Zwölf, Mary

2 0 0
                                    

Die Abenddämmerung bricht langsam ein. Ich liege schon den ganzen Tag im Bett und starre aus dem Fenster auf die kleine Einfahrt. Ein roter Sportwagen biegt ab und fährt langsam an unserem Haus vorbei. Kurz habe ich den Eindruck, dass er bei uns hält, doch dann gibt er Gas und ist verschwunden. Seltsam. 

Ich stehe auf und gehe ins Bad, welches an mein Zimmer angrenzt. Ein erschöpftes ich schaut mir im Spiegel entgegen. Dunkle Augenringe verwuschelte rote locken. Ich könnte als Pipi Langstrumpf durchgehen. 

Kraftlos wasche ich mir das Gesicht und putze meine Zähne, um mich wenigstens etwas sauberer zu fühlen. Dumpf höre ich die Haustür klingeln und nach kurzer Zeit Mum's Stimme. „Liam? Was machst du denn hier?"

Ein junger Mann antwortet leise, aber so, dass ich trotzdem alles verstehe, als ich mein Ohr an die Wand drücke. „Er weiß es, Liliana. Er ... ist auf der Suche nach uns."

Unten wird es ruhig und ich schleiche mich langsam aus dem Zimmer, darauf bedacht keine Geräusche zu machen. An der Treppe halte ich an und drücke mich an die leicht vergilbte Wand. Man kann wirklich nicht von einem Luxushaus sprechen in dem ich hier lebe, aber dennoch ist es sehr gemütlich.

„Sie muss hier weg", sagt der Mann deutlich.

„Das geht nicht! Sie ... was sollen ...", Mum bricht abrupt ab.

„Es muss sein, Liliana. Weiß sie es?"

„Ja, Mary hat es herausgefunden. Aber nicht, dass er ..." Ein lauter Knall durchfährt die Stille und ich zucke zusammen. Holzsplitter regnen auf mich herab und ein Balken kracht hinter mir zusammen.

„MARY!?", höre ich Mum's verzweifelte Stimme.

„Er ist hier!", ruft der unbekannte Mann. Mein Bein schmerzt wie Hölle und als ich einen Blick nach unten Wage bleibt mir die Luft weg. Ekel und Angst vermischen sich zu einem Knäul der Gefühle und der Schmerz nimmt mir die Sinne. Nur mit Mühe stoße ich die Worte hervor die auf meiner Zunge brennen: „Mum! Hier ... Hilfe ..." Meine Stimme versagt und ein weiter Knall ertönt.

Ich schaue nach links und das letzte was ich sehe, sind die Flammen die mein Zimmer langsam auffressen und sich immer weiter zu mir vorarbeiten. Die Hitze ist schneidend heiß und meine Augen Tränen. Dann wird alles schwarz.

LOST THINGS CAN BE FOUND, BUT WHAT ABOUT BROKEN THINGS...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt