Einundzwanzig; Brooke

1 0 0
                                    

„Unsere Eltern machen sich bestimmt schon fürchterliche Sorgen! Es tut mir so leid! Das war so eine dumme Idee ...", regt sich Clara auf und tigert durch den großen Raum. Der einzige Vorteil an der ganzen Sache ist, dass wir in einer riesigen Suite, bestehend aus mehreren Räumen, untergekommen sind.

Ich liege auf dem Himmelbett und schaue ihr durch die geöffnete Tür, die in das Wohnzimmer führt, zu. „Es ist nicht deine Schuld, wie oft muss ich das denn noch sagen?", frage ich und wende meinen Blick von ihr ab um aus dem Fenster zu schauen. 

Draußen erstreckt sich eine Sumpfartige Landschaft und dahinter ein Tannenwald. Wie gerne, wäre ich jetzt dort draußen ...

„Doch es ist - "

„Clara!", unterbreche ich sie mahnend und setzte mich aufrecht hin. „Ich hab eine Idee, komm mal mit. Ich wette, dass du diesen Raum noch nicht gesehen hast."

Sie folgt mir in das nebenan liegende Badezimmer und blickt mich fragend an. Ich grinse und drücke einmal fest gegen den Wandspiegel, der sich daraufhin öffnet und den Blick in einen anderen Raum freigibt.

„Oh ... Wow!", stößt sie fasziniert aus und tritt in den Raum. „Wie hast du das gefunden?"

„Indem ich mich umgeschaut und nicht herum gejammert habe", antworte ich. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt allerdings Tod oder schwer verletzt ...

Clara öffnet einen der Kleider schränke und zieht ein dunkelblaues Kleid heraus. Ihre Augen glänzen und sie sieht aus, als wäre sie den Tränen nahe. „Ich ... ich dachte, wir würden hier verkümmern ...", schluchzt sie dramatisch und ich ziehe nur belustigt die Augenbrauen hoch. Oh man, Clara ist die typische Blondine mit der ich eigentlich nie befreundet sein wollte! Und jetzt auch das noch ...

„Hey!", ruft sie und schlägt mir wütend auf den Arm. Ich reiße erschrocken die Augen auf, als ich bemerke, dass ich es laut ausgesprochen habe und fange gleichzeitig mit Clara an zu lachen.

„Oh man", japse ich lachend. „Die denken bestimmt, dass wir einen totalen Knall haben, wenn die uns hören."

„Das wissen die bestimmt schon", erwidert sie und hält sich ihren Bauch. „Kennst du das, wenn du nicht mehr ... aufhören ... kannst ...?", fragt sie unter Lachkrämpfen.

Ich nicke und wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln. „Deine Mascara ist verschmiert!", stoße ich aus und sehe zu wie Clara's Gesichtsausdruck innerhalb von zwei Sekunden wechselt.

Das ist ein ernstes Thema!"


                                                                          ~ etwas später ~

„Und fertig", sagt Clara zufrieden und präsentiert mir ihr Ergebnis. Ich staune nicht schlecht. Ihr Kleid schmiegt sich an die passenden Stellen ihres Körpers und das schwarz schimmert leicht. Ihr Eyeliner ist so sauber geschwungen, wie die Zeichnung eines Künstlers und ihre Lippen hat sie mit einem durchsichtigen Lipgloss bemalt.

„Bitch!", rufe ich aus und schlage mit ihr ein. Mein Spiegelbild blickt mir durch den großen Wandspiegel entgegen und präsentiert ein völlig anderes ich. Hohe Stiefel, Lederrock und Ledertop. Dazu die dunklen Smokie Eyes und geglättete Haare.

„Schade, dass wir alleine sind ...", murmelt Clara.

„Denkst du wirklich, ich habe dir das alles umsonst gezeigt? Wer schmeißt heute wohl eine Hausparty?"

„Liam Hilton?"

Ich nicke und ziehe sie hinter mir her. Vor der Tür zum Flur bleibe ich stehen und zucke eine Haarnadel. Nach kurzer Zeit macht das Schloss ein klickendes Geräusch und ich lächle Clara wissend an.

„Wo hast du das gelernt?", flüstert sie während ich vorsichtig die Klinke nach unten drücke und in den Flur linse.

„So etwas lernt man als Einzelkind mit sehr strengen Eltern", erwidere ich und schließe die Tür hinter uns. „Komm mit, wir müssen einen anderen Weg nach unten finden, als die Haupttreppe."

„Der Fahrstuhl?"

„Zu auffällig ..."

„Ich hab's! Neben dem Fahrstuhl habe ich einen Dienstboten Aufgang gesehen."

„Na dann. Worauf warten wir noch."

Zu unserem Glück ist die Tür nicht verschlossen und wir können aus dem ungeschützten Bereich verschwinden. Eine kleine Wendeltreppe erwartet uns hinter der Tür und führt nach unten in ein schwarzes Loch. Sicherheitshalber machen wir kein Licht an und schleichen uns die Treppe nach unten.

„Hoffentlich erkennen die uns nicht", sagt Clara leise und ich schüttele den Kopf. 

„Uns haben bis jetzt vielleicht fünf Leute gesehen. Und wenn, dann rechnen die doch überhaupt nicht mit uns."

Gerade als wir das Ende der Treppe erreichen, ertönt ein leises quietschen und ein Lichtstrahl strömt unter, der sich öffnenden Tür hindurch. Erschrocken sehen wir uns an und verstecken uns hastig hinter der Treppe.

„Farin?", erklingt eine Frauenstimme. „Komisch", sagt sie nach kurzer Zeit und schließt wieder die Tür. „Ich dachte ich habe was gehört ..."

Wir warten noch einige Zeit bis wir uns aus unserem Versteck herauswagen. Jetzt höre ich auch den wummernden Bass. Clara öffnet die Tür und wir stehen wieder in einem Flur. Geradeaus ist eine geöffnete Glastür und dahinter ein offenes Wohnzimmer mit einer Küche. Alles ist voller Menschen und die Musik ist so laut, das man schon fast schreien muss. Wir tauchen in der Menge unter.

LOST THINGS CAN BE FOUND, BUT WHAT ABOUT BROKEN THINGS...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt