15

6 3 0
                                    

Die Sonne begann langsam, den Himmel in ein noch kälteres Grau zu tauchen, als Yeonjun und Beomgyu Hand in Hand durch die Wiese gingen. Ein kühler Wind streifte ihre Haut, und Yeonjun spürte, wie Beomgyu sich ein wenig dichter an ihn drückte. Es war still, abgesehen vom Rascheln des Grases und den entfernten Lauten von Vögeln, die sich auf den Abend vorbereiteten. Die Welt schien für einen kurzen Moment kalt aber auch friedlich, obwohl Yeonjun wusste, dass dieser Frieden trügerisch war.

„Du bist still.”, murmelte Beomgyu plötzlich und warf Yeonjun einen Seitenblick zu. Seine Augen waren müde, aber es lag immer noch diese leise Neugier darin, die Yeonjun immer an ihm bewundert hatte. „Worüber denkst du nach?”

Yeonjun atmete tief ein. Es gab so viel, was er sagen wollte, aber nichts davon fühlte sich richtig an. „Ich denke...”, begann er vorsichtig, „dass ich wünschte, die Welt könnte für einen Moment so bleiben wie jetzt. Einfach... ruhig.”

Beomgyu nickte langsam, seine Lippen zu einem nachdenklichen Ausdruck verzogen. „Ja, das wäre schön”, sagte er leise. „Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir so einen Moment nicht oft bekommen, oder?”

„Naja schon, wir schätzen ihn einfach zu selten Wert.”, murmelte Yeonjun. Er hielt inne und schaute sich um. Die Wiese erstreckte sich endlos, und in der Ferne begann das Licht in Beomgyus Haus zu glimmen. Er kann Beomgyu jetzt nicht nachhause bringen, nicht wenn im Hause die gleiche Stimmung herrscht wie in Beomgyus Kopf. „Komm mit mir.”, sagte Yeonjun plötzlich und zog Beomgyu von der Richtung ihres ursprünglichen Weges ab.

„Wohin willst du?”, fragte Beomgyu verwirrt, ließ sich aber ohne Widerstand mitziehen.

„Vertrau mir.”, sagte Yeonjun mit einem kleinen Lächeln. Es war eines der wenigen Male, in denen er Beomgyu ablenken konnte – und das wollte er ausnutzen. Sie durchquerten die Wiese, bis sie zu dem Baum kamen, unter dem Yeonjun sich oft ausruhte, wenn der Reiseschwindel ihn überwältigte. Die knorrigen Äste breiteten sich wie ein schützender Baldachin über ihnen aus, und das Gras war hier weicher, als ob es wüsste, dass dies ein Ort der Ruhe war.

„Setz dich.”, sagte Yeonjun, ließ Beomgyus Hand los und ließ sich selbst gegen den Baumstamm sinken.

Beomgyu zögerte kurz, bevor er sich neben ihn setzte. Er zog die Knie an die Brust und legte den Kopf auf seine Arme. „Warum hast du mich hergebracht?“

Yeonjun lächelte. „Ich hab mich einfach umentschieden. Wir gehen später zu dir nach Hause, ich will noch etwas dein süßes Gesicht mir anschauen bevor deine Mutter oder dein Bruder uns dazwischen kommen.“

Beomgyu sah ihn aus halb geschlossenen Augen an. Er schüttelte sanft den Kopf bevor er wieder sprach. „Du bist wirklich komisch, weißt du das? Aber ich mag’s irgendwie.”

„Ich nehme das als Kompliment.”, antwortete Yeonjun mit einem leichten Grinsen. Sie verfielen wieder in eine angenehme Stille, nur unterbrochen vom Flüstern des Windes durch die Blätter.

Yeonjun lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Er wusste, dass er nicht für immer hier bleiben konnte, dass die Realität ihn irgendwann einholen würde. Er müsste Beomgyu erzählen, dass er nicht aus dieser Zeit ist, er kann ihn nicht für immer anlügen. Aber für jetzt, in diesem kleinen Moment, fühlte er sich fast...zuhause.

„Yeonjun.”, sagte Beomgyu plötzlich und sah ihn mit ernster Miene an. „Versprich mir, dass du nicht einfach wieder verschwindest. Ich weiß, dass du... deine Geheimnisse hast. Aber ich brauche dich hier.”

Yeonjun spürte einen Knoten in seiner Brust. Beomgyu war zum ersten Mal ernst und verwundbar. „Ich verspreche es.”, sagte er, obwohl ein Teil von ihm wusste, dass es ein Versprechen war, das er vielleicht nicht halten konnte.

„Gut.”, sagte Beomgyu und lehnte sich zurück an den Baum. „Ich dich nicht nochmal so vermissen.”

Yeonjun sagte nichts. Stattdessen legte er einen Arm um Beomgyu und zog ihn näher. Beomgyu hat ihn wohl mehr vermisst als er geschätzt hatte. Sein Herz flatterte sanft bei diesen Gedanken aber die Schuldgefühle fingen an ihn anzuknabbern. Beomgyu war nicht dumm, ganz im Gegenteil. Es wunderte Yeonjun sowieso, dass Beomgyu nicht mehr nach seinen "Geheimnissen" fragte um seine Neugier zu stillen.

Yeonjun seufzte leise. Er muss es Beomgyu schon bald erzählen. Er will keine Geheimnisse vor ihm haben, nicht wenn er ihm doch näher kommen will.

Die Stille zwischen den beiden war angenehm auch wenn Yeonjuns Kopf mit Gedanken geplagt war. Er genoss die Stille und versuchte seine Gedanken einfach zu ignorieren.

„Yeonjun?...Du bist nicht von hier, kann das sein?”
___________________________________________
🤍🖤

Time traveller||Yeongyu/BeomjunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt