Prolog

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I'd trade my luck to know

Why he's caught in the crossfire

And I'm here wakin' up

To the sun and the sound of birds

~Crossfire by Stephen~

Am Himmel zeichneten sich rote Streifen ab, die Schatten wurden länger und der kühle Wind verstärkte sich. Kein einziger Vogel war mehr zu hören, die Geräusche der Natur wurden von dem Geschrei der Schüler übertönt.

Immer mehr Kinder und Jugendliche stiegen aus den Schulbussen und versammelten sich auf dem Busbahnhof. In der Mitte hatten sich die Lehrer positioniert, die nur halb so munter wie ihre Schützlinge aussahen. »Klasse 7d zu mir!«, erhob sich eine weibliche Stimme und eine schmale Hand wurde in den Himmel gereckt, um größere Aufmerksamkeit zu erzielen. Der Stimme folgten weitere aus demselben Grund: um die Schüler zu versammeln und durchzuzählen.

Als sich gut 25 Jugendliche um die Blondine versammelt hatten, rief sie nacheinander die Namen auf und seufzte schließlich erleichtert, als sie feststellte, dass niemand fehlte. »Ich wünsche euch noch einen schönen Abend! Wir sehen uns am Montag in aller frische wieder!« Ihre Verabschiedung wurde nur halbherzig erwidert. Der Großteil der Kids starrte auf sein Smartphone und steuerte den Parkplatz an, auf dem die Erziehungsberechtigten bereits warteten.

Die 34 Jahre alte Lehrerin fuhr sich durch die lange blonde Mähne und gesellte sich nun zu ihren Kollegen zurück. »Ein Glück ist der Tag endlich vorbei!«, stöhnte ein bärtiger, kleiner und kräftiger Mann Mitte vierzig. Zustimmend nickte die Blondine. »Ich habe einen regelrechten Hass gegenüber Expeditionen entwickelt. Auch wenn es nur in irgendwelche Museen geht.« Ihr Kollegium lachte und schließlich verabschiedeten sich die versammelten Lehrer.

Auch die junge Frau wollte sich in ihren Feierabend begeben, da fiel ihr auf, dass sie ihre Jacke im Bus vergessen haben musste. Zum Glück waren die Busse noch geöffnet, denn die Fahrer hatten sich nicht weit von hier versammelt, um gemeinsam die Feierabendzigarette zu rauchen. So huschte die Blondine eilig zurück in ihren Bus, schnappte sich die Jacke vom vorderen Sitz und holte dann ihr Handy heraus, um ihrer Mitbewohnerin zu schreiben, dass sie sich gleich auf den Weg machen würde.

Langsam ging sie die Stufen des Busses hinunter und tippte währenddessen. Gerade hatte sie auf senden gedrückt, da bemerkte sie eine Bewegung vor sich und ließ vor Schreck ihr Telefon auf den Boden fallen, als jemand anfing zu sprechen. »Alle hängen sie vor ihren Geräten, selbst meine Generation!«, schnaubte ein Mann vor ihr und sie schnappte entsetzt nach Luft, als er ihr ein verschmitztes Grinsen zuwarf.

Er bückte sich und griff nach ihrem Handy. Wie erstarrt stand sie auf der letzten Treppenstufe des Busses und konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Er schnalzte mit der Zunge und seufzte. »Ich sag dir was... du verrätst mir deinen Namen und als Gegenleistung bekommst du dein Telefon zurück.«

Die Blondine öffnete den Mund, brauchte allerdings mehrere Versuche, bis sie ihm krächzend antworten konnte. »Gwyneth.«

Er bedachte sie mit einem amüsierten Blick und reichte ihr dann ihr Handy. Sie griff danach und wollte es nehmen, er ließ jedoch noch nicht los, sondern zog es zu sich. Die junge Lehrerin verlor das Gleichgewicht durch den plötzlichen Ruck und fiel nach vorne direkt in seine Arme. »Huh, Vorsicht! Nicht, dass du dir etwas antust.« Er schmatzte in ihr Ohr und eine Gänsehaut verteilte sich in ihrem Nacken.

Eilig riss sie sich los und gewann ihr Gleichgewicht zurück. Erst jetzt kam es ihr in den Sinn, zu schreien, aber bevor auch nur ein Ton ihrer Kehle entweichen konnte, hatte er schon seine Hand auf ihren Mund gepresst. »Nanana, wir wollen doch nicht für einen unnötigen Tumult sorgen!« Er grinste sie an und befeuchtete sich die Lippen. »Ich nehme gleich meine Hand weg und du bist schön ruhig, Schätzchen. Verstanden?« Zitternd nickte sie und hatte ihren Blick auf seine schwarz umrahmten Augen gerichtet. Er schaute sie an, als könnte er tief in ihre Seele blicken.

Langsam nahm er die behandschuhte Hand von ihrem Mund und sie keuchte vor Angst. Er lächelte zufrieden und trat dann einen Schritt von ihr zurück, reichte ihr wieder ihr Handy. Sie ergriff es und diesmal ließ er sofort los. »Es hat mich gefreut, Gwynnie.« Er trat langsam zurück und behielt die Blondine im Auge, so, als wollte er sichergehen, dass sie auch ja nichts Falsches tat.

Irgendwann verschwand er auf dem Parkplatz zwischen den Autos und die Lehrerin stieß erleichtert die Luft aus. Ihre Hände waren feucht und ihr Herz schlug doppelt so schnell wie gewöhnlich.

»Ist alles in Ordnung, Miss Carter?« Sie schreckte zurück und hob den Blick. Ihr gegenüber stand der Busfahrer, mit dem sie sich während der Expedition hervorragend hatte unterhalten können. Mit klopfendem Herzen nickte sie. »J-ja, ich hatte nur meine Jacke vergessen.« Zur Bestätigung hob sie das Kleidungsbündel in ihrer linken Hand hoch und setzte sich dann endlich in Bewegung. »Einen schönen Feierabend noch«, rief der Fahrer ihr hinterher und sie hauchte nur eine Erwiderung.

Ihre Gedanken hingen immernoch in der gerade passierten Situation. Dieser Mann, sie hatte keinen Zweifel, dass er es war. Der Kriminelle aus den Nachrichten, der Menschen tötete und verletzte. Er trieb seine Opfer buchstäblich in den Wahnsinn.

Und er hatte sie verschont.

Der Joker hatte sie verschont.

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Ich glaube das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Zwischen mir und der Geschichte hahaha :D 

Nun, ich liebe den Joker und neuerdings habe ich ein so starkes Verlangen, dass ich eine neue Geschichte mit ihm schreiben möchte. Echtzeit wird eine Herausforderung, das sowieso, aber sie wird auch meine Leidenschaft. Und ich hoffe sie stillt mein Verlangen und eures am besten gleich mit! :)


Annie over and out.

Echtzeit || JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt