Als ich erwachte, war es noch immer dunkel, und ich sah die Hand vor Augen nicht. Mit einem erschrockenen Laut auf den Lippen fuhr ich senkrecht im Bett hoch. Denn ich lag in einem Bett. Die Fragen, die in meinem Kopf Amok liefen und wissen wollten, wo zum Teufel ich war und was passiert war, wurden von dem Schmerz abgelöst, der plötzlich durch meine Glieder fuhr. Meine Kehle fühlte sich an, als hätte sie jemand fast zerquetscht und meine Wange und mein Kiefer brannten wie Feuer. Bevor sich allerdings Panik in mir ausbreiten konnte, schaltete jemand das Licht ein. Überrascht blinzelte ich in die grelle Helligkeit einer Lampe und erkannte, dass ich mich in meinem Bett befand. Meinem eigenen. In meinem Zimmer. Wie war ich hierher gekommen? Mein Blick suchte den Raum ab und blieb an der Lösung des Rätsels hängen. Ich konnte es kaum glauben und unterdrückte den Drang, noch mehrmals zu blinzeln, um herauszufinden ob er echt war. „Connor", flüsterte ich, so heiser, das es fast nur ein Hauch war, aber er hörte mich. Dieses eine Wort drückte mehr aus, als ich jemals sagen konnte. Er kam zu mir und setzte sich vorsichtig neben mich auf die Matratze. Sein bronzenes Haar glänzte und seine wunderschönen Sturmaugen blickten unglaublich traurig drein, umwölkt von Besorgnis. „Alles okay mit dir?", fragte er, streckte langsam eine Hand aus und hob mein Kinn an. Ich zuckte leicht zusammen, als meine Verletzung einen protestierenden Stich durch meinen Leib sandte und verzog das Gesicht. „Super", brachte ich leise durch zusammengebissene Zähne hervor. Das musste ein tolles Veilchen abgeben. Würde schwer zu überschminken sein. Aber immerhin lebte ich noch, wofür ich anscheinend Connor zu danken hatte. „Was ist passiert?", fragte ich ihn mit einiger Mühe. Seine Augen verhärteten sich, diesen stählernen Blick hatte ich an ihm noch nie gesehen, und er beunruhigte mich. „Ich konnte nicht schlafen und bin durch die Stadt gelaufen. Da habe ich komische Geräusche gehört und bin in Richtung Spielplatz gegangen, weil ich wissen wollte, was da vor sich ging. Und dann...habe ich dich gefunden." An dieser Stelle zögerte er, und ich schloss die Augen. „Taylor und Xander sind...abgehauen, als ich aufgetaucht bin. Ich musste nicht wirklich nachhelfen, diese Feiglinge. Dann hab ich dich her gebracht. Du hattest den Schlüssel in der Tasche, aber hier war niemand. Also habe ich darauf gewartet, dass du aufwachst." Und auf dich aufgepasst. Diese ungesagten Worte schwebten zwischen uns in der Luft und ich öffnete die Augen wieder. Er sah mich an und ich schluckte. „Danke. Ich glaub du hast mir das Leben gerettet. Taylor hätte..." Meine Stimme zitterte und brach, und Connor zog mich an sich. Und plötzlich lag ich in seinen Armen, klammerte mich an ihn und atmete seinen Geruch ein, der sich wie eine schützende Kugel um mich zusammenballte. „Schon gut", murmelte er an mein Ohr und strich mir sanft über den Rücken, hielt mich einfach nur fest. „Ich war nur zufällig im richtigen Moment am richtigen Ort." Ich versuchte das Zittern zu bändigen, das aus meinem Inneren nach draußen drängen wollte, doch verlor diesen Kampf. Er spürte es und ließ mich nicht los, wisperte mir Dinge zu, die mich beruhigen sollten und es sonderbarerweise auch taten. Ich vertraute ihm. Die Erinnerungen sickerten langsam wieder in meinen Verstand ein. „Blaues Feuer", hauchte ich und hob den Kopf, um ihn anzusehen. „Woher kam das baue Feuer?" Er blinzelte und in seinen Augen blitzte Nervosität auf. „Keine Ahnung, was du meinst. Blaues Feuer?" Ich hielt den Blick und er wich mir nicht aus. „Da war Feuer. Kurz, bevor ich ohnmächtig geworden bin", sagte ich leise. „Es war blau. Und jemand hat geschrien. Ich glaube, es war Taylor." Connor presste die Lippen aufeinander, nur für einen winzigen Augenblick, aber ich sah es, genauso das beunruhigte Flackern in diesen grauen Wirbelstürmen in seinem Gesicht. „Das musst du dir eingebildet haben. Da war kein Feuer und niemand hat geschrien. Klar, sie haben einen gehörigen Schreck gekriegt, als ich aufgetaucht bin und sind gerannt wie Forest Gump, aber ansonsten..." Er log. Er war nicht gut darin, und ich glaube, er wusste es. „Du bist ein miserabler Lügner", flüsterte ich an sein Ohr und schmiegte mich dennoch wieder an ihn. Er schwieg betroffen. Keine Ahnung, was ich jetzt mit dieser Entwicklung der Situation anfangen sollte, aber ich war so erschöpft, und einfach nur froh, dass es vorbei und er hier war, bei mir. Beinahe fielen mir die Augen so zu, da fiel mir etwas ein. „Blair", knurrte ich. „Blair hat sie geschickt." Er nickte leicht. „Das dachte ich mir. Solche Kerle haben nicht genug Eier in der Hose, um nicht die Marionetten von irgendwem zu sein." Ich biss mir auf die Lippen. „Ich denke nicht, dass sie wusste, dass Taylor so ausrasten würde, aber sie ist definitiv die Drahtzieherin des Ganzen." Für einen Moment lang war er still. „Ich kümmere mich darum", sagte er leise und ich versteifte mich. So gerne mein müder Verstand ihm auch einfach alles weitere überlassen hätte, wehrte ich mich dagegen. „Warum bist du mit ihr zusammen, warum tust du all diese widersprüchlichen Dinge, Connor?" Als er sprach, klang seine Stimme mehr als ein bisschen verzweifelt. „Ich kann nicht anders, Meredith. Es ist alles so kompliziert. Ich will dich da nicht mit reinziehen." „Zu spät", entwich es meiner malträtierten Kehle. Er seufzte schwer. „Unsere Familien sind altmodisch veranlagt. Das mit uns ist, bestimmt,ist..." Er suchte anscheinend nach Worten, als mir aufging, was er mir mitteilen wollte. „Arrangiert?" Erleichtert, dass ich verstanden hatte, nickte er. „Ja. So in etwa. Ich stecke da irgendwie drin fest. Und unseren Familien widersetzt man sich nicht leichtfertig." Still und nachdenklich verharrte ich so, an ihn gekuschelt. „Warum ist Blair dann so eifersüchtig auf mich? Und nicht auf..." Den Rest des Satzes ließ ich ungesagt und ich spürte, wie er schluckte. „Sie denkt, ich könnte mich doch im letzten Augenblick gegen sie entscheiden. Und du...bist etwas Besonderes." Er hauchte mir einen zarten Kuss auf die Schläfe, und meine Augen fielen mir wieder zu, ich konnte sie beim besten Willen nicht länger offen halten, in der Sicherheit und Geborgenheit seiner Arme. „Gut", seufzte ich, mir dessen nur halb bewusst, und spürte, wie er lächelte, sanft. „Schlaf", raunte er, und an ihn geschmiegt schlief ich tatsächlich ein. Nur weil er hier war.
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New Beginning - Der Pakt mit dem Teufel
ParanormalHighschools sind wie ein Tor zur Hölle - nur würde ich mich viel lieber mit Dämonen herumschlagen als mit verbogenen Cheerleadern und primitiven Footballern. Meine Name ist übrigens Merry, und mein Leben geht gerade komplett den Bach runter, dabei f...