Everyday at 9PM

#7

»Hier ist ja viel los.«

Sie kommt an die Theke, an der genau ein Barhocker steht. Der sich da nur befindet, weil das gesamte Café voll ist.

Es ist 21 Uhr und alle vierzehn Tische sind besetzt. Und ich hatte Angst, dass sie nicht kommt, wenn sie sieht, dass kein Platz mehr ist. Daher der Barhocker, der eigentlich in der Küche steht.

»Das Ufer-Fest«, erkläre ich mit einem kleinen Lächeln und hebe meinen Finger, um ihr zu bedeuten, dass ich gleich wieder da bin, aber zuerst die drei Espresso an ihren alten Tisch bringen muss.

Am liebsten würde ich die drei Männer aus dem Laden schmeißen, die es wagen, ihren Tisch zu benutzen. Wissen sie denn nicht, dass dieser Platz um 21 Uhr reserviert ist?

Dumme Frage.

»Ich hätte gern-«, sagt sie, doch diesmal unterbricht sie eine Frau mit Kleinkind und fragt nach den Toiletten. Ich führe sie dorthin und als ich wiederkomme, steht vor ihr bereits ein Pappecher und der Cupcake, den ich vorsorglich beiseitegestellt habe. Mit einer Notiz, auf der ihr Name steht. Ihr Spitzname. Coffeetogo.

»Ich war mal so frech.« Sie grinst breit und diesmal holt sie nicht ihr Notizbuch hervor. Sie versinkt nicht in ihrer Arbeit. Sie schaut mir zu. Sie redet mit mir. Sie fragt mich nach meiner Arbeit, nach meinen Mitarbeitern, nach meinem Namen.

»Ich bin Skye«, sagt sie zum Schluss.

Sky. Himmel.

Ich nenne ihr meinen Namen und lächle breit. Ich mag sie. Ich mag, wie sie sich gibt. Ich mag, wie sie spricht. Ich mag, wie sie für jeden ein Lächeln übrig hat.

Selbst als die Babyfrau wiederkommt und ihr Kleinkind zu schreien anfängt, hat sie ein freundliches Wort parat und gibt Tipps.

»Wieso essen Sie nur die Kirsche?«, wage ich es mich zu sagen, kurz bevor sie geht.

Ihre schwarze Umhängetasche liegt schon auf ihren Schultern und sie ist fast zur Tür raus.

Niemand ist noch im Laden. Nur wir. Sie und Ich. Ich und Sie.

»Ich mag keine Cupcakes.«

Sie lässt mich mit offenem Mund zurück.

Sie mag keine Cupcakes?