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POV: GENYA
LAUF.
Ich rannte. Ich rannte um mein Leben, um meine Freiheit, um meinen inneren Frieden. Ich rannte wie noch nie.
Jeder Muskel brannte, Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn und die hübschen goldenen Haarklammern lösten sich aus der hübschen Frisur, die ich vor dem Winterball gemacht hatte. Kugeln sausten durchs Unterholz, verfehlten uns nur knapp und schlugen rechts und links von mir ein.
Alina hielt ihre Kraft zurück. Solange sie 'nur' mich suchten, würden wenigstens keine Grisha hinter uns her sein. Identifizierte man Alina jedoch als die Sonnenkriegerin, war hier bald die Hölle los.
Irgendwann gingen ihnen die Kugeln aus. Völlig außer Atem ging ich hinter einem dicken Baumstamm in Deckung und presste eine Hand auf meine stechende Seite. Jetzt wäre der richtige Moment, um zu beweisen, wozu Korporalki in der Lage waren. Selbstverständlich steckte keine echte Entherzerin in mir, aber mit etwas Konzentration gelang es mir, ihre Herzschläge auszumachen. Diesen Trick hatte ich von Baghra. Einst erklärte Fedyor, was er fühlte, wenn er das Herz eines Menschen stoppte und wie es funktionierte. Man durfte kein Mitgefühl haben, keine Zweifel. Ein Mädchen, das verzweifelt genug war, den König von Ravka zu vergiften, hatte keine Skrupel mehr übrig. Ich war zu weit gekommen, um mich kampflos meinem Schicksal hinzugeben. Konzentriert isolierte ich das Herz vom restlichen Körper und bewegte meine Hand, wie Fedyor es immer machte. Ich stellte mir vor, wie der Herzschlag langsamer wurde und schließlich vollständig verebbte. Ich hörte ihre erstickten Laute. Ich machte weiter.
,,Gen... Genya..."
Alina stolperte in meine Richtung, die Hand auf Höhe ihres Herzens gepresst. Schockiert starrte ich sie an und unterbrach den Prozess mit einer ruckartigen Handbewegung. Alina, die kreidebleich im Gesicht war, brach vor meinen Augen zusammen. Ich ignorierte unsere um Luft ringenden Verfolger und zog die Sonnenkriegerin auf meinen Schoß. ,,Es tut mir Leid... Es tut mir so Leid. Ich wollte das nicht. Ich habe noch nie versucht, ein menschliches Herz zu stoppen. Ich wusste nicht eimmal, dass ich das tatsächlich hinbekommen werde."
Mein eigenes Herz setzte für einen Augenblick aus. Schluchzend beugte ich mich über Alina und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Lippen. Unbeholfen legte ich eine Hand an ihre Brust und suchte den schwachen Herzschlag. Ganz vorsichtig regte ich ihr Herz an, wieder schneller zu pumpen. Ich spielte mit dem Feuer. Es gab einen Grund, weshalb Entherzer ein spezielles Training durchliefen. ,,Komm schon..." flehte ich sie an. ,,Du bist nicht vor Kirigan geflohen, um dich jetzt von mir töten zu lassen..."
Ich hatte in der Zwischenzeit vergessen, nicht alleine im Wald gewesen zu sein. Das büßte ich nun, als ich unsanft hochgezogen und mit dem Oberkörper voran gegen einen Baum gedrückt wurde. Einer der beiden hielt mich fest, solange der andere meine Hände mit einem rauen Seil auf dem Rücken fesselte. Kein Grisha Stahl.