Mühselig wische ich mir einen Tropfen Blut aus dem Auge, eher ich mein Messer direkt in den nächsten Schädel eines Walkers stecke und dieser zu Boden fällt wie ein nasser Sack. Das geht schon Tage so, oder vielleicht sogar Wochen? Man verliert jegliches Zeitgefühl. Ich bin müde. Ich habe schon ewig nicht mehr richtig geschlafen, oder richtig gegessen. Ich spüre meine Beine kaum noch, und dennoch darf ich nicht halten, nicht schwach werden.
Wieder schmettere ich mein Messer in den nächsten Kopf, nur um daraufhin kurz innezuhalten. Plötzlich ist es fast still, und ich merke das nur noch einer dieser ekelhaften Kreaturen übrig ist. Gierig streckt er mir seine ekligen Finger entgegen. Ich stecke mein Messer in meinen Gürtel zurück, zücke meine Waffe und verpasse ihm eine Kugel zwischen die Augen, dann wird mir schwarz vor Augen. Ich spüre wie ich mein Gleichgewicht verliere und auf die stinkenden Leichen der Zombies falle, die ich umgebracht habe. Ein Teil von mir wünscht sich das ich gerade sterbe, der andere kämpft darum mich bei Bewusstsein zu halte. Ich lausche dem Rauschen der Bäume, bis auch der letzte meiner Sinne nachgibt, und ich komplett das Bewusstsein verliere.
[...]
Mit einem Ruck schlage ich die Augen auf und werde direkt mit furchtbaren Kopfschmerzen begrüßt. Ich brauche einen Moment um mich zu sammeln. Ich kann mich nicht bewegen. Jeder Knochen meines Körpers schmerzt. Ich liege auf einem Bett, oder einer Liege. Mein Blick fällt auf meinen rechten Arm, dieser ist in eine Art Gips gehüllt. Ich versuche mich zur Seite zu drehen, nur um zu realisieren das mein linker Arm gefesselt ist. Wo zur Hölle bin ich gelandet? Erst jetzt wage ich einen Blick in meine Umgebung. Ich bin in einer Art Keller, andererseits könnte es aber auch ein Verlies sein. Es gibt ein kleines Fenster, aus dem frische Luft hineinweht. Ich höre Gelächter und die Geräusche, die Kinder beim Spielen machen. Träume ich? Bin ich Tod? Ich schiebe diesen Gedanken schnell weg. Wenn ich Tod wäre, wäre ich nicht gefesselt. Ich bekomme Angst. Ich möchte schreien und flüchten, aber mein Körper lässt es nicht zu. Ist das jetzt das Ende? Jahrelang habe ich standgehalten und jetzt? Ich hatte mir für mein Ende etwas Spektakuläreres gedacht als das.
Aus meinen Gedanken werde ich gerissen als die Tür aufgeht. Reflexartig will ich nach meinem Messer in meinem Gürtel greifen, stelle dann aber schnell wieder fest das mein rechter Arm eingegipst, und mein linker gefesselt ist. Ein Mann tritt ein. Mein Arsch geht mir gewaltig auf Grundeis, aber ich werde den Teufel tun und ihm das zeigen. Angst zu zeigen, bedeutet Schwäche zu zeigen und in dieser neuen Welt lernst du schnell das Schwäche dir nichts als Ärger bringt.
Er bleibt in der Tür stehen und sieht mich einen Moment an. „Du bist wach, das ist schön. Du warst fast zwei Tage bewusstlos". Um Himmels willen. Zwei tage? Was haben sie bloß in dieser Zeit mit mir gemacht?
Er gibt mir einen Moment, um darauf zu antworten, aber ich bleibe still. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt meine Gedanken in diesem Augenblick zu sammeln, außerdem werde ich nichts einfach so von mir preisgeben.
Der Fremde scheint dies zu merken, denn er schmunzelt kurz und deutet auf die Fesseln. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme für den Fall das du uns schaden willst. Mein Name ist Rick. Mein Sohn Carl und ich haben dich einige Meilen von hier bewusstlos in einem Haufen toter Walker gefunden. Du befindest dich in Alexandria, unserer Gemeinschaft. Falls du Schutz brauchst, findest du ihn hier".
Schutz? Den brauchte ich dringend. Zu lange war ich auf mich alleine gestellt. Schon bevor ich bewusstlos wurde, wusste ich, dass ich keine weitere Nacht da draußen mehr durchhalten werde. Sollte ich wirklich so viel Glück haben? Es war einfach zu schön um wahr zu sein.
Ich räuspere mich und schaffe es tatsächlich mich etwas aufzusetzen. Ich habe Zweifel, schlucke diese aber mühevoll runter und atme durch. „Ich bin Shelby", bringe ich mit aller Kraft raus. Mein Körper fühlt sich unfassbar schwer an. „Ich bin alleine, und das schon eine Weile. Ich brauche Menschen, denen ich vertrauen kann". Es kostet mich viel Kraft das auszusprechen. Körperlich, sowie psychisch. Ich will zum verrecken nicht schwach wirken, aber es ist die Wahrheit, dazu kann ich meinen körperlichen Zustand nicht leugnen. Wenn sie mir was antun wollen, können sie es momentan ungehindert tun.
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Exile || Daryl Dixon
Fanfic„Junge Liebe..." Negan lacht und deutet auf Lucille. „Hätte ich das früher gewusst, hätte ich nicht euren Freunden den Schädel eingeschlagen, sondern euch." Er nimmt den Baseballschläger und drückt ihn gegen meinen Hals. Der Stacheldraht bohrt sich...