Wortlos und schnellen Schrittes geht Daryl Richtung Tor. Ich laufe ihm so gut es geht nach, habe tatsächlich aber Schwierigkeiten bei seinem Tempo mitzuhalten. Er ist sauer, und das so sehr das es seine Art zu gehen verändert.
Neben dem Tor an einen Baum steht sein Bike. Er rollt es zurück und schwingt sich darauf, dann nimmt er seine Armbrust ab und wirft sie mir hin. Entgeistert fange ich sie und hänge sie mir um, doch dennoch bleibe ich wie angewurzelt stehen und sehe ihn an. „Herrgott, siehst du Geister oder was? Jetzt komm schon", murmelt er. Normalerweise würde ich seinen Spruch jetzt kontern, doch ich bin selber noch so perplex von dem Geschehenen, das ich geistesgegenwärtig einfach drauf steige und mich an ihm festhalte. „Geht doch", fügt er noch hinzu als ich sitze, dann gibt er Rosita die am Tor Wache hält ein Zeichen es zu öffnen.Kaum ist das Tor geöffnet, gibt Daryl plötzlich Vollgas. Ich erschrecke mich total und klammere mich wie ein Äffchen an ihm fest und drücke mein Gesicht gegen seine Schulter. Ich bin in letzter Zeit schon öfters mit ihm gefahren, und habe auch nicht mehr so große Angst davor, dennoch ist er immer erstmal für einen Moment langsam angefahren, um mir meine Zeit zu geben, nur heute nicht. Es dauert eine Weile bis ich mich an das Tempo gewöhne. Langsam löse ich meinen Kopf von seiner Schulter. Innerlich verfluche ich ihn ein wenig für seine Rücksichtslosigkeit, aber es ist einfach Daryl's Art mit unschönen Dingen umzugehen, und außerdem bin ich einfach nicht in der Stimmung um mich gleich mit ihm zu streiten.
Wir fahren eine Weile auf den Überresten was einst eine Hauptstraße war, biegen irgendwann aber in eine Art Feldweg. Es ist keine von seinen üblichen Routen, was mich etwas überrascht. Er will sich schließlich abreagieren, also dachte ich geht es zu unserem üblichen Waldstück.
Der Feldweg führt zu einer kleinen Farm, doch überraschenderweise halten wir dort ebenfalls nicht. Daryl fährt noch ein Stück weiter und kommt wenig später an einem großen Feld zum Stehen. Als er den Motor abgestellt hat, steige ich ab. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding nach der holprigen Fahrt und mein Kopf fühlt sich an als hätte er gerade einen Schleudergang in der Waschmaschine mitgemacht. Mit zittrigen Fingern gleite ich mir durch die Haare. Ich brauche erst einmal ein paar Sekunden um zurechtzukommen. Daryl macht hingegen den Eindruck als wäre er gerade gar nicht mit dem Kopf auf dieser Welt. Einen Moment lang starrt er einfach auf das verwilderte Feld vor uns. Als ich mich wieder gefangen habe nehme ich die Armbrust vom Rücken und gehe einen Schritt näher auf ihn zu. Sein Blick wendet sich, von dem was auch immer er anschaut ab. Er greift nach der Armbrust, um sie mir abzunehmen, doch als unsere Finger sich am Griff berühren halten wir zeitgleich einen Moment inne. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinunter und mein Arm fühlt sich an wie erstarrt. „Denk nicht mal daran", murmelt er plötzlich, mehr zu sich selbst als zu mir. Seine Worte wirken wie ein Weckruf für mich. Langsam löst sich mein Griff und die Armbrust, und auch Daryl wird wieder Herr seiner Sinne und nimmt sie an sich.„Komm mit", sagt er und geht mit schnellen Schritten voran mitten ins Feld hinein. „Willst du die Farm plündern"? Frage ich während ich ihm folge. „Nein. Hier gibt es schon lange nichts mehr zu holen", antwortet er ohne seine Geschwindigkeit zu reduzieren. Wir laufen eine Weile, eher Daryl vor den Überresten eines alten Trucks zum Stehen kommt. Stirnrunzelnd sehe ich erst das Teil und dann ihn an. „Was willst du hier?", frage ich ihn. Daryl wirft sich die Armbrust über die Schultern und steigt auf die Motorhaube, dann aufs Dach. Dort lässt er sich nieder und sieht zu mir nach unten. „Ich will reden ...", antwortet er und hält mir dann seinen Arm hin. Ich nehme ihn und lasse mich von ihm hochziehen. Total verwirrt setze ich mich neben ihn aufs Dach und schaue über das Feld. So sitzen wir eine Weile dort nebeneinander, doch es bleibt still. „Lass dir Zeit. Ich gehe nicht weg", entgegnet es mir irgendwann. Es ist so untypisch für Daryl ein Gespräch zu suchen, und gerade deswegen so wichtig von mir es ihn in seinem Tempo machen zu lassen. Egal was er erzählt, ich würde nicht gehen. Er war für mich da und jetzt ist die Zeit gekommen das ich es für ihn bin.
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Exile || Daryl Dixon
Fiksi Penggemar„Junge Liebe..." Negan lacht und deutet auf Lucille. „Hätte ich das früher gewusst, hätte ich nicht euren Freunden den Schädel eingeschlagen, sondern euch." Er nimmt den Baseballschläger und drückt ihn gegen meinen Hals. Der Stacheldraht bohrt sich...