Kapitel 10: Der Bote der Lüfte

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Dann sah ich es, ein brachtvoller Adler, der vom Himmel schoss und genau in meine Richtung flog. Er hatte einen Brief an seinem Hals hängen und seine Augen funkelten in einem neugierigen rötlichem Ton. Ich kam mir freundschaftlich dem Adler gegenüber vor. Eine Zeit lang beobachtete ich dieses Pracht Exemplar und dachte nach. Sein Gefieder war strahlend weiß und ohne jeglichen Makel. Plötzlich wurde mir sehr schwindlig und ich musste mich am Bett festhalten, um nicht zu stürzen.

Es fielen lauter Bilder über mich ein, in denen ich gerade mal vier Jahre alt war. Ich spielte mit meinem Bruder Ash und seinem Adler Finn,der egal was wir auch weg warfen, es uns widerbrachte. Ab und zu kam er auch mal mit einer Maus im Maul an, die er dann sofort verschlang. Eine Weile erinnerte ich mich an die Zeit mit ihm und seinem Adler und wusste sofort wer der heutige Besucher war.

Auf einmal hörte ich eine Stimme, die ängstlich nach mir rief. Als erstes erkannte ich sie nicht, doch nach einer Weile erholte ich mich von dem plötzlichlichen Schwindelanfang. Ich lag in meinem Bett und Nick saß neben mir. Er rief immer wieder meinen Namen der, während er mich im Arm hielt und mir über die Haare strich. Einzelne Tränen rannten ihm über die Wangen und ich konnte seine Sorgen spüren. Ich strich ihm über den Arm und er beruhigte sich wieder. Danach schloss ich meine Augen und ergab mich der Nacht.

Als ich wieder aufwachte, war ich alleine in meinem Zimmer. Neben dem Bett standen lauter Blumen in verschiedenen Farben. Ich wusste nicht, was los war. Auf einmal sah ich wieder den Adler am Fenster. Er flog zu mir auf den Schoß und diesmal wusste ich wie er hieß. ,,Finn!", flüsterte ich ihm zu, während ich sein Gefieder streichelte,was ihm anscheinend gefiel. Ich nahm ihm das Halsband mit dem Brief ab und wollte ihn gerade lesen, als plötzlich Nick in mein Zimmer stürmte. Er rief mir außer Atem zu, dass ich drei ganze Tage durchgeschlafen hatte und er sich deshalb riesige Sorgen gemacht hatte. Seine Stimme verstummte und sein Blick blieb starr auf dem Vogel sitzen. Es dauerte nur Sekunden, da zog er sein Schwert und richtete es auf den Adler. Ich schrie:,, Nein, tu ihm nichts!" Zum Glück hörte er mich noch rechtzeitig und blieb stehen.
Der Adler flog daraufhin aus dem Fenster davon und ich schnaubte  Nick an, dass er daran schuld sei. Währenddessen versteckte ich den Brief unter meiner Decke, da ich nicht wollte, dass er ihn mir abnimmt. Ich wusste nicht mehr wem ich vertrauen konnte und wem nicht. Es war zwar etwas schmerzhaft; aber es war schließlich für mein Wohl. Nick entschuldigte sich und schloss schnell das Fenster. Dann seufzte er. Ich wusste nicht weshalb und schaute ihn fragend an. Erst als Nick mein Blick bemerkte, wurde sein Gesicht wieder ernst.

Er kam zu mir und sagte:,, Du darfst nichts von dem Vogel entgegennehmen. Er gehört zu den Feinden! Vielleicht ist es eine Falle von ihnen! Sie wollen dich bestimmt nur täuschen. Was auch immer du in diesem Brief lesen wirst, es ist garantiert alles, aber ganz bestimmt nicht die Wahrheit. Glaube mir bitte, Schwester! Ich möchte dich nur vor Unheil beschützen, schließlich bist du die einzige Person hier, der ich am meisten Vertrauen schenke. Alle anderen sind voller Lügen!"

Er sah so verletzt aus und ich konnte seine Wut darüber ao hilflos zu sein deutlich spüren. Jedoch hatte ich keinen blassen Schimmer darüber, was ich machen sollte. Zum Glück erledigte sich dieser Gedanke schnell! Denn er sich zu mir drehte, seine Arme um mich schlang und zudrückte, war ich mir sicher.

Ich war sehr wichtig für ihn!

Nach kurzem Zögern erwiderte ich die Umarmung. Er strich mir über meine Haare und ich seufzte. So nah war ich ihm noch nie gewesen, seit Ash weg war. Ich wurde alleine bei dem Gedanken rot. 

Irgendwann stand er auf und verließ mein Zimmer. Erst, als die Tür ins Schloss gefallen war, öffnete ich den Brief. ,, Es tut mir leid, Nick! Aber ich muss wissen, was darin steht!", dachte ich, während ich den Brief öffnete.

Dort stand mit wunderschöner Schwarz-weißer Schrift geschrieben:,, Liebe Schwester; (Alleine schon der Anfang ließ Tränen in meinen Augen aufstehen)
Ich liebe dich immer noch! Selbst nach all den Jahren! Meine neuen Eltern sind sehr streng und deshalb konnte ich dir nicht schreiben, aber ich habe nicht vergessen, dass ich dir versprochen habe zurückzukommen und dich zu meiner Frau zu machen. Vertraue niemanden, außer mir! Bitte!

Ich habe herausgefunden, dass Verräter unter euch weilen. Der Krieg wird noch lange andauern und du bist deshalb auch lange Zeit in Gefahr. Und dies passt mir sogar nicht!

Ich will von dir, dass du vorsichtig bist und den Brief verbrennst, nachdem du ihn gelesen hast. Mach dir keine Sorgen um mich! Mir gehts bestens! *-*

Liebe Grüße: Dein Bruder Ash

Nachdem ich fertig gelesen hatte, verbrannte ich ihn wie mir aufgetragen worden war. Ich hatte gemischte Gefühle darüber, was er mir mitgeteilt hatte. Einerseits hatte ich Angst, doch gleichzeitig war ich auch froh darüber endlich wieder etwas von ihm zu hören. Und am wichtigsten war, dass er immernoch an mich denkt.

Während ich an die Zeit mit Ash dachte und dem Feuer beim Brennen zuschaute, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Jedoch waren es Freudentränen darüber, wieder Hoffnung zu haben. ,,Ich würde Ash finden!", dies wurde mir erst in diesem Moment wirklich bewusst.

Ein Problem blieb jedoch:,, Welchem Bruder soll ich mein Vertrauen schenken? Der, den ich schon immer liebte, der mich aber verlassen hatte ohne ein Wort zu sagen?! Oder der, welcher sich schon immer um mich gekümmert hatte und mich tröstete, wann immer ich ihn brauchte?! 

Der Krieg beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt