Zwei; Mary

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Es ist mir peinlich, als mich alle anschauen. Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen, egal wann, wie oder wo. Ich hasse es. Immer.

Ich schaue zu wie die anderen Pärchen zusammen gehen und bin froh meine Übungen zu machen, da wir eine ungerade Zahl sind.

Ich wäre wie immer übrig geblieben. Die anderen finden mich komisch. Ich weiß nicht warum, vielleicht weil ich in der Mittagspause in der Schule alleine sitze oder nie mit jemand anderem zusammen bin.

Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum das so ist, aber ich traue mich einfach nicht Leute anzusprechen und sie sprechen mich auch nicht an. Warum sollten sie auch, sie kennen mich doch überhaupt nicht und ich bin sowieso unbeliebt unter den coolen Kids an der Schule.

Und so dreht es sich immer wieder von vorne und es hat einfach kein Ende.

Niemand in der Schule weiß wirklich, das ich seit ein paar Wochen zu dem Volleyball Team gehöre. Meine Eltern halten es für eine gute Entscheidung um endlich Anschluss zu finden.

Das glauben die doch selber nicht! Anschluss bei denen?  Obwohl, die meiste Zeit sind sie eigentlich ganz okay und manchmal sogar richtig nett zu mir, aber nur solange Clara nicht hinschaut. Sie ist ihre Anführerin, die Stärkste im Rudel.

Ich weiß nicht warum, aber so ist es schon seit der Grundschule. Sie war immer das beliebteste Mädchen bei den Jungs und durfte immer bestimmen was in der Pause gespielt wird. Ich war auch damals schon eine Außenseiterin... 

Damals war aber auch alles noch anders. Die Lehrer haben noch versucht mich in die Gemeinschaft einzubringen und haben mir geholfen. Doch ab der middle school ging es für mich komplett Berg ab. Die ersten Witze wurden über mich gerissen und niemand wollte bei der Patnerarbeit mit mir zusammenarbeiten.

Am Anfang in der Highschool war es normal für mich den Spind aufzumachen und irgendein ausgedrucktes und danach angemaltes Bild vorzufinden.

Fotos wurden herumgeschickt und selbst manche Lehrer lachten über die Witze der besonderes witzigen Jungen.

Ich glaube man kann sagen, dass das die schlimmste Zeit meines Lebens war. Ich bin sogar kurzzeitig zu Therapie gegangen und irgendwann hat es dann endlich aufgehört.

Ich beende meine Aufwärmungen und geselle mich in den Kreis der sich gebildet hat. Zu meinem Glück stehe ich neben Clara, die mir einen vertrauten angewiderten Blick zuwirft.

Vielleicht findet sie mich hässlich, wegen meinen roten Haaren die niemals mit ihrer blonden Model Mähne mithalten könnten. Oder weil ihr Körper Rundungen und Kurven hat und sie wie eine der Kardashians aussieht. Ich dagegen bin ein Stock. Viele würden mich schon als untergewichtig bezeichnen, aber ich ernähre mich meines Wissens nach ausgewogen.

Ich ignoriere Clara's bohrenden Blick und grinse vor mich hin, bei dem Gedanken ihr mal eins auszuwischen. So etwas würde ich mich leider nur nie trauen. Dafür habe ich zu viel Angst vor ihr.

Als ich den Kopf hebe, starrt mich allerdings nicht Clara an sondern unserer Trainerin Luna. „Möchtest du uns etwas mitteilen?" Anscheinend hat sie gerade etwas erklärt und ich war abgelenkt. Sie hasst es, wenn man ihr nicht zuhört.

Oh Verdammt! Konnte man nicht mal drei Sekunden von einer Welt träumen in der man eine starke Persönlichkeit hat? Nein? Schade.

Beschämt schüttele  ich nur den Kopf und merke wie mir die Röte ins Gesicht kriecht. Neben mir schnaubt Clara belustigt.

Luna's Blick wandert zu ihr und ihre Stimme lässt mich schaudern. „Ich glaube für Mary und Clara ist das Training für heute beendet. Geht euch umziehen!"

„Aber...", will Clara protestieren.

„Nichts aber."


Ich schließe die Tür der Umkleide hinter mir und husche mit gesenktem Kopf zu meinem Spind. Ich bin mir sicher das Clara mich anstarrt, aber wenn wir ehrlich sind: starren hat die Gesellschaft auch noch nicht verbessert!

„Du weißt, dass du das bereuen wirst?" Ich wage nicht den Blick zu heben, kann aber aus dem Augenwinkel erkennen, dass sich gelangweilt etwas an ihrem Handy anschaut. Sie erwartet anscheinend keine Antwort von mir, also krame ich die gelbe Bluse meiner Mutter heraus und streife mir mein Sportoberteil vom Kopf. Als ich gerade den letzten Knopf zugemacht habe höre ich wie Clara etwas sagt. Sie ist langsam näher gekommen, was ich gar nicht bemerkt habe. Ihr Handy ist verschwunden, doch ihr Blick ist gierig, wie der einer Raubkatze die gleich ihre Beute verschlingen wird.

„Wusstest du, dass dein Klamottengeschmack grässlich ist? Zumindest dieses gelbe Teil da", fährt sie schon ihre Krallen aus. Abschätzig blickt sie an mir herab.

„Die Bluse", murmele ich. „Ist von meiner Mum." Im nächsten Augenblick bereue ich meine Worte und hoffe, dass sie ungehört bleiben. Doch meine Gebete werden nicht erhört.

„Na und?", ächzt sie genervt.

„Es ist ein Erbstück", sage ich etwas lauter in der Hoffnung doch noch etwas wie Menschlichkeit in ihr zu finden. Clara's Gesicht bleibt allerdings ohne jegliche Veränderung, kalt.


Hey du! Vielleicht hat es dir bis jetzt ja schon ganz gut gefallen und du willst gerne wissen wie es weitergeht?

Wenn dem so ist freut es mich natürlich sehr. Das nächste Kapitel kommt morgen und keine Angst, es wird noch spannender!

LG; E


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