Kapitel 5

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Olivia's Sicht:

Der Tag verlief wie im Flug. Das Training bei Levi war an diesem Morgen ausnahmsweise entspannt. Er hatte uns nicht wie sonst angetrieben, sondern schien in einer ungewöhnlich guten Stimmung zu sein. Vielleicht lag es an der Geburtstagsfeier, die am Abend noch weitergehen würde. Es war ein Tag voller Lachen und Freude und ich fühlte mich so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Am Abend versammelten wir uns erneut, diesmal in einem kleineren Kreis. Einige Soldaten hatten Alkohol mitgebracht und die Stimmung war ausgelassen. Ich saß neben meiner Mutter, die mir immer wieder über die Schulter strich und mich mit einem warmen Lächeln ansah. „Ich bin so stolz auf dich, mein Schatz. Du hast dir diesen Tag verdient. Mein Mädchen ist so groß geworden.“ sagte sie sanft.

Hanji erzählte Geschichten aus alten Missionen, die so verrückt waren, dass ich lachen musste, bis mir die Tränen kamen. Levi saß die meiste Zeit schweigend neben mir, aber ich konnte spüren, dass er mich immer wieder verstohlen ansah. Ich trug immer noch den Schal, den er mir geschenkt hatte. Der weiche Stoff fühlte sich angenehm auf meiner Haut an und ich konnte den zarten Duft von Tee wahrnehmen, der mir ein vertrautes Gefühl der Geborgenheit gab.

Als die Feier langsam zu Ende ging und die Soldaten einer nach dem anderen auf ihre Zimmer verschwanden, lehnte sich Levi plötzlich zu mir hinüber. „Willst du noch einen kleinen Spaziergang machen?“ fragte er leise. Seine Stimme war ruhig, aber ich spürte eine seltsame Anspannung in seiner Frage. „Ja, gerne.“ antwortete ich, ohne zu zögern. Ich wollte den Moment mit ihm genießen, den Tag ausklingen lassen, nur wir beide.

Wir verließen das Gebäude und gingen hinaus in die frische Nachtluft. Der Mond stand hoch am Himmel und warf ein sanftes Licht auf den Innenhof des Schlosses. Es war still, nur das leise Rauschen der Bäume war zu hören. Levi ging dicht neben mir und ich bemerkte, dass er immer wieder einen kurzen Blick auf den Schal warf, den ich trug. „Du hast ihn den ganzen Abend getragen.“ bemerkte er schließlich, ein Hauch von Überraschung in seiner Stimme.

„Natürlich. Er ist wunderschön...und riecht nach dir.“ sagte ich ehrlich, ohne nachzudenken. Sofort merkte ich, wie meine Wangen heiß wurden. „Ich meine...nach Tee.“ fügte ich schnell hinzu und Levi konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Levi lächelt....ER LÄCHELT. Man sieht ihn nie lächeln.

Plötzlich blieb er stehen und drehte sich zu mir um. Bevor ich reagieren konnte, nahm er meine Hände in seine. Seine Berührung war warm und fest und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. „Liv.“ begann er, seine Stimme war leise, aber ernst. „Ich muss dir etwas sagen, bevor ich es wieder aufschiebe.“ Ich sah ihn überrascht an. Levi war selten so direkt und offen, und etwas an seinem Ausdruck ließ mich den Atem anhalten. „Was ist los, Levi?“ fragte ich sanft.

Er schloss kurz die Augen, als würde er seine Gedanken sammeln, dann öffnete er sie wieder und sah mir direkt in die Augen. „Ich weiß, dass ich oft nicht der einfachste Mensch bin. Ich bin verschlossen und halte viele auf Abstand. Aber bei dir...bei dir ist es anders.“ sagte er, seine Stimme zitterte leicht und ich spürte, wie er meine Hände ein wenig fester drückte.

„Ich...ich liebe dich, Liv.“ sagte er schließlich. Die Worte kamen leise, fast flüsternd, aber ich hörte sie deutlich. Mein Herz setzte einen Schlag aus und für einen Moment konnte ich nur ungläubig blinzeln. „Levi...“ flüsterte ich, unfähig, mehr zu sagen. „Ich wollte es dir schon so oft sagen, aber ich wusste nicht, wie. Ich hatte Angst, dass ich dich verlieren könnte, wenn du nicht dasselbe fühlst.“ Er ließ meine Hände los und trat einen halben Schritt zurück, als würde er sich auf eine mögliche Ablehnung vorbereiten.

Doch ohne nachzudenken, trat ich sofort wieder auf ihn zu und legte meine Arme um seinen Nacken. „Du Idiot. Natürlich liebe ich dich auch.“ sagte ich lachend, während Tränen der Freude mir in die Augen stiegen. Levi schloss für einen Moment die Augen, als würde er die Worte verarbeiten, dann legte er seine Arme um meine Taille und zog mich fest an sich. Unsere erste Umarmung, die wirklich bewusst und voller Emotionen war. Ich konnte seinen Herzschlag gegen meine Brust spüren, ruhig und doch ein wenig schneller als sonst. Der Duft seines Tees umhüllte mich und ich wusste, dass ich diesen Moment nie vergessen würde.

„Du hast keine Ahnung, wie lange ich darauf gewartet habe, das zu hören.“ flüsterte Levi an meinem Ohr. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und schloss die Augen, genoss die Wärme seiner Umarmung und das Gefühl, endlich angekommen zu sein. „Ich glaube, wir haben beide lange genug gewartet.“ sagte ich leise, meine Stimme voller Zärtlichkeit.

Für einen Moment standen wir einfach nur da, eingehüllt in das sanfte Mondlicht, als gäbe es nur uns beide auf der Welt. Levi löste sich langsam von mir, aber nur so weit, dass er mir in die Augen sehen konnte. Dann beugte er sich vor und küsste mich sanft, als wäre er sich noch immer nicht sicher, ob es real war.

Es war ein kurzer, zärtlicher Kuss, aber er sagte mehr als tausend Worte. Als er sich schließlich zurückzog, hielt er mein Gesicht in seinen Händen und sah mich an, als wäre ich der wertvollste Schatz der Welt. „Alles Gute zum Geburtstag, Liv.“ sagte er mit einem kleinen, ehrlichen Lächeln, das ich selten bei ihm gesehen hatte.

Ich lächelte zurück, mein Herz überflutet von Glück. „Danke Levi. Das ist der beste Geburtstag." Sagte ich leise und langsam gehen wir zurück, aber Hand in Hand. Levi brachte mich wieder in mein Zimmer und hab mir noch ein gute Nacht Kuss. Ich muss mich daran gewöhnen, wie sanft er sein kann. Glücklich mache ich mich Bett fertig und lege mich in meine warme Decke. Den Schal habe ich auf meinem Nachttisch gelegt. Danach schlief ich ein.

Zwischen Schatten und Titanen || Attack On Titan Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt