Kapitel 7

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Olivia's Sicht:

Zwei Tage nach der Besprechung war es endlich soweit. Die Mission stand kurz bevor. Der Plan war klar: Zwei Titanen fangen, lebendig, für Hanji's Forschung. Trotzdem spürte ich eine Nervosität, die in mir brodelte, je näher wir dem Zeitpunkt kamen, an dem wir die Mauern verlassen würden.

Als ich mich der Gruppe anschloss, die sich zur Mission versammelte, konnte ich Levi unter den anderen erkennen. Er stand etwas abseits, mit den üblichen stechenden Blicken, die er nur für die Welt da draußen hatte. Der Gedanke, dass er wieder in Gefahr sein würde, ließ mein Herz schneller schlagen. Auch wenn ich wusste, dass er unglaublich stark und geschickt war, hatte ich Angst. Angst, dass etwas schiefgehen könnte, trotz meiner Anwesenheit.

Ich trat auf ihn zu, mein Atem schneller als gewöhnlich, und schlang dann meine Arme um ihn. „Levi...Ich...ich habe Angst, dass dir etwas passieren könnte. Auch wenn ich dabei bin...“ flüsterte ich, als er mich still ansah. Er stand für einen Moment still, sein Blick weich, als er meine Worte hörte. Dann legte er sanft eine Hand auf meinen Rücken und zog mich enger an sich. „Liv, du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin nicht derjenige, der sich in Gefahr begibt, wenn es nicht nötig ist. Du wirst sehen, wir kommen alle heil zurück.“ sagte er leise.

Er legte eine Hand unter mein Kinn und hob mein Gesicht, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. Ein leises Lächeln zierte seine Lippen, als er fortfuhr: „Vertrau mir. Wir sind ein Team.“ Ohne ein weiteres Wort beugte er sich vor und küsste mich sanft auf die Stirn. Der Moment war so ruhig und gleichzeitig so intensiv, dass ich beinahe alles andere um mich herum vergaß. Ich fühlte mich sicher, zumindest für diesen kurzen Augenblick.

„Ich bin bei dir.“ sagte ich, die Worte so fest wie ich konnte. Ich wusste, dass ich alles tun würde, um ihn zu beschützen, egal was kommen würde. Mit einem letzten Blick, der mehr sagte als tausend Worte, löste er sich aus meiner Umarmung und drehte sich zur Gruppe. „Kommen wir zur Sache. Es wird Zeit, dass wir diese abscheulichen Biester fangen." sagte er, seine gewohnte Kälte zurück in seiner Stimme.

Ich nickte und folgte ihm, während wir uns auf den Weg hinter die Mauern machten. Die Titanen waren nicht schlau – sie konnten nur Menschen fressen, keine anderen Absichten verfolgen. Doch das machte sie nicht weniger gefährlich. Hanji hatte recht: Dies war unsere Gelegenheit, mehr zu erfahren, aber es würde nicht einfach werden. Die weite Ebene hinter den Mauern war still, nur das leise Klopfen der Hufe hallte durch die Luft, als wir uns auf den Weg machten. Die Sonne brannte heiß, der Staub wirbelte unter den Pferden auf. Noch keine Titanen in Sicht – aber die Spannung war greifbar.

Levi ritt ruhig an meiner Seite und obwohl ich wusste, dass er der besten Kämpfer war, konnte ich die Nervosität nicht abschütteln. Die Gefahr war immer noch präsent und die Mission, Titanen zu fangen, war alles andere als einfach. Unser Ziel war klar: Wir sollten zwei Titanen lebendig fangen – und das unter der Leitung meines Vaters, Erwin, der uns einen präzisen Plan vorgegeben hatte. Hanji hatte natürlich die Ausrüstung organisiert, die wir benötigten. Diese bestand hauptsächlich aus speziellen Fangmechanismen und Netzen, die wir später einsetzen würden, sobald wir die Titanen in unsere Nähe brachten.

Die Zeit verstrich quälend langsam, während wir durch das offene Gelände ritten. Die Gruppe war wachsam, jedes Geräusch schien lauter als sonst, jede Bewegung am Horizont verdächtig. Ich war mir der Anspannung um uns herum bewusst und dennoch fühlte ich mich sicherer, weil Levi an meiner Seite war.

„Bleib dicht bei mir.“ sagte er leise, ohne mich anzusehen. Seine Stimme war fest, aber ich konnte die Besorgnis darin hören. Ich nickte nur und konzentrierte mich darauf, mein Pferd ruhig zu halten. Plötzlich hörten wir es – das donnernde Stampfen von Titanenschritten, gefolgt von einem dröhnenden Brüllen, das durch Mark und Bein ging. Mein Herz setzte einen Schlag aus, bevor ich meine Haltung wiederfand. Vor uns tauchte ein Titan auf, etwa fünfzehn Meter hoch, mit wildem Blick und einem unmenschlichen Grinsen. „Positionen einnehmen!“ rief mein Vater mit der Autorität, die alle sofort in Bewegung versetzte.

Hanji war vorne, ihre Augen leuchteten vor Vorfreude. „Oh, schaut ihn euch an! Perfekt! Genau das, was wir brauchen!“ rief sie fröhlich. Typisch Hanji eben. „Konzentrier dich, Vierauge!“ rief Levi und zog seine Klingen. „Liv, wir übernehmen die rechte Flanke. Die anderen kümmern sich um die linke. Erwin, gib uns das Signal, wenn wir das Netz einsetzen sollen.“ sagte er monoton wie immer.

Ich nickte erneut, zog mein Pferd herum und folgte Levi. Der Titan schien uns bemerkt zu haben und begann, in unsere Richtung zu stürmen. Sein Tempo war erschreckend, aber Levi blieb ruhig. „Warte auf mein Zeichen“ sagte er, seine Augen konzentriert auf die Bewegungen des Titanen gerichtet. Der Titan kam näher, jeder seiner Schritte ließ die Erde unter uns erbeben. Als er uns fast erreicht hatte, rief Levi: „Jetzt!“

Mit einem gezielten Wurf schossen unsere Fangmechanismen los. Die Netze wickelten sich um die Beine des Titanen, doch er wehrte sich heftig, seine Arme wild um sich schlagend. „Haltet ihn beschäftigt!“ rief mein Vater, während die anderen Soldaten ihre Ausrüstung einsetzten, um die Netze weiter zu sichern.

Ich schoss mit meinem 3D-Manövergerät in die Luft, zog meine Klingen und zielte auf die Arme des Titanen, um ihn zu verwirren. Levi war direkt hinter mir, seine Bewegungen präzise wie immer. Gemeinsam schafften wir es, den Titanen so lange abzulenken, bis die Netze fest genug saßen, um ihn bewegungsunfähig zu machen.

„Erster Titan gesichert! Weiter zur nächsten Position!“ rief Hanji begeistert. Es blieb keine Zeit zum Verschnaufen. Der zweite Titan war bereits in Sicht – ein noch größeres Monster, das sich langsam, aber bedrohlich auf uns zubewegte. Diesmal schien es schwieriger zu werden. Der Titan hatte uns bemerkt und griff gezielt an.

„Liv, bei mir!“ rief Levi und ich flog an seine Seite. Wir koordinierten unsere Angriffe, hielten den Titanen beschäftigt, während die anderen das Netz vorbereiteten. Doch dieses Mal wehrte sich der Titan mit unbändiger Kraft, zerriss beinahe die ersten Seile, die um seine Beine geschlungen wurden.

„Wir brauchen mehr Unterstützung!“ rief ich und blickte zu meinem Vater, der sofort Anweisungen gab, zusätzliche Netze einzusetzen. Mit vereinten Kräften schafften wir es schließlich, den Titanen zu Boden zu bringen. Sein Brüllen hallte durch die Ebene, doch er war gefesselt, bewegungsunfähig. „Zweiter Titan gesichert!“ rief mein Vater und ein kollektives Aufatmen ging durch die Gruppe.

Der Rückweg begann sofort. Die Titanen wurden von den speziellen Transportmechanismen gezogen und wir hielten unsere Formation eng, stets wachsam, falls weitere Titanen auftauchten. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu, als wir die Mauern wieder erreichten.

Als wir durch das große Tor ritten, das sich vor uns öffnete, spürte ich eine Erleichterung, die ich lange nicht mehr empfunden hatte. Wir hatten es geschafft – zwei lebende Titanen für Hanji's Forschung. Levi sah mich an, ein Hauch von Anerkennung in seinem Blick. „Nicht schlecht, Liv. Nicht schlecht.“ sagte er leise und das so, das nur ich es hörte. Ich lächelte schwach, mein Körper noch zitternd von der Anspannung. Doch in diesem Moment fühlte ich etwas anderes als Angst – Stolz. Wir hatten als Team gearbeitet und überlebt.

Zwischen Schatten und Titanen || Attack On Titan Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt