Die Ruhe vor dem Sturm

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Mit einem Glas Wasser und einer Asperintablette kam ich die Treppen runter in die Küche geschlurft. Es roch köstlich nach Blinschiki, die meine Mutter zum Frühstück vorbereitete. "Nichts geht über frisch vorbereitete Pfannkuchen am Samstag morgen.", tönte es laut aus der Küche.
Mein Vater sahs bereits am Tisch und bestrich sein Blinschik mit einer fette Schicht hausgemachter Himbeermarmelade.
"Guten Morgen mein Schatz", begrüßte meine Mutter mich liebevoll.
"Mensch siehst du aber scheiße aus.", nuschelte mein Vater mit vollem Mund voraufhin er einen Klappser von meiner Mutter kassierte.
"Jura das ist nicht nett!"
"Ja was den ist doch so! Ihre Augenringe sind schwärzer als die dunkelste Nacht.", verteidigte sich mein Vater.
"Ja ist gut jetzt ich weiß das ich behindert aussehe.", gab ich mit Schmerz verzogenen Gesicht bei.
"Ne nada bila tak mnoga piet (hättest du nicht so viel trinken müssen)", lehrte mich meine Schwester, die mit einer noch schlechteren Laune die Küche betrat.
"Ich hab nicht viel getrunken, ich bin nur erschöpft vom Lärm und des weiteren.", erwiderte ich leicht zickig.
"Tak ugamanities! (Beruhigt euch)", befohl uns unsere Mutter.

"Wer war eigentlich der nette Junge der dich gestern nach Hause gebracht hat?", fragte Mutter um die bedrückt Stimmung aufzulösen.
"Marc war das."

Als ich heute morgen aufgewacht bin lag ein Zettel von Marc neben mir, auf dem er mir die gestrige Missäre geschildert hatte. Um Stress mit meinen Eltern zu umgehen, erzählte er ihnen das ich was falsches gegessen hätte und das er mich total ausgeknockt Nachhause gebracht hätte. Zum Glück glaubten meine Eltern Marcs vermutlich schauspielreife Lüge, weshalb ich nicht aufflog. Meine Schwester ist immer sehr misstrauisch, weshalb ich aufpassen muss mich nicht zu verlabbern.

"Marc ist ein netter Junge. Er ist sehr fürsorglich mit dir umgegangen.", lobte ihn meine Mutter.
"Naja wer weiß was er eigentlich für einer ist. Vielleicht wollte er sich ja nur einschleimen oder sonst noch was...", flüsterte mein Vater förmlich hinter seinem Kaffeebecher her.
"Typisch, wenn es um Jungs geht bist du immer so unglaublich misstrauisch. Es gibt auch nette Typen da draußen und irgendwann wird jmd kommen der ihr Herz für sich gewinnen wird.", verteidigte sie Marc.

Schon über das gesamte Frühstück hinweg schaute mich meine Schwester mit ihrem Röntgenblick an. Dies bedeutete nichts Gutes für mich. Sie weiß mehr als sie jetzt zugibt.

Als ich den Tisch abgeräumt hatte und den letzten Teller in die Spühlmaschine räumte, stellte sich meine Schwester mit verschränkten Armen vor mich.
"Du kannst zwar mit deinem Marc und seiner Geschichte Mama und Papa verarschen aber ich hab im Gegensatz zu ihnen meine Quellen und ich weiß ganz genau, dass du dich volllaufen gelassen hast. Ich weiß zwar nicht von wem du Vodka hattest und wieso du so viel getrunken hast, aber eins kannst du mir glauben, wenn ich das nächste Mal sowas erfahre bist du tot.", drohte Angel mir.

Widerstand war zwecklos also schaute ich sie kurz an und verließ die Küche ohne auch ein Wort mit ihr gewechselt zu haben.

In meinem Zimmer angekommen schrieb ich Marc schnell eine Nachricht um ihn davon zu berichten, dass meine Eltern seine Geschichte geschluckt haben. Zudem sagte ich ihm Bescheid, dass meine Schwester anscheinend Bescheid wüsste und ich aufpassen müsste.

Da Samstag war, beschloss ich mich heute im Bett auszuruhen und nicht in die Stadt zu gehen. Zum einen hatten meine Kopfschmerzen nicht nachgelassen und zum anderen sah ich mit meinen Augenringe aus wie ein Panda. Selbst die größte Sonnenbrille und das beste Make Up würden mich nicht retten.
Aber der vermutlich stärkste Grund um zuhause zu bleiben war, dass ich Saiem nicht begegnen wollte.
Natürlich lässt sich darüber streiten, ob es die richtige Strategie sei sich im Zimmer einzusperren, aber momentan ist es das Beste.

Narben der SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt