18. Calm down

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And this is the game we play

Quit calling me out

Give me something good

You're playing with me, babe

~ Bloody nose by Michael Malarkey ~

Es fühlte sich an, als würde ich in Zeitlupe rennen. Einen Schritt vor den anderen. Ich rannte, panisch vor dem, was passieren würde, wenn ich zu spät kam. Ich rannte mit wild schwingenden Armen und auf rutschenden Socken. Der Teppich im Flur glitt unter meinen hektischen Schritten zur Seite und ich verlor das Gleichgewicht. Krachend fiel ich zu Boden, alles drehte sich, aber ich rappelte mich auf und erreichte die Tür. Mit Schwung riss ich sie auf und stolperte nach draußen.

Der wolkenlose Nachthimmel ließ die Welt im Dunkeln versinken und ich sah mich um. Mein Kopf schwang zur Seite und meine Haare peitschten in mein Gesicht.

Vom Joker fehlte jede Spur. »Warte...«, hauchte ich noch und sank auf die Knie. Meine Wange pochte, meine Schulter ebenso und die zahlreichen Kratzer und Schnitte an meinen Händen brannten. Tränen sammelten sich in meinen Augen, während das Adrenalin verschwand und die Erschöpfung einsetzte. Ich drückte mein Gesicht in meine Hände und schluchzte. Mein Körper bebte und meine Gedanken rasten. Irgendwie wusste ich, dass er nicht zurückkommen würde. Und dieser Gedanke machte mich fertig.

Niemals würde ich in mein vorheriges Leben zurückkehren. Ich war dem Joker gefolgt, hatte sogar einen Menschen getötet und war weiter und weiter in diesen dunklen Abgrund gestolpert. Mein Herz raste, als sich die Erinnerungen an all meine Taten in mein Gedächtnis fraßen und vor meinem inneren Auge abgespielt wurden wie ein Horrorfilm. Ich schüttelte mich, wollte leugnen und verdrängen, wollte schreien und sank wie ein Häufchen Elend vor meiner Tür zusammen. Ich drückte die Stirn auf den kalten Stein des Gehweges und keuchte. Eine ganze Weile verharrte ich in dieser zusammengesackten Position, bis mein Gesicht nicht mehr heiß vom Weinen war und mein bebender Körper sich endlich beruhigt hatte.

Dann erhob ich mich und kehrte in meine Wohnung zurück. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich steuerte ins Badezimmer. Ohne in den Spiegel zu schauen, zog ich mir den Pullover über den Kopf, den Dr. Crane mir übergezogen haben musste und entledigte mich der blauen Hose. Ich warf die Sachen in die Ecke und stieg unter die Dusche. Das Wasser brannte auf meinen Wunden, aber es tat unfassbar gut. Ich legte den Kopf in den Nacken und genoss die Wärme.

Mindestens eine Stunde duschte ich, dann zog ich mir etwas Frisches an und ließ mich auf dem Stuhl in der Küche fallen. Mein Blick legte sich auf das Festnetz Telefon. Da mein Handy seit meiner Entführung bei der Gala verschwunden war, hatte ich nie die Chance gehabt jemanden zu kontaktieren. Jetzt hatte ich sie. Ich war das erste Mal nicht mehr unter Beobachtung, sondern zurück in meinen eigenen vier Wänden.

Aber ich zögerte. Was würde passieren, wenn ich den Hörer hob? Würde mich die Polizei abfangen? Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken, wenn ich an Bruce dachte. Ich hatte ihn stehen lassen. Ich war mit dem Joker gegangen und hatte meinen besten Freund stehen lassen.

Schmerzerfüllt schloss ich die Augen und ließ den Kopf sinken.

~*~

»Verdammte Scheiße, deren Ernst?«, stöhnte der bärtige Mann Mitte 40, als sein Pieper einen lauten Signalton ausspuckte. Schwerfällig erhob er sich und brummte Flüche vor sich hin, als sein Blick auf die rot leuchtende Schrift des Weckers auf dem Nachttisch fiel: 02:13 Uhr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 10 ⏰

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