4. Play the game

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I may never sleep tonight

As long as you're still burning bright

If I could trade mistakes for sheep

Count me away before you sleep

~Trade Mistakes by Panic! At The Disco~

Jams Fingernägel bohrten sich in meinen Oberarm, als er mich das Treppenhaus hinaufzerrte. Hinter mir folgte ein weiterer Laufbursche, der Jessica beförderte, die wie in Trance alles mit sich machen ließ. Immer wieder sah ich über die Schulter, ob die beiden noch hinter uns waren, bis wir schließlich den fünften Stock erreichten und Jam einmal gegen die Tür klopfte.

Kurz darauf öffnete ein Mann mittleren Alters die Tür, der zuerst Jam und dann mich anstarrte, ehe er beiseite wich und wir die Wohnung betraten.

Es handelte sich um ein schäbiges Appartement mitten in Gotham, nahe dem Hauptbahnhof. Die Straße war in der Stadt verbreitet für die in ihr lebende Kriminalität – nirgendwo sonst wurden häufiger Straftaten begangen. Als Frau sollten man einen riesigen Bogen um diese Straße machen und jetzt wusste ich nur weitere Gründe, dies zu tun.

Jam brachte Jessica und mich in eines der Schlafzimmer mit einem schmalen Bett und Kleiderschrank drin. Durch die Fenster drang nur bedingt Sonnenlicht, man sah direkt auf die Wand des nebenstehenden Gebäudes.

Jam machte unsere Fesseln los und schubste uns aufs Bett.

»Benehmt euch, der Boss kommt in ein paar Stunden wieder. Bis dahin möchte ich keinen Mucks von euch hören! Es wäre sowieso zwecklos, die restlichen Mitbewohner dieses Gebäudes sind von der Mafia geschmiert und schweigen.«

Seine eisblauen Augen fokussierten erst Jessica, dann mich. Wobei sie bei mir ein wenig länger und bedrohlicher waren. Keiner von uns sagte ein Wort und so verließ Jam schließlich den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Man hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde und dann war es ruhig.

Ich sah meine Freundin an und berührte schließlich ihre Schulter. Sie zuckte zurück und hob dann ihren Blick, der meinen traf. »Man wird uns hier rausholen«, versprach ich ihr, aber sie reagierte darauf nicht.

»Was wollte er von dir?«, fragte sie dann leise und ich verzog das Gesicht. Sie meinte den Joker und wieso er mich in sein Büro gezerrt hatte. »Um ehrlich zu sein... ich habe keine Ahnung.« Ich erhob mich und rieb über meine Handgelenke, an denen rote Striemen der Kabelbinder zu sehen waren. »Er hat auf mich eingeredet, mir gedroht und dann...« Ich blieb stehen und starrte zum Fenster. Hinter mir erhob sich Jessica, die zu mir kam und nun mir die Hand auf die Schulter legte. »Und dann?«, fragte sie sanft. Ihre Stimme war leicht kratzig, aber dennoch strahlte sie diese unheimliche Wärme aus. Jessica war der vermutlich liebste Mensch, der mir je begegnet ist und es war nicht fair, dass sie das hier mitmachen musste.

»Und dann bot er mir einen Deal an.« Ich drehte mich zu ihr und sah ihr in die Augen. Ihre hellen Haare fielen ihr zum Teil wirr ins Gesicht, der Großteil ihrer Hochsteckfrisur saß allerdings noch. Sie hatte blonde Haare wie ich, allerdings waren meine gefärbt und ihre echt.

»Was für ein Deal?«, hakte sie nun weiter nach und ich wandte den Blick ab und runzelte die Stirn. »Er sagte mir, dass er sich schnell langweilt. Wenn ich ihm meine Geheimnisse verrate, dann lässt er mich am Leben.« Stille folgte. Auch Jessica schien zu grübeln, denn sie schritt langsam zurück und ließ sich wieder auf das Bett sinken. Der samtene Stoff ihres hübschen Kleides raschelte leicht, während sie sich bewegte.

Echtzeit || JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt