Ich blickte schockiert in die Lackierung des Zuges. Was ich da sah war tatsächlich eine Katze. Was hatte das zu bedeuten? Was war hier geschehen? Ich hatte krampfhaft versucht aus meinem Traum aufzuwachen, aber es passierte nix. Die Situation schien echt zu sein. So schwer es auch zu begreifen war.
'Okay Meli. Ganz ruhig. Nur nicht durchdrehen. Überleg dir lieber was du als nächstes tun wirst', versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Ich spürte mein Herz pochen. Aber was sollte ich nur tun? In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Das einzige was mir einfiel, war zu mir nach Hause zu laufen. Ja, das klang gut. Ich würde nach Hause laufen, dort war mein Freund. Er wüsste bestimmt was zu tun war. Aber dann fiel mir ein er wusste ja gar nicht wer ich war und was geschehen war. Ich beschloss trotzdem erstmal nach Hause zu gehen, dort würde ich dann weiter überlegen was ich tun könnte.Der Weg nach Hause dauerte unendlich lang. Ich traute mich nicht durch die belebte Innenstadt zu laufen aus Angst vor den ganzen Menschen und Autos. Deshalb nahm ich einen großen Umweg durch den Wald in Kauf. Durch die vielen Bäume wurden Schatten auf meinen überhitzten Pelz geworfen und auch der kühle Waldboden tat meinen Pfoten gut. Es war immer noch ein komisches Gefühl auf vier Pfoten zu laufen und einen Schwanz zu haben. Und anfangs waren meine Schritte noch sehr unsicher gewesen, aber je länger ich gelaufen bin umso sicherer wurde ich.
Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch, ich kannte dieses Geräusch. Es war ein Fahrrad. Aber da war noch ein anderes Geräusch, ein hecheln und zusätzlich konnte ich einen unangenehmen Geruch wahrnehmen. Während ich noch rätselte an was mich der Geruch erinnerte, hörte ich ein Bellen. Das Bellen wurde schnell lauter. Oh nein! Ein Hund! Panisch überlegt ich was ich tun könnte. Wer weiß was der Hund mit mir anstellte wenn er mich zu fassen bekam. Ich überlegte nicht lange, ich fuhr meine Krallen aus und rannte blindlinks den nächsten Baum hinauf. Meine Krallen rissen kleine Stücke von der Rinde ab. Ich flitzte den Baumstamm hinauf und hockte mich auf den Ast der am höchsten war soweit wie ich mich traute. Ich wagte es nicht meine Krallen einzufahren und schlug sie ängstlich in den Ast. Ich warf zitternd einen Blick nach unten. Der Hund hatte sich wütend bellend an den Baumstamm gestellt und versuchte ebenfalls hinaufzuklettern. Aber er war zu schwer dafür und seine Pfoten waren nicht dafür gemacht. Ich zitterte immer noch, aber so langsam fühlte ich mich sicher hier oben. Der Hund konnte nicht raufkommen.
"Pepper komm hierher! Hör auf den Baum anzubellen oder ich nehme dich an die Leine!", hörte ich den Hundebesitzer wütend schimpfen. Der Hund bellte noch zweimal frustriert und machte sich dann auf den Weg zurück zu seinem Besitzer. Ich blieb noch solange auf dem Baum sitzen bis ich weder den Besitzer noch den Hund riechen oder hören konnte. Das war wohl der Vorteil eine Katze zu sein, mein Geruchs- und Hörsinn waren wirklich fabelhaft. Als ich noch eine kleine Weile gewartet hatte machte ich mich wieder auf den Weg den Baum hinab. Dieses mal entschied ich mich dafür lieber ein wenig abseits des Weges zu gehen. Immer aufmerksam damit ich sofort flüchten konnte wenn ich etwas merkwürdiges wahrnahm.Der Wald teilte sich vor mir und ich gelangte an eine Straße. Es war die Hauptstraße. Ich war bald zu Hause! Nur noch wenige hundert Meter. Ich konnte schon die rot-weiß gestrichenen Häuser erkennen. Mein Herz schlug schneller und ich beschleunigte meine Schritte. Mit einem lauten Brummen fuhr ein Auto direkt vor meiner Nase vorbei. Erschrocken sprang ich einen Satz zurück ins hohe Gras. Mist! Ich musste unbedingt besser aufpassen. Ich war jetzt viel kleiner als Katze und für die Autofahrer noch schwerer zu erkennen. Vorsichtig streckte ich den Kopf ein bisschen weiter vor und legte die Ohren an. Ich wartete solange bis keine Autos mehr in Sicht waren und flitzte dann so schnell ich konnte auf die andere Straßenseite. Dort machte ich mit klopfendem Herzen eine kleine Pause. Die armen Katzen die dies immer durchmachen mussten um die Straßenseite zu wechseln!
Als ich mich wieder beruhigt hatte machte ich mich wieder auf den Weg. Mein zu Hause war ganz in der Nähe. Ich bog in die nächste Straße und sah unser Wohnhaus. Ich beschleunigte meine Schritte, denn ich wollte nun so schnell wie möglich nach Hause. Als ich vor der Tür ankam wurde mir allerdings bewusst, dass mein Freund höchstwahrscheinlich noch bei der Arbeit war. Und ich hatte überhaupt keine Ahnung wie spät es eigentlich war. Frustriert lies ich meinen Schwanz und Kopf hängen. Mir bliebt nichts anderes übrig als hier solange zu warten bis mein Freund kam. Ich schaute mich um, direkt neben der Haustür war ein kleines Gebüsch. Ich zwängte mich durch die Zweige und machte es mir bequem. Ich konnte geradeso durch die Zweige blicken und hatte die Tür im Auge. Sobald mein Freund kam würde ich es sofort merken und auf ihn zulaufen. Ich legte meinen Schwanz um mich rum und die Wärme ließ meine Augen ganz schwer werden. Ich fiel sofort in einen traumlosen Schlaf.Schritte und ein klirrender Schlüssel ließen mich aus dem Schlaf hochschrecken. Verdammt! Ich war tatsächlich eingeschlafen. Ich schaute zum Himmel, die Sonne hatte ihre Position eindeutig verändert, aber ich konnte nicht sagen wielange ich geschlafen hatte. Ich blickte durch die Zweige und wollte sehen wer mit dem Schlüssel geklappert hatte.
Mein Herz machte einen Sprung. Es war mein Freund!
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Katzenauge
FantasyEine Geschichte über ein Mädchen das von einem Zug erfasst wird und als Katze wiedergeboren wird. Wie kommt sie mit der neuen Situation klar? Was sie alles auf ihrem neuen Weg erleben wird könnt ihr hier lesen. Viel Spaß beim Lesen! =)