Einige Tage später...
Shelby's POV:
Es ist ein warmer sonniger Nachmittag. Die Vögel zwitschern und ich habe heute mehr Freizeit als mir lieb ist. Seufzend lasse ich mich mit einem Buch auf der Veranda unseres Hauses nieder. Desinteressiert blättere ich darin und erwische mich dabei, wie ich die Seiten mehr anschaue als sie tatsächlich zu lesen. Ich habe noch nie gerne und viel gelesen, weder vor dem Outbreak noch jetzt.Die Tage vergehen und mein Platz in der Gemeinschaft festigt sich immer mehr. Mittlerweile habe ich meine festen Aufgaben und einen festen Tagesablauf. Jeden Vormittag treffen wir uns alle, und Rick sagt an, was für den Tag ansteht. Danach gehe ich meistens mit Carol mit und helfe ihr bei der Kinderbetreuung. Wenn ich danach noch Zeit habe, gehe ich oft zu Denise und helfe ihr bei der Versorgung von verwundeten. An Tagen, wo gejagt oder geplündert wird, helfe ich am späten Nachmittag mit, die Beute zu verräumen und zu sortieren. Jeden Abend wird das gekocht, was da ist und wir essen weitestgehend alle gemeinsam, dann geht es ins Bett.
Mit der Zeit kommt die Langeweile und ich merke von Tag zu Tag mehr, dass ich immer unzufriedener mit meinem Platz hier bin, doch ich bin selber Schuld. Seit dem Abend mit Daryl im Wald bin ich unsicher geworden. Dass der Walker mich fast geschnappt hätte nur, weil ich unaufmerksam war nagt an mir, und das mehr als mir lieb ist. Seitdem will ich die schützenden Wände von Alexandria nicht mehr verlassen. Ich zweifle an meinen eigenen Fähigkeiten, auch wenn ich tief in mir weiß, dass es Quatsch ist.
Da ich eh mehr damit beschäftigt bin zu grübeln als zu lesen, lege ich das Buch zur Seite. „Du gefällst mir nicht", ertönt eine Stimme vom Fuße der Treppe. Es ist Daryl. Langsam kommt er die Stufen hoch und lässt sich gegenüber von mir auf einen Stuhl fallen. „Danke für das Kompliment", entgegnet es mir. Ich versuche ihm nicht sonderlich viel Beachtung zu schenken, doch meine Aufmerksamkeit wird erregt, als er etwas auf den Tisch wirft. Mein Blick fällt auf den Gegenstand und danach automatisch auf ihn. Es ist meine Waffe, die da liegt. „Es scheint mir so, als könntest du eine Auszeit gebrauchen", beginnt Daryl, doch ich schüttele direkt mit dem Kopf und nehme erneut das Buch in die Hand. „Shelby...", sagt er und nimmt es mir ab. Ich will protestieren, doch er gibt mir gar nicht die Chance dazu. „Erzähl mir nicht das dir das Spaß macht. Kochen, auf Judith aufpassen, Sachen wegräumen und verarbeiten die wir mitbringen. Klar sind das wichtige Aufgaben und wir alle müssen sie mal machen, aber nicht nur. Das bist doch nicht du. Du hast mich mal angebettelt und furchtbar genervt damit das ich dich mitnehme und jetzt?" „Das war bevor meine Unaufmerksamkeit uns in Gefahr gebracht hat", unterbreche ich ihn fast. „Ich weiß nicht Daryl, aber vielleicht bin ich doch nicht so gut wie ich dachte. Vielleicht habe ich es nur bis hier hin geschafft weil ich einfach Glück hatte", füge ich hinzu. Daryl greift nach meiner Hand, die auf dem Tisch liegt, etwas unsanft und legt sie auf die Waffe. „Bullshit. Du laberst Mist und das weißt du. Zieh dich um. In 10 Minuten fahren wir los. Ich habe eine Überraschung für dich". Einen Moment sehe ich ihn einfach nur an. Ein Teil von mir will die Hand wegreißen und ihn anschreien, der andere will auf ihn hören. Nach kurzem Hin und Her mit mir selbst reiße ich die Hand weg, stehe auf und gehe ins Haus. Er hat gewonnen.
Ich ziehe mich um und stehe pünktlich wieder auf der Veranda. Daryl grinst leicht, zumindest das, was man Grinsen bei ihm nennen kann. Er steht auf und geht die Treppe runter. Etwas mürrisch stecke ich mir meine Waffe zu den Messern in den Gürtel und folge ihm.
Den ganzen Weg bis zum Tor sagt niemand von uns etwas. Erst als Daryl statt seinem Bike einen Pick-up-Truck ansteuert, breche ich mein Schweigen. „Was hast du vor?" Frage ich. „Wir besorgen ein paar Dinge", antwortet er und hält mir die Beifahrertür auf. „Daryl...", beginne ich. „Schieb deinen Arsch jetzt hier rein. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", unterbricht er mich. Ich seufze genervt, eher ich mich am Riemen reiße und einsteige.

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Exile || Daryl Dixon
Hayran Kurgu„Junge Liebe..." Negan lacht und deutet auf Lucille. „Hätte ich das früher gewusst, hätte ich nicht euren Freunden den Schädel eingeschlagen, sondern euch." Er nimmt den Baseballschläger und drückt ihn gegen meinen Hals. Der Stacheldraht bohrt sich...