit klarkommen. Ich werde warten, bis es fort ist. Guts wusste nicht, was er davon halten sollte, dass es so hartnäckig an ihm riss. Hieß es nicht, dass Männer das Interesse wieder verloren, sobald sie einmal hatten, was sie wollten? Und die Ereignisse des einen Abends - Griffith Lippen, die sich um ihn schlossen, sein Blick aus tiefen Lidern, der Ausdruck auf seinen Zügen, die Hitze, die Guts Unterleib umfasst hatte - hätten mehr als genug sein sollen, um Guts vorübergehenden Wahnsinn zu stillen, meinte er. Stattdessen schien es ihn nur weiter angefacht zu haben. Fast so, als würde er... Griffith... Guts schloss die Augen und trieb seine Finger durch seinen Haarschopf. Vernarrtheit. Besessenheit. Kindisches Verlangen, etwas nur für sich zu haben, mehr war das nicht. Er würde bitteschön wieder zur Vernunft kommen und seinem Freund normal begegnen, wenn sie sich das nächste Mal sahen.
Guts konnte sich das noch so laut erzählen, er glaubte es selbst nicht.
Der anschließende Morgen erreichte sie rascher, als ihm lieb war. Die Sonne war kaum aufgegangen, als die Kälte der hohen Lage die Hälfte der Männer schon aus ihren Zelten geholt hatte. Es ließ sich schlecht schlafen, wenn der Körper zitterte.
Guts hatte begonnen, sein Frühstück ganz seinen Vorräten zu kramen, als er Wiehern hörte. Mit einem Blick nach hinten erkannte er Casca, die vom Pferd absprang und sich auf ihn zubewegte.
"Heute werden wir uns vor allem um zwei Dinge kümmern", erklärte die Frau geschäftig, sobald sie ihn erreicht hatte. "Zum einen gilt es eine Falle vorzubereiten, auf der ersten Ebene nach dem Schluchteingang. Pippin und Judeau werden Männer hinschicken, aber von dir brauche ich auch mindestens fünfzig vor Ort, damit wir rechtzeitig fertig werden. Den Rest sendest du in die Dörfer. Wir werden die Vorratskammern ausräumen und alles mit in die Berge transportieren."
"...Soviel zu essen brauchen wir nicht." Casca warf ihm einen langen Blick zu.
"Wir können es nicht dort lassen. Wenn die Gegner durchmarschieren, werden sie die Verpflegung mitnehmen - und die Dorfbewohner verhungern über die nächsten Monate, während der Feind sich daran stärken kann." Das war... tatsächlich naheliegend. Guts verschränkte die Arme und hielt den Blick auf Gaston gerichtet, der einem Jungen von vielleicht 14 Jahren erklärte, wie man ein Schwert schwang. "Außerdem...", tönte es von Casca, nachdenklich. "Einer der Dorfältesten hat mir erzählt, dass es hier in der Schlucht eine Verteidigungsanlage gibt, noch aus der Zeit der alten Kaiser. Damals hat sie angeblich ganze Städte gefasst, um sie vor Räuberbanden zu schützen."
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Fleisch
FanfictionGriffith muss seinen Kopf wieder funktionsfähig bekommen, bevor Schatten vergangener Entscheidungen ihm den Tag versauen. Glücklicherweise weiß er exakt, wer der richtige Mann für diese Aufgabe ist. -Mom help I've found a new fandom.- Gewohnte Menge...