16. Just Nightmares

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You'll never know what hit you

Won't see me closing in

I'm gonna make you suffer

~The Devil within by Digital Daggers~

»Jason, du hast schon wieder keine Hausaufgaben.«, tadelnd und mit erhobenem Zeigefinger sah ich ihn an. »Es führt nichts dran vorbei, ich muss deine Eltern benachrichtigen.«

Der Junge saß mit dem Rücken zu mir. Langsam drehte er sich um und legte den Kopf schief. In sein Gesicht war ein ewiges Lächeln gemeißelt. Seine toten Augen starrten mich an, während das Blut aus den Schlitzen an seinen Mundwinkeln tropfte. Es tropfte und tropfte und unter ihm bildete sich eine nicht enden wollende Blutlache. Der gesamte Boden füllte sich und der Boden schwankte und sackte weg. Ich fiel in das endlose Rot des Blutes. Ich fiel und fiel, bis ich plötzlich auf dem Boden aufschlug und zusammenzuckte. Ich riss die Augen auf und das Rot war weg. Da war nur noch weiß, überall weiß.

Ich setzte mich auf, keuchend von diesem Alptraum, der sich so dermaßen echt angefühlt hatte. Ich blinzelte, sah mich um und stellte fest, dass ich nach wie vor in diesem seltsamen Raum war, in dem ausschließlich diese Liege war.

Mein Magen knurrte und ich hatte schrecklichen Durst. Außerdem musste ich auch auf Toilette.

Wackelig stand ich auf, da ging die Tür auf und ein Mann trat herein. Er hatte dunkle Haare, trug eine Brille und besaß ein sehr kantiges Gesicht. Gekleidet war er in einen edlen Anzug, der perfekt saß. Er schloss die Tür hinter sich und trat auf mich zu. »Miss Carter, es freut mich Sie kennenzulernen. Sie befinden sich in einer psychiatrischen Einrichtung etwas außerhalb Gothams.« Ich blinzelte und starrte auf seine Hand, die er mir anbot. Der Mann kam mir bekannt vor und irgendwas in mir wollte seinen Handschlag erwidern. Ein Teil von mir fühlte sich geborgen bei ihm.

»Mein Name ist Dr Crane und ich bin für Sie zuständig. Sie hatten einen schweren Autounfall und haben ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten.« Ich runzelte die Stirn. An den Unfall konnte ich mich erinnern und ich konnte mich auch an andere Dinge danach vage erinnern. Ich war hier schon einmal aufgewacht, aber da war alles wirr und schrecklich.

»Was ist mit dem Joker?«, hörte ich mich fragen. Dr Crane blinzelte und seine wachen Augen musterten mein Gesicht. Die Hand hatte er mittlerweile wieder gesenkt, ich hatte den Handschlag nicht erwidert.

»Der Joker ist bei dem Autounfall ums Leben gekommen. Es gab eine Explosion.«

Mein Verstand sagte mir, dass ich erleichtert sein sollte. Mit dem Tod des Jokers war ich aus seiner Schusslinie entkommen. Ich könnte das hinter mir lassen und mich tatsächlich einer Therapie widmen. Ich könnte zu Bruce zurückkehren und mir von ihm helfen lassen. Ich würde mich bei ihm entschuldigen und er würde es irgendwann akzeptieren. Ich könnte Jessica wiedersehen und mit ihr über Rahim sprechen, damit sie damit abschließen könnte.

All das sagte mir mein Verstand. Ich sollte ihm folgen, darauf vertrauen. Es ergab alles Sinn und war richtig.

Aber mein Herz... mein Herz schrie. Mein Herz war aufgewühlt, zerbröckelt und kaputt. Und mein Herz hatte sich an den Joker gehangen, obwohl er von Anfang an ein brutaler und manipulierender Psychopath war. Ich konnte es mir nicht erklären, aber es war dieser Moment, als mich die Erkenntnis mit voller Wucht traf. Ich fühlte mich angezogen vom Chaos. Es lag doch auf der Hand, es fing mit Bruce an. Er ging Nachts auf die Straße, um sich mit Kriminellen zu messen. Er war total zerstört, seine Eltern waren gestorben als er klein war und er hatte sich seine größte Angst zum Freund gemacht. Bruce war Chaos. Und der Joker war nichts weiter als das Pendant zu Bruce.

Echtzeit || JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt