Kapitel 12

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Eclaires POV
Als ich am Morgen aufwachte lag Andy immer noch neben dem Bett auf der Luftmatratze. Ich musste schmunzeln als ich daran dachte wie süß er sich um mich gekümmert hatte. Mein Blick wanderte weiter auf meinen Arm und ich hielt die Luft an als ich den Verband betrachtete.

Ich war so froh darüber mir einen Pulli angezogen zu haben. Übermütig schwang ich die Beine aus dem Bett und wollte aufstehen, aber kleine schwarze Punkte tanzten für einen Augenblick vor meinen Augen und so hielt ich in der Bewegung inne. Leise, immer darauf konzentriert nicht zu viel Lärm zu machen, verließ ich den Raum.

Stimmen im Erdgeschoss verrieten mir das ich nicht allein war. Nach kurzer Überlegung wieder ins Bett zu gehen und zu warten bis Andy aufwachte weil er der einzige war dem ich halbwegs vertraute, entschloss ich mich dann doch dazu den Stimmen zu folgen. Sie führten mich in eine große Küche, die, zu meiner Überraschung, sehr hell eingerichtet war.

Unschlüssig blieb ich im Türrahmen stehen. Keiner bemerkte mich, aber es saßen auch nur drei Personen am Tisch. Ich räusperte mich kaum merklich und sofort lagen alle Augenpaare auf mir. Etwas unruhig unter den Blicken tapste ich von einen Fuß auf den anderen. Der Mann mit dem Bandana fing sich zuerst.

Er stand auf und schenkte mir ein warmes überfreundliches Lächeln. "Guten Morgen." trällerte er während er mich in die Arme schloss. "Eclaire richtig? Wir hatten noch gar nicht die zeit uns vorzustellen, ich bin Christian aber nenn mich bitte CC." auf Armes Länge entfernt hielt er mich fest. "Hey" brachte ich verschüchtert über die Lippen. "Nana du brauchst doch nicht schüchtern sein, fühl dich hier wie zuhause. Das sind Jake und Jinxx." er deutete auf die beiden anderen Männer die mir, als der Name fiel, zuwinkten.

"Morgen" sagte ich und winkte zurück. "Möchtest du Kaffee? Wir haben auch Frühstück? Aufbackbrötchen? Oder Bäcker? Ich kann dir auch ein Frühstücksei machen." CC führte mich in die Küche. "Mensch CC, du machst der kleinen ja Angst. Komm mal runter und Bombardier sie nicht gleich so." meinte offensichtlich Jinxx und schob ihn an seinen Platz. Er zog einen Schmollmund was einfach zuckersüß aussah.

"Ja, unser CC ist etwas aufgedreht." wendete sich Jinxx nun an mich. Ich musste Lächeln. "Ja, das habe ich so eben festgestellt." jetzt grinste Jake während er weiter Zeitung las. "Bin ich gar nicht." grummelte CC und streckte Jinxx die Zunge raus. Dieser fing an zu lachen, welches ansteckend war und so musste ich mit lachen. "Also, möchtest du Kaffe? Und Frühstück?" "Ehm, Kaffe trinke ich nicht und frühstücken kann ich Morgens auch nichts. Ein Kakao wäre mir lieber." Jinxx überlegte kurz.

"Ich geh Andy Fragen." mischte sich Jake ein und ging nach oben. Jinxx führte mich an einen Platz am Tisch. "Ach, und vertrau am besten nur Jake wenn dir jemand anbietet zu kochen. Wir anderen können maximal Pizza bestellen." bei seinen Worten musste Jinxx selber lachen. "Alles klar." Sagte ich und musste grinsen.

Jake polterte die Treppe runter gefolgt von einem fertig aussehenden Andy. "Guten Morgen." grummelte er und stellte mir das Kakao Pulver vor die Nase. "Ich hätte auch... Ich meine ich, du hättest nicht aufstehen brauchen..." etwas verlegen stotterte ich vor mich hin, weil Andy den Eindruck auf mich machte als wäre er sauer.

"Nein Nein Claire. Alles gut ich bin nur müde." zur Unterstützung gähnte er herzhaft. Ich musste schmunzeln und senkte meinen Blick. Er strich mir über den Kopf und machte sich an die Kaffe Maschine. Jemand weiteres polterte die Treppe herunter und blieb atemlos im Türrahmen stehen. Es war Ashley.

Alles Augen waren auf ihn gerichtet. "Was. Ist. Im. Bad. Passiert?" bei seinen Worten blieb mir die Luft weg. Ich schaute zu Andy der ebenfalls etwas erschrocken aussah. "Da oben sieht es aus als wäre jemand geschlachtet worden." er bedeutete uns zu folgen. Andy schaute mich an und seine Augen wurden groß. Ich sprang vom Stuhl und ging auf ihn zu, gemeinsam bildeten wir das Schlusslicht.

"Hast du nicht sauber gemacht?" flüsterte ich. "Nein. Ich dachte es reicht wenn wir das heute Morgen machen, weil Ashley so gut wie nie oben ins Bad geht." Ich schluckte und wir blieben vor der Tür stehen. "Erklärt mir das jemand?" fragte Ashley in die Runde und schaute mich dabei an. "Das sieht doch gar nicht so schlimm aus." versuchte Jake ihn zu beruhigen. Doch Ashley bedachte ihn nur mit einem vernichtenden Blick.

Nach einer kurzen Weile des Schweigens trat ich nach vorne. "Meine Schuld." brachte ich hervor und senkte meinen Blick auf meine Hände die in diesem Moment unfassbar Interessant waren. "Deine Schuld?!" ungläubig wiederholte CC meine Worte. Ich nickte kaum merkbar. Ashley sagte gar nichts sondern griff sich mein Handgelenk und schob den Ärmel nach oben. Der weiße Verband kam zum Vorschein.

Jeder hielt die Luft an und es fühlte sich wie eine Ewigkeit an in der niemand etwas Tat. "Fvck." Ashley lies mein Handgelenk fallen und stürmte an mir vorbei die Treppe nach unten. Ich wollte ihm folgen aber Andy hielt mich zurück. "Lass ihn." "Nein lass du mich. Ich muss mit ihm sprechen ob heute oder sonst wann... Aber es gibt viel zu erklären." meine Stimme klang brüchig und ich marschierte Ash hinterher.

Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel wehte mir ein kalter Herbstwind entgegen. Ich entdeckte Ashley der grade in einen Park ging. Nachdem ich die Eingangsstufen herunter gekommen war und auch nicht mehr auf dem Grundstück stand rannte ich los.

Meine Doc Martens hinterließen ein dumpfes Geräusch auf dem Asphalt und kurz bevor ich Ash erreichte blieb er stehen und drehte sich um. Augenblicklich wurde ich langsamer und fiel in eine langsame Gangart. Mittlerweile war ich mir nicht mehr so sicher ob es eine gute Idee war ihm nach zu rennen.

Aber es war zu spät um umzudrehen, immerhin hatte er mich schon gesehen. Kurz vor ihm blieb ich stehen. Er betrachtete mich von oben bis unten bis sein Blick direkt auf meinen traf. Ich schaute direkt in seine dunkelbraunen Augen, versuchte irgendwelche Emotionen darin zu lesen, aber nichts. Sein Blick war ausdruckslos. "Ich Ehm... Ich glaube wir müssen mal ein langes Gespräch führen." sagte ich um die unangenehme Stille zu durchbrechen. Er stand einfach da und schaute mich an, dann heftete er seinen Blick auf mein Handgelenk und murmelte "Ja. Ja, das glaube ich auch." "Okay." Zögerlich trat ich einen Schritt auf die Bank hinter ihm zu. Er folgte mir und setzte sich neben mich. Wieder Stille. Ich wusste wirklich nicht wie ich mich verhalten sollte.

Ashleys POV

Ich starrte auf den Boden vor meinen Füßen. Meine Tochter saß neben mir. Die ganze Situation wollte nicht so ganz in meinen Kopf passen. "Wieso tust du sowas?" fand ich schließlich meine Sprache wieder. Sie seufzte "Naja. Bis vor kurzem hatte ich immer das Gefühl keinen wirklichen Halt im Leben zu haben. Ich meine meine Mum ist... War grade mal 16 Jahre älter als ich und dich habe ich nie kennen gelernt. Und jetzt wo sie.... Tod ist, ich meine es ist alles, so unrealistisch. Du bist berühmt und auf einmal mein Vater und ich habe das Gefühl das du dich nicht so richtig damit abfinden kannst..." sie fing nicht an zu weinen.

Aber wenn sie so weiter machte würde ich weinen. "Ehrlich? Kommt das so rüber?" ich steckte meine Hände in die Jackentaschen und drehte mich ihr zu. Sie schenkte mir einen kurzen Seitenblick "Jap" brachte sie dann knapp über die Lippen. "Weißt du Claire. Ich habe dich wieder, nach 14 1/2 Jahren sitzt du neben mir. Fast erwachsen. Du bist ganz plötzlich wieder in mein Leben getreten und ich hatte keine Zeit mich darauf vorzubereiten. In meinen Erinnerungen bist du immer noch ein Baby, Claire. Aber jetzt wo du wieder da bist. Kann ich gar nicht sagen wie glücklich ich bin. Zwar kenne ich dich noch nicht wirklich, aber ich bin mir sicher wir werden uns super ergänzen. Man kann sehen dass du meine Tochter bist." Ich lächelte sie an.

Jetzt drehte sie sich mir zu. "Wirklich? Ich meine echt?!" Ihre Augen fingen an zu leuchten. "Na klar. Du hast meine Augen und generell meine Gesichtszüge." ein Lächeln spielte sich auf ihre Lippen. "Wir werden das schaffen. Ich verspreche es dir." bei meinen letzten Worten nahm ich sie fest in die Arme und hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel.

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