Chapter 21

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Langsam verlor ich den Verstand. Es wurde mir immer klarer. Es brannte durch meine Venen wie flüssiges Feuer. Wer war ich nur die letzte Zeit über geworden? Ich stand bereits seit geraumer Zeit vor meinem Spiegel und musterte mich selbst abschätzend. Ich sah aus wie eine überfahrene Katze. Meine pinken Haare waren noch vollkommen zerzaust vom Aufstehen, meine blauen Augen wirkten farb- und glanzlos auf mich und ich hatte dunkle Schatten unter den Augen. Dennoch fühlte ich mich so gut wie schon lange nicht mehr. Es war bereits Mittag und ich schwänzte die Schule, heute am Tag des Frühlingsballs. Denn ich hatte einen Entschluss gefasst. Nach meiner kleinen Eskapade diese Woche mit Mr. Physik-ist-sexy hatten sich meine Gedanken im Kreis gedreht. Ich hatte nachgedacht. Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung was ich von Chris halten sollte, was ich für ihn fühlte - aber bei Connor dagegen war ich mir sicher. Und wenn ich ihn wollte, sollte ich ihn mir auch holen. Ich hatte mich selbst gefragt: Merry, wo ist dein Mut hin?
Und jetzt steht meine Entscheidung fest. Heute, während der Feier auf dem Ball, würde ich Connor von dem Feuer erzählen. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass er mich auslachen oder als Freak abstempeln würde, aber dieses Risiko würde ich wohl eingehen müssen, wenn ich kämpfen wollte. Mir blieb eigentlich nichts anderes mehr übrig. Der Bitchfight mit Blair würde noch lustig werden, aber da musste ich jetzt durch.
Also begann ich mich fertig zu machen. Ich duschte, machte mir die Haare und zog mir mein blaues Kleid an, alles unter dem misstrauischen Blick meiner Katze. Meine Eltern hätten mir den Kopf abgerissen, wenn sie gewusst hätten, dass ich grundlos die Schule schwänzte, aber das war mir herzlich egal. Die beiden waren eh arbeiten, außerdem bemerkten sie mich ja auch so nicht einmal, wenn ich es nicht wollte. Schließlich schminkte ich mich ein bisschen, dezentes Makeup, Mascara und Eyeliner, und damit hatte sich die Sache. Zum Schluss schlüpfte ich in meine schwarzen Highheels und warf noch einen Blick in den Spiegel. Ganz passabel. Dann schnappte ich mir noch Tasche und Jacke und flitzte auch schon die Treppe hinunter, als es klingelte. Außer Atem öffnete ich die Tür und Jason grinste mir entgegen. Er sah umwerfend aus, in seinem schwarzen Anzug mit dem blauen Hemd. Irgendwie...süß. Seine dunklen Haare waren verstrubbelt wie immer und auch nur Kerle konnten das charmant wirken lassen. "Hi", meinte ich und lächelte. "Hi", machte er und seine Augen wurden ganz groß, als ich vor die Tür trat. "Wow, ich meine...wow." Ich lachte. "Du siehst auch gut aus. Lass uns gehen." Er nickte, immer noch leicht verstört, und wir schlenderten zu einem Auto, das am Straßenrand parkte. Carter saß am Steuer und man hörte die Musik im inneren des Wagens wahrscheinlich noch zwei Blocks weiter. Meine Mundwinkel zuckten. "Hay, Pixie!", begrüßte er mich fröhlich und steckte den Kopf aus dem Fenster. Irgendwie erinnerte er mich dabei an einen großen, freundlichen Labrador. "Hi Kleiner." Sein Blick streifte mich und er stieß einen anerkennenden Pfiff aus. "Heiß, dein Outfit, Süße. Steig ein. Willst dus dir nicht doch noch anders überlegen und mit mir zum Ball gehen?" Er wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und ich hörte Jason schnauben, während dieser mir die Autotür aufhielt. "Haha. Ich kann ja mit euch beiden gehen", scherzte ich und setzte mich hinter Cartee ins Auto. "Gebongt", meinte dieser freudestrahlend. "Ähm, das war jetzt kein Angeb...", versuchte ich zu retten, was noch zu retten war, doch da schlug Carter schon dem ahnungslosen Jason, der sich gerade auf den Beifahrersitz fallen gelassen hatte, auf den Rücken. "Find ich super man, dass du teilst. Ich wusste doch, dass es sich nicht lohnt mit einer dieser Barbies zum Ball zu gehen." Bevor auch nur einer von uns beiden die Sache berichtigen, ein Gegenargument vorbringen, oder auch nur atmen konnte, drückte Carter hart aufs Gaspedal und wir wurden in die Sitze gedrückt. Hastig schnallte ich mich an und klammerte mich panisch am Sitz fest.

Nach wenigen Minuten der Fahrt, die mich sämtliche Nerven gekostet hatte, die ich noch besaß, hielten wir auf dem Parkplatz neben der Schule an. Vorsichtig löste ich meine Finger aus dem Polster und atmete einmal tief durch. So fühlte sich also Todesangst an. Wo hatte Carter bitte seinen Führerschein gemacht? In der Hölle? Ich wechselte mit Jason einen geschlagenen Blick und wir stiegen aus. Scheinbar hatte ich heute spontan und unbeabsichtigt zwei Begleiter zum Ball. Scheiße. Irgendwie hätte ich mir dieses Drama von wegen Wettstreit sparen können, doch dafür war es viel zu unterhaltsam gewesen, im Nachhinein. Carter half mir aus dem Auto und drückte Jason meine Tasche in die Hand. Gentleman und so. Ich grinste.
"Was ist denn bitte in dieser Tasche?", jammerte Jason und wuchtete sie sich über die Schulter. "Backsteine oder was?"
"Ja, die sind extra für dich, Jason-Mäuschen", säuselte Carter und ich musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen. Wir erreichten die Schlange vor dem Eingang und stellten uns an. Wir mussten schon einen seltsamen Anblick abgeben. Aber zugegebenermaßen sahen beide Jungs wirklich gut aus. Auch Carter, mit seinem blütenweißen Hemd und seinen blonden Haaren war eine ziemliche Augenweide. Schade, dass ich in keinen der beiden verknallt war. Das würde vieles so viel einfacher machen. Ich erblickte von Weitem Cole und Abby, mit ihren Begleitungen, weiter vorne in der Schlange und winkte ihnen zu. Abby sah aus wie eine sexy Gothqueen, was mich kaum verwunderte (und sie konnte es tragen), ihr Freund stand neben ihr und wirkte wie ihr männliches Gegenstück. Cole dagegen war einfach nur putzig. Sein Anzug war dunkelbraun und er hielt die Hand von Kyle. Abby grinste, als sie mich entdeckte und Cole zwinkerte mir zu.
Nach einiger Zeit waren wie endlich an der Reihe und kamen in die Turnhalle, die nicht wieder zu erkennen war. Überall waren weiße Lilien verteilt, es standen Bänke und Tische in dem einen Teil des Saales, und der andere war zu einer großen Tanzflache umdekoriert. Große Boxen und ein DJ der hinter seinem Pult auf und ab lief, vervollständigten das ganze. Ich alberte mit den beiden Kerlen neben mir herum, und wir holten uns jeder ein Glas Bowle. Der Schulsprecher zwinkerte uns verschwörerisch zu und ich grinste, als ich einen Schluck davon nahm. Es schien fast so, als hätte hier jemand Alkohol reingeschmuggelt, tss. Die Lehrer würden heute wahrscheinlich wesentlich schneller den Geist aufgeben als die Schüler. Ich drehte mich einmal im Kreis und meine Augen wanderten unwillkürlich zum Eingang. Instinktiv. Genau in diesem Moment trat Connor durch die Tür.

New Beginning - Der Pakt mit dem TeufelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt