Olivia's Sicht:
Die Tage vergingen und während das Leben im Schloss seinen gewohnten Rhythmus fand, bemerkte ich, dass Petra begann, eine Art Spiel zu spielen – allerdings eines, das nur sie zu kennen schien. Levi war oft mit seiner neuen Einheit beschäftigt und ich merkte, dass Petra die Gelegenheiten nutzte, in denen er nicht da war, um kleine Bemerkungen zu machen.
Es begann mit scheinbar harmlosen Worten.
„Du bist wirklich oft hier, Olivia. Hast du nicht auch Pflichten? Es muss doch langweilig sein, nur zuzusehen.“ sagte sie eines Nachmittags, als ich auf der Trainingsplattform stand und die Einheit beobachtete. Ihr Ton war freundlich, doch irgendetwas in ihrer Stimme ließ mich innerlich aufhorchen. „Meine Pflichten erledige ich früh morgens. Danach habe ich genug Zeit, um hier zu sein. Es ist nie langweilig, die Fortschritte der Einheit zu sehen.“ antwortete ich ruhig.
Sie lächelte, aber es war kein echtes Lächeln. „Das ist bewundernswert. Nicht viele würden ihre Zeit so widmen.“ sagte sie und man merkt diesen leichten Sarkasmus. Ich hielt ihrem Blick stand, fühlte jedoch, wie mein Herzschlag schneller wurde. Irgendetwas in mir regte sich – ein leises Grollen, das in meinem Inneren aufstieg. Es war so subtil, dass es niemand außer mir wahrnahm. Ich atmete tief durch, um die Unruhe zu unterdrücken.
Die Situation wiederholte sich in den folgenden Tagen. Immer, wenn Levi nicht anwesend war, schien Petra eine Art Test durchführen zu wollen – wie weit sie gehen konnte, ohne dabei offensichtlich feindselig zu wirken.
Eines Abends saßen wir beim Abendessen in der Cafeteria. Levi war wie immer an meiner Seite, während die Mitglieder seiner Einheit an einem der langen Tische saßen und sich unterhielten. Ich genoss die seltenen Momente, in denen wir alle gemeinsam in Ruhe essen konnten. Doch Petra ließ ihre Blicke immer wieder zu uns schweifen.
„Ist dir was aufgefallen?“ fragte Levi leise, als er meinen angespannten Gesichtsausdruck bemerkte. „Nichts, was von Bedeutung wäre.“ antwortete ich und versuchte, den Grünton, der in meinen Augen aufflammte, zu ignorieren. Levi runzelte die Stirn, ließ das Thema jedoch fallen.
Ein paar Tage später, während des Trainings, näherte sich Petra mir erneut. Diesmal war Levi in einer Besprechung mit meinem Vater, sodass ich die Einheit allein beobachtete. „Olivia, du und Levi...Ihr seid schon lange zusammen, oder?“ fragte sie mit einem freundlichen Lächeln. „Ja.“ antwortete ich knapp, bemüht, ruhig zu bleiben. „Das ist schön. Aber ich habe gehört, dass Beziehungen unter Soldaten...schwierig sein können.“ meinte sie leise. Sie ließ ihre Worte hängen, als wollte sie mich dazu bringen, etwas preiszugeben.
Ich sah sie an, mein Blick schärfer als beabsichtigt. „Levi und ich wissen, wie wir mit Herausforderungen umgehen. Und jetzt entschuldige mich, ich habe zu tun.“ sagte ich und wandte mich ab, doch innerlich fühlte ich, wie etwas in mir brodelte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Nägel drückten sich in meine Handflächen. Das leise Knurren, das aus meiner Kehle drang, war für niemanden außer mir hörbar.
Später an diesem Abend, als ich allein in meinem Zimmer saß, betrachtete ich mein Spiegelbild. Meine Augen hatten immer noch diesen leichten Grünton – nicht genug, um auffällig zu sein, aber genug, um mich daran zu erinnern, dass ich die Kontrolle behalten musste. Levi betrat den Raum und ich wandte mich schnell ab. „Ist alles in Ordnung, Liv?“ fragte er, seine Stimme sanft. „Ja.“ log ich, doch er ließ sich nicht täuschen.
„Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wann du lügst.“ sagte er leise, trat näher und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich atmete tief ein und drehte mich zu ihm um. „Es ist nichts, Levi. Wirklich. Ich muss nur...mich sammeln.“ sagte ich leise. Er weiß immer noch das es gelogen ist, aber drängt mich nicht. Er musterte mich einen Moment, dann nickte er langsam. „Wenn irgendetwas ist, sag es mir. Du musst das nicht allein tragen.“ meinte er leise.
Seine Worte beruhigten mich ein wenig, doch ich wusste, dass ich allein herausfinden musste, wie ich mit dem umgehen sollte, was in mir erwachte. Petra war eine Herausforderung, aber sie war nicht der wahre Feind. Mein innerer Titan jedoch... der war eine Gefahr, die ich nicht ignorieren konnte. Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
Die Tage zogen sich hin und obwohl ich Levi gegenüber beteuert hatte, dass alles in Ordnung sei, wusste ich, dass er mir nicht glaubte. Es war seine Art – Levi ließ sich nicht täuschen. Und doch sagte er nichts. Stattdessen beobachtete er, stets im Hintergrund, unauffällig, aber immer in meiner Nähe.
Ich bemerkte es an den kleinen Dingen: Wie er häufiger als sonst auf der Trainingsplattform auftauchte, selbst wenn er eigentlich woanders sein sollte. Wie sein Blick öfter bei mir verweilte, als ich es gewohnt war. Und vor allem daran, wie Petra sich zunehmend unwohler fühlte, wenn Levi in der Nähe war.
Eines Nachmittags, als die Einheit auf dem Hof trainierte, suchte Petra erneut meine Nähe. Levi war offiziell in einer Besprechung mit Hanji, doch ich hatte das Gefühl, dass er irgendwo in der Nähe war – ein Gedanke, der mir seltsam beruhigend erschien.
„Olivia. Du scheinst in letzter Zeit ziemlich angespannt zu sein. Ist alles in Ordnung?“ fragte Petra mit einem süffisanten Lächeln, während ich am Rand des Übungsplatzes stand. Ich wandte den Blick nicht von der Einheit ab. „Mir geht es gut. Danke der Nachfrage.“ sagte ich einfach und verschränkte die arme.
„Wirklich? Man könnte meinen, dass du dir Sorgen machst, Levi zu verlieren. Es ist nur natürlich, weißt du. Männer wie er...Sie brauchen jemanden, der sie wirklich versteht. Jemanden, der weiß, wie man sich in der Truppe beweist.“ meinte sie. Ihr Ton war süßlich, aber ihre Augen blitzten vor Boshaftigkeit.
Das leise Knurren in meiner Kehle war kaum zu unterdrücken. Meine Augen brannten und ich spürte den leichten Grünton, der in ihnen aufflammte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, spürte ich plötzlich eine Präsenz hinter mir. „Petra.“ Levis Stimme war ruhig, aber kalt wie ein schneidender Winterwind.
Petra zuckte zusammen und fuhr herum. „Hauptgefreiter! Ich habe euch gar nicht kommen hören.“ sagte Petra und kam ins schwitzen. „Das ist offensichtlich.“ sagte Levi. Er verschränkte die Arme und fixierte sie mit einem Blick, der selbst mich frösteln ließ. „Was genau glaubst du, hier zu tun?“ fragte er direkt danach.
„Ich...Ich wollte nur mit Olivia reden.“ meinte Petra und versuchte, ihre Stimme leicht und unschuldig klingen zu lassen, doch ihr nervöses Schlucken verriet sie.
„Das sah nicht wie ein Gespräch aus. Ich habe genug gesehen und gehört. Du verschwendest nicht nur deine Zeit, sondern auch die der Einheit. Wenn du dir solche Spielchen leisten kannst, dann wohl nur, weil du nicht genug trainierst.“ sagte Levi kühl. Sein Blick wanderte kurz zu mir, bevor er sich wieder auf Petra richtete.
„Ich wollte nur—“ fing Petra an, aber wird direkt von Levi unterbrochen.
„Ich bin nicht interessiert an deinen Ausreden, Petra. Du konzentrierst dich auf deine Aufgaben, und zwar ab sofort. Oder ich werde Erwin darüber informieren, dass du offensichtlich Schwierigkeiten hast, deine Prioritäten zu setzen.“ sagte Levi, seine Stimme war messerscharf. Petra starrte ihn mit offenem Mund an, bevor sie schließlich den Blick senkte. „Ja, Hauptgefreiter.“ murmelte sie, bevor sie sich eilig entfernte.
Levi sah ihr hinterher, bis sie außer Sichtweite war, und wandte sich dann mir zu. „Alles in Ordnung?“ fragte er aber sein Blick ist immer noch angespannt. Ich nickte, doch ich spürte, wie meine Hände zitterten. „Danke, Levi.“ murmelte ich leise.
„Du brauchst dich nicht zu bedanken. Aber ich möchte, dass du mir versprichst, mir Bescheid zu sagen, wenn sie wieder versucht, dir Probleme zu machen.“ sagte er schlicht. Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu, doch ich konnte nur nicken. Es war schwer, in diesem Moment Worte zu finden.
Er musterte mich einen Moment, bevor sein Blick weicher wurde. „Ich bin immer in der Nähe, Liv. Egal, was passiert.“ sagte er leise. Und mit diesen Worten ließ er mich stehen, doch seine Präsenz blieb wie ein stilles Versprechen in der Luft.
Ich atmete tief ein, beruhigte das Grollen in meiner Brust und fühlte, wie der Grünton aus meinen Augen verschwand. Vielleicht war Levi tatsächlich genau das, was ich brauchte, um die Kontrolle zu behalten – über mich selbst und über den Titan, der in mir lauerte. Eine zweite Persönlichkeit.
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Zwischen Schatten und Titanen || Attack On Titan Fanfiction
FanfictionOlivia Smith, die Tochter von Kommandant Erwin Smith, lebt seit ihrer Geburt im Hauptquartier des Aufklärungstrupps. Als Titanwandlerin mit der Fähigkeit, die Erde zu bändigen, ist sie ein wertvolles Geheimnis, das nur ihre Eltern kennen. Trotz ihre...