9 || Be my Mistake

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Weiterhin Daryl's POV

TW: Unfruchtbarkeit, unerfüllter Kinderwunsch

So sitzen wir kuschelnd auf dem Dach dieser alten Rostlaube. Die Zeit scheint endlos zu sein, und andererseits habe ich das Gefühl, dass die Sonne in Sekunden untergeht. Ich will nicht gehen, doch wir müssen.

Ein letztes Mal atme ich ihren Duft ein und genieße ihre Nähe. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, doch die Nähe zu ihr erwärmt mein Herz.

„Shelby", murmle ich leise. Kaum habe ich ihren Namen ausgesprochen, löst sie sich auch schon von mir. „Ich weiß, wir müssen los. Walker tötet man besser, wenn man sie sieht." Ich nicke und springe vom Dach des Wagens herunter. „Nimm die Armbrust und steig auf meinen Rücken. Ich nehme dich Huckepack, bis wir beim Bike sind." Shelby sitzt noch immer auf dem Dach und grinst mich an. Es ist schon fast ganz dunkel und es wird immer schwieriger ihre Gesichtszüge zu erkennen. „Warum sollte ich das tun?" Ich muss schmunzeln und schüttle den Kopf. „Ich habe keine Lust darauf, dass du wieder in irgendwelche Löcher trittst und ich dich retten muss." Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit. Ich habe dieses irre Verlangen, ihr weiterhin nah zu sein. Es macht mir Angst, weil ich nicht so recht dagegen ankämpfen kann und ... will.

Shelby mustert mich kurz, grinst dann und steigt auf meinen Rücken. Ich nehme ihre Beine und gehe los. Ich glaube, sie weiß es. Tief in ihr drin wird sie wissen, dass es nur ein Vorwand war. „Wenn wir jetzt von einem Walker überrascht werden, kannst du ihn nicht einfach umbringen mit mir auf dem Rücken", entgegnet es ihr. „Als ob mich das abhalten könnte. Mittlerweile müsstest du mich doch kennen", grinse ich und gehe weiter. Trotz dass es immer dunkler wird und ich sie auf meinem Rücken habe, achte ich dennoch auf das, was um uns herum passiert. Ich merke, dass Shelby nervös ist, denn ihr Griff um mich herum wird immer fester. Ich genieße es. Wahrscheinlich mehr, als ich sollte. „Hast du Angst?", entgeht es mir leise. „Nicht direkt, aber es erinnert mich an die Zeit, bevor Rick und Carl mich fanden. Ich musste nächtelang alleine durch den Wald irren", flüstert sie kaum hörbar. Automatisch wird mein Griff um ihre Beine stärker. Ich verspüre diesen starken Drang, sie beschützen zu müssen. Fast so wie bei Beth, aber irgendwie auch anders. So schnell, wie er gekommen ist, schiebe ich den Gedanken auch wieder an die Seite. Ich muss mich zusammenreißen und auf unsere Umgebung achten. Wir verbringen viel Zeit zusammen und ich bin wahrscheinlich einfach verwirrt.

Ohne einem Walker zu begegnen, bringe ich uns zurück zum Bike. „Lass uns schnell hier weg. Es war dumm von uns so lange hier zu bleiben", murmelt Shelby, als sich mein Griff um ihre Beine löst und sie von meinem Rücken springt. Ich antworte nicht, stattdessen steige ich aufs Bike und versuche es zu starten, doch ... nichts passiert. Erneut versuche ich es. Der Motor heult kurz auf, doch die Kiste säuft ab. „Fuck", entgeht es mir. „Daryl ...", höre ich Shelbys Stimme hinter mir. Sie klingt so, wie ich mich fühle ... beunruhigt.

Ich versuche es noch 2–3 Mal, doch nichts passiert. Die Kiste springt kurz an, doch säuft direkt ab. Schöne Scheiße. Wir stehen mitten im Nirgendwo und es ist mittlerweile stockdunkel.

„Was sollen wir jetzt tun?" Das ist eine berechtigte Frage, doch ich habe noch keine Antwort darauf. Genervt steige ich ab und krame aus meiner Westentasche eine kleine Taschenlampe. Ich leuchte das Bike ab, doch kann so nichts erkennen. Das Licht ist zu schwach und es ist viel zu dunkel. „Wir müssen hierbleiben", sage ich. „Wir können doch nicht hierbleiben. Können wir nicht laufen oder das Bike hier wieder zum Laufen bringen? Es ist zu gefährlich ...", ich seufze entnervt auf und unterbreche sie. „Ich weiß selbst, dass es zu gefährlich ist, aber hier und jetzt kriege ich das Bike nicht wieder zum Laufen. Wenn es hell wird, kann ich mich erst richtig auf Fehlersuche begeben. Laufen wäre noch gefährlicher. Ich weiß zwar, wo wir lang müssen, dennoch ist es zu weit und unser Ticket in den Tod wenn wir im Dunkeln zurückgehen. Das weißt du doch." Stille ... sie sagt nichts mehr. Ich lasse vom Bike ab und gehe zu ihr. Das Licht Die Taschenlampe spendet gerade so viel Licht, dass ich schwach ihr Gesicht erkennen kann, aber es reicht, um ihre Verzweiflung zu sehen. Sie muss so viel in ihrer Zeit alleine an Orten wie diesen erlebt haben. Das haben wir alle, aber dennoch bricht es mir das Herz. Sie ist immer das Licht des Lebens. Immer glücklich und anmutig, doch jetzt wirkt sie klein und zerbrechlich. Sie hat Angst, auch wenn sie das nie zugeben würde. „Wir gehen zurück zur Farm. Ich habe dort schon mal eine Nacht verbracht. Wenn wir Glück haben, ist der Platz dort nicht überlaufen. Vertrau mir jetzt einfach", sage ich leise. Shelby seufzt und nickt. „Ich vertraue dir." Ein kleines, wenn auch zögerliches Lächeln bildet sich auf ihren Lippen. Da ist es wieder.

Exile || Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt