Tag 28 ohne Skye. Dafür Tag 9, an dem meine Schwester vorbeischaut.
Ich habe Ann kündigen müssen. Sie hat Geld geklaut und ich kann mir keine Diebe leisten. Aus diesem Grund arbeitet meine Schwester bei mir, bis ich eine neue Aushilfe gefunden habe. Auch, wenn ich mich nicht beeile, eine zu finden.
Meine Schwester leistet mir nachts Gesellschaft und hat sich kurzerhand in meiner Wohnung über dem Café einquartiert. Es ist wie früher, als wir noch mit unseren Eltern in der kleinen Zweizimmerwohnung lebten und uns nachts aneinander kuschelten, wenn uns kalt war oder die Schreie zu laut wurden. Ich war für sie da, wie man für kleine Schwestern da ist. Dafür ist sie jetzt für mich da.
Nur, dass meine Schwester und ich älter geworden sind und wir oben unsere eigenen Zimmer haben.
»Wieso wohnst du hier?«, frage ich sie an ihrem elften Tag.
Sie lacht. »Arsch hat mich betrogen. Und allein ist mir meine Miete zu teuer. Da muss ich ja sowieso irgendwo unterkommen.«
Ich überlege, ob ich ihr von Skye erzählen soll. Sie würde es verstehen. Wenn jemand, dann meine Schwester, die sich in jeden dahergelaufenen Idioten verliebt. Doch etwas hindert mich daran. Vielleicht der vertraute Geruch nach Verlust, der noch dreißig Tage nach Skye im Café schwebt.
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Everyday at 9PM
Historia Corta»Da ist er. Der Duft, den ich nicht einordnen konnte. Freiheit. Skye riecht nach Freiheit.« Jeden Tag um 21 Uhr betritt sie meinen Laden. Jeden Tag um 21 Uhr bestellt sie einen Coffee-to-go und einen Vanille-Cupcake mit Kirsche. Jeden Tag um 21 Uhr...