Duskwood - Schatten der Vergangenheit

XXII. Notfallkontakt.

POV Jake

„Gibt es etwas neues?", fragte ich die Krankenschwester sofort.

„Ja, Frau Summer wird noch operiert. Es wird auch noch eine Weile dauern, bis sie aus dem OP raus kommt."

„Was hat sie denn genau?", schaltete sich Richy dazu.

„Sie sind der Notfallkontakt?", dabei schaute sie mich skeptisch an.

„Ja, ganz genau. Ich bin ihr Freund.", sprach ich mit fester Stimme zu ihr.

„Bisher liegen uns keine Unterlagen zu Frau Summer vor. Ich müsste erstmal ihre Identität prüfen um an ihre Versicherungsdaten zu gelangen."

„Sie hatte ihr Handy dabei. Wenn sie es mir bringen, kann ich ihnen alles geben was sie brauchen.", erwiderte ich.

„Warten sie einen Moment. Ich prüfe das kurz.", sagte sie und verschwand aus dem Wartebereich.

Sofort holte ich mein Handy hervor um mich in Ilkas Handy einzuloggen. Ich musste schnellstens alle wichtigen Daten für die Versicherung eintragen. Richy und Phil verstanden es anscheinend, da sie mich nur still ansahen. Zum Glück war ich schnell, denn die Krankenschwester kam kurze Zeit später wieder zu uns zurück. In der Hand hielt sie Ilkas Handy und ein Tablet.

„So, hier haben wir es.", sagte sie und übergab mir das Handy.

Ich bedankte mich bei ihr und gab Ilkas Code ein. Zu sehen war sofort das von mir Veränderte Display. Das hatte also wieder geklappt. Sofort öffnete ich die ID-App und überreichte der Krankenschwester das Handy.

Sie tippte sofort einige Sachen in das Tablet ein.

„Louisa Summer, geboren am 17. September 1998, Notfallkontakt ist Jacob Felton, geboren am 20. November 1995. Korrekt? Können Sie sich ausweißen?"

Ohne ihr überhaupt zu antworten überreichte ich ihr auch mein Handy. Sie prüfte alles und nickte mir dann zu.

„Danke. Jetzt darf ich euch auch offiziell Auskunft geben. Die beiden Herren dürfen alles hören, oder sollen sie gehen?", dabei zeigte sie auf Phil und Richy und gab mir mein Handy zurück.

„Die beiden dürfen bleiben und auch jegliche Auskunft über Lou bekommen."

„Ich bin übrigens Schwester Kira. Entschuldigt, aber ich darf nicht einfach Auskünfte geben."

„Das können wir verstehen.", sagte Phil mit seinem Charme.

Ich verdrehte die Augen, nutze aber den kurzen Moment um auf meinem Handy eine Tonaufnahme zu starten.

„Was ist jetzt mit Lou?"

„Sie hat leider einiges abbekommen bei dem Kampf. Frau Summer hat vor allem einige Gesichtsfrakturen. Sie hat eine Nasenbeinfraktur und ein Johbeinbruch. Außerdem ist ihr Unterkiefer anscheinend stark geprellt und sie hat eine kleine Platzwunde an der Lippe und an der Augenbraue. Dazu kommen noch einige weitere gebrochene Knochen. Vier Rippen, zwei Finger und ihr Schlüsselbein. Ihr Oberkörper ist übersät mit Blutergüssen. Leider muss ich aber auch mitteilen, dass es Anfangs einige Komplikationen gab. Sie hatte durch eine Rippenfraktur Einblutungen. Das bedeutet, dass sie innere Blutungen hatte. Dadurch ist ihr Kreislauf einmal komplett weg geklappt und wir mussten sie Wiederbeleben."

Wir starrten die Krankenschwester alle drei nur schockiert an.

„Der Arzt konnte das Loch sofort finden und auch verschließen. Ihre Werte sind wieder stabil. Schätzungsweise wird es aber noch 2 bis 3 Stunden dauern. Vor 22 Uhr wird sie bestimmt nicht aus dem OP kommen."

„Wann wird sie dann aufwachen?", fragte Richy.

„Aus der Narkose relativ schnell. Man wird ihr dann aber was gegen die Schmerzen und was zum schlafen geben. Vor morgen Mittag wird sie nicht aufwachen. Nach der OP wird sie auch erstmal auf die Intensivstation verlegt. Da darf dann aber nur Herr Felton mit rein. Wenn sie aber morgen wie geplant aufwacht und ihre Werte gut sind, kann sie eventuell morgen Mittag schon auf die Normalstation verlegt werden."

„Vielen Dank, für Ihre Auskunft, Schwester Kira.", bedankte ich mich. Sie nickte uns nochmal zu und verschwand wieder Richtung Operationssaal.

Ich beendete die Aufzeichnung und schickte sie sofort an Matze weiter.

„Wie geht es jetzt weiter?", fragte ich die beiden.

„Ich würde sagen, dass Phil und ich uns verabschieden. Du bleibst ja bestimmt hier, oder?"

„Natürlich. Ich geh hier nicht weg."

„Ich komme morgen früh wieder hier her.", sagte Phil.

„Je nach dem wann der Kunde sein Auto abholt, werde ich wahrscheinlich noch bei der Suche mithelfen. Ich werde aber spätestens mittags wieder hier sein."

„Ist okay, ich halte euch beide auf dem laufenden. Danke für alles und danke, dass ihr für Ilka da seit."

Sie lächelten mich beide an und gingen den Flur herunter. Jetzt verstand auch ich, warum Ilka die beiden so mochte.

~

Mittlerweile waren weitere 2 Stunden vergangen. In der Zwischenzeit hatte ich Ilka, oder in diesem Fall Louisa, an der Anmeldung richtig angemeldet und ein Einzelzimmer angefordert. Dies wurde glücklicherweise auch genehmigt. Jetzt saß ich hier wieder im Wartebereich und wartete auf die Nachricht, dass sie endlich aus dem OP raus ist.

Da vibrierte mein Handy.

Matze: Hallo, danke für die Aufzeichnung.

Jake: Natürlich.

Matze: Ich brauchte ein wenig Zeit um dir zu schreiben. Sie war kurz tot. Mein Mädchen war kurz tot. Das ist gerade ein wenig viel für mich. Ich wollte das nicht auf dich projizieren...

Jake: Du hättest jedes Recht dazu.

Matze: Nein, Ilka würde mir den Kopf abreißen, wenn ich dir jetzt für alles die Schuld geben würde. Ich muss vernünftig bleiben.

Jake: Ich habe mein Versprechen gebrochen.

Matze: Ja, das erwähntest du bereits. Ich habe deshalb deine Aussage geprüft und alle Kameras von Duskwood durchgeschaut. Du bist wie ein Irrer durch die halbe Stadt gerannt. Es war dir nicht möglich früher bei ihr zu sein. Genauso wenig wie Phil, der eine Gruppe Senioren umgerannt hat. Von Richy brauchen wir gar nicht sprechen. Der hat mit seinem Auto ziemlich viel Chaos angerichtet.

Jake: Hast du auch den Vorfall gesehen?

Matze: Nein, nur ein kleines Stück, wo er noch hinter ihr her ist. Die Ecke ist so abgelegen, da gibt es nicht viele Kameras.

Da kam die Krankenschwester Kira in den Wartebereich.

„Frau Summer liegt jetzt auf der Intensivstation. Ich bringe Sie zu ihr."

Jake: Ilka ist aus dem OP. Ich werde jetzt zu ihr gebracht.

Matze: Okay. Melde dich gleich wieder bei mir.

Wir gingen ein paar Gänge entlang, bis sie mich in einen Raum führte in dem viele Monitore standen. In der Mitte stand ein Krankenhausbett und darin lag Ilka. Sie war verdammt blass.

„Ich habe mit der Nachtschwester geredet. Sie dürfen bei ihr bleiben, wenn Sie möchten."

Ich war überrascht, aber auch dankbar.

„Dankeschön. Sehr gerne.", da ging sie auch schon und ich setzte mich an das Bett und nahm Ilkas Hand in meine.

Jake: Ich darf bei ihr bleiben.

Matze: Das ist gut. Versuch ein wenig zu ruhen.

Jake: Ich versuche es. Ich halte dich auf dem laufenden.

Und tatsächlich schlief ich wenige Minuten später, mit Ilkas Hand in meiner, ein.