Kapitel 5

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"I-i-ich...", fing ich an zu stottern.
"Was ist los Kätzchen? Hat es dir die Sprache verschlagen?", höhnte die fremde Katze, "ich hab gefragt was du hier willst!"
"Ich...ich...ich wohne hier.", antwortete ich zögerlich.
"Ahja. Und wo soll 'hier' bitte schön sein? Bist du ein Hauskätzchen? Eines dieser Kätzchen das sich von den Menschen rumkommandieren lässt?"
Ohje, wie sollte ich der fremden Katze erklären, dass ich eigentlich gar keine Katze war? Bevor ich den Mund öffnen konnte um etwas zu erwidern knurrte sie mich an:"Hör zu, du bist hier in meinem Territorium. Und ich hasse es, wenn andere Katzen auf meinem Land sind. Ich gebe dir zwei Sekunden um von hier zu verschwinden sonst reiße ich dir die Ohren ab!"
"Nein! Bitte! Ich wusste nicht, dass das hier dein Territorium ist. Ich bin eigentlich gar keine Katze. Ich bin ein Mensch!"
Die fremde Katze sah mich verwirrt an. "Was redest du denn da? Du scheinst auch noch völlig irre zu sein. Aber deine zwei Sekunden sind rum!"
Mit einem mächtigen Satz sprang die fremde Katze auf mich zu. Panisch wollte ich kehrt machen und abhauen. Aber bevor ich auch nur die Möglichkeit dazu hatte landete die Fremde auf meinem Rücken und bohrte mir ihre Krallen in den Rücken. Ein scharfer Schmerz durchzuckte mich. Ich versuchte mich zu winden, aber je mehr ich versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien umso tiefer krallte sie sich in meinen Rücken. Ich drückte mich flach auf den Boden, die fremde Katze schlug mir ihre Kiefer in den Nacken, ich schrie auf vor Schmerz. Ich spürte wie das Blut an meinem Hals runtertropfte und mein Fell klebrig durchnässte. Die fremde Katze zog ihre ausgefahrenen Krallen meine Seite entlang, wieder fing ich an zu schreien. Meine Sicht verschwamm und mein ganzer Körper bebte vor Schmerz. Was sollte ich nur tun? Ich musste mich unbedingt verteidigen sonst würde mich die fremde Katze in Fetzen zerreißen. Mit aller Kraft stemmte ich meine Beine in den Boden und schleuderte die Fremde von mir runter. Sie kreischte erschrocken auf und fiel ein Stück weit weg auf den Boden. Aber sie war sofort wieder auf den Beinen, blitzschnell drehte ich mich um, um sie ja nicht aus den Augen zu verlieren.
"Sieh mal einer an. In dir steckt ja doch mehr als ein Häufchen Fell!", höhnte die fremde Katze. Sie bleckte die Zähne und machte sich zum Angriff bereit. Aber diesmal war ich vorbereitet und sprang ihr rechtzeitig aus dem Weg. Ich schaffte es sogar ihr meine Krallen in die Hinterläufe zu schlagen. Sie schrie, aber der Schmerz machte sie nur noch wütender und rasender. Mit wildem Blick schaute sie mich an und sprang erneut los. Diesmal war ich zu langsam und sie stieß mich mit dem Rücken auf den Boden. Triumphierend drückte sie mich auf den Boden und bearbeitete meinen Bauch mit ihren Hinterläufen. Ich schrie und wehrte mich verzweifelt, aber die fremde Katze war viel stärker als ich und hatte viel mehr Erfahrung im Kampf. Ich spürte wie mich die Kräfte verließen, ich konnte diesen Kampf nicht gewinnen. Ich schloß die Augen um zu zeigen, dass ich aufgab. Aber plötzlich wurde das Gewicht von mir gerissen und ich hörte ein überraschtes Miauen gefolgt von einem wütendem Fauchen. Eine Stimme schrie:"Mach dass du davon kommst du Mistvieh! Arme, schwächere Katzen anzugreifen!"
Ich öffnete meine Augen um zu sehen was da vor sich ging. Eine alte Frau beugte sich über mich und hob mich sanft hoch. "Du armes, kleines Ding. Ich wusste es sofort als ich euren Kampf gesehen hatte. Aber keine Sorge, dieser dämliche Fellball wird so schnell nicht wieder kommen. Ich habe ihm ordentlich Angst eingejagt. Ich werde dich jetzt erstmal mit nach Hause nehmen und aufpäppeln, du siehst ziemlich mitgenommen aus.", sagte die fremde Frau zu mir. Ich konnte es nicht erklären, ich hatte sie zuvor noch nie gesehen. Aber irgendetwas in ihrer Stimme zeigte mir, dass ich ihr vertrauen konnte. Ich schloß meine Augen und schnell wurde alles dunkel um mich herum.

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