7. Kapitel

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"Abigail, Kyle", ertönt plötzlich die erlösende Stimme meiner Mutter. Kyle hat seinen Arm um mich gelegt und ist mir jede Minute näher gekommen, sodass es jetzt so aussieht, als würden wir kuscheln, was wir natürlich nicht tun. Ich befreie mich von seiner Hand. "Ich glaube, du musst jetzt gehen", sage ich gespielt traurig. Er nickt. "Gib mir deine Nummer, dann können wir uns wieder treffen", antwortet er und holt sein Handy raus. Wenn ich ihm meine Nummer gebe, wird er mich wahrscheinlich die ganze Zeit nerven und darauf habe ich keine Lust. "Ich kenne meine Nummer nicht auswendig und mein Handy ist unten, also gib du mir lieber deine Nummer", sage ich und bin stolz auf mich, dass ich so gut lügen kann. "Okay, aber du meldest  dich auch wirklich. Gleich morgen, okay?", fragt er, während ich einen Zettel und einen Stift rauskrame. Ich nicke zustimmend und schreibe die Nummer von seinem Handy ab. "Ok", sage ich, als ich fertig bin.
"Na dann, war schön dich kennengelernt zu haben", sagt er und umarmt mich fest. Seine Arme hat er fest um meine Taille geschlungen und drückt mich an seinen Körper. Ich klopfe ihm freundschaftlich auf den Rücken. "Bis bald."
Wir gehen zusammen runter und ich verabschiede mich noch schnell mit einem Handschütteln von den anderen Leuten. Als sie endlich weg sind, kann ich es kaum noch erwarten. "Und, gehst du nach New York?", frage ich Mum. Sie schaut mich ein paar Sekunden lang emotionslos an, damit es spannender wird. "JA!", ruft sie auf einmal. Ich schreie laut auf und wir umarmen uns vor Freude. "Wann fliegst du?" "In zwei Tagen, für 3 Wochen", antwortet sie. "Willst du wirklich nicht mitkommen?" Ich schüttle den Kopf. Ich würde gerne mal nach New York, aber drei Wochen in der Schule fehlen... das geht nicht. "Nein, sonst kann ich Epic nicht mitnehmen und ich muss zur Schule", antworte ich.
Wir gehen ins Esszimmer und fangen an, abzuräumen. "Verstehst du dich gut mit Kyle?", fragt Mum zögernd. Ich zucke mit den Schultern. "Er will, dass ich ihn morgen anrufe, aber ich habe keine Lust auf ihn", antworte ich, während ich die Teller stapele. "Das ist kritisch...." Ich schaue sie verwirrt an. "Mum...wieso fragst du?", frage ich sie prüfend. "Na ja, Kyles Eltern haben vorgeschlagen, dass er manchmal hier her kommen und nach dir sehen wird, weil er auch alleine hier bleibt", sagt Mum. Ich schaue sie fassungslos an. "Nein, Mum, er nervt", gebe ich zurück und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Na toll, jetzt, wo ich dachte, dass ich für 3 Wochen alleine bin, wird dieser nervige Typ kommen und mich wahrscheinlich gar nicht mehr in Ruhe lassen. Die Sache mit der Nummer hat mir wohl doch nicht so viel gebracht. "Ich werde ihm nicht die Tür öffnen, das kannst du vergessen", sage ich zickig und verschränke die Arme. "Das brauchst du auch nicht. Er hat einen Schlüssel", antwortet Mum und schaut mich entschuldigend an. "Was? Du gibst einem fremden Jungen unseren Hauschlüssel? Was, wenn er mich vergewaltigt oder uns ausraubt?", frage ich panisch. Mum lacht kopfschüttelnd. "Er hat nicht den Eindruck gemacht, dass er dich vergewaltigen will", sagt sie. "Du hast nicht gesehen, wie er sich oben in meinem Zimmer verhalten hat", sage ich und stehe genervt auf. "Es sind nur drei Wochen und er wird auch nicht jeden Tag kommen. Also bitte übertreib nicht so", sagt sie und geht mit den gestapelten Tellern in die Küche. Nur drei Wochen. Das ist fast ein Monat. Das ist viel zu viel.

Ich gehe seufzend auf die Terrasse und setze mich auf einen Liegestuhl. Die Sonne geht gerade unter und es wird langsam dunkel.
Wieso habe ich eigentlich auf einmal so viel mit Jungs zu tun? Der Typ aus dem Supermarkt, jetzt Kyle... also wenn ich die Wahl zwischen den beiden hätte, würde ich zu 100% den Typen aus dem Supermarkt nehmen. Der erscheint mir viel sympathischer, nicht so wie dieser Typ, der total von sich überzeugt ist. Außerdem ist er in meinem Alter, im Gegensatz zu Kyle, der um die 22 bis 23 ist. Vielleicht sogar noch älter.
Wenn man Kyle und den Typen vergleicht, kann Kyle mir aber viel mehr bieten, weil er Medizin studiert und später mehr verdienen wird. Der Typ arbeitet im Supermarkt. Aber wer weiß, vielleicht will er ja später was anderes werden.

Ich stehe wieder vom Liegestuhl auf und rufe Epic, der sofort angelaufen kommt. "Hast du Hunger, mein Süßer?", frage ich ihn, während ich ihm über den Rücken streichle. Er bellt einmal und das sehe ich als Zustimmung, also gehe ich mit ihm in die Küche, wo Mum aufräumt, und füttere ihn. "Mum, hast du das von dem Asteroiden gehört?", frage ich sie, während ich den kleinen Fernseher in der Küche anschalte. Wir haben in wirklich fast jedem Zimmer im Haus einen Fernseher. Im Badezimmer, in unseren Schlafzimmern, in der Küche, im Esszimmer und natürlich im Wohnzimmer. Ist natürlich  übertrieben, aber so wird es einem nicht so schnell langweilig. "Welcher Asteroid?", fragt Mum und stellt sich so hin, dass sie auf den Fernseher schauen kann. "In den Nachrichten haben sie heute gesagt, dass in zwei Wochen ein Asteroid der Erde gefährlich nahe kommen wird und die Möglichkeit besteht, dass er einstürzt", erkläre ich ihr und gehe auf einen Nachrichtenkanal. "Gleich werden sie bestimmt darüber reden", sage ich und wie aufs Zauberwort kommt ein paar Sekunden später Nachrichtensprecher mit einem Bild von einem Asteroiden im Hintergrund. "Heute morgen hat die NASA ein unbekanntes Flugobjekt mit der ungefähren Größe von 50 Metern entdeckt. Experten gehen davon aus, dass es sich dabei um einen Asteroiden oder Kometen handelt. Es besteht laut NASA die Möglichkeit, dass er einstürzt. Ob es wirklich dazu kommen wird, erfahren wir in den kommenden zwei oder drei Tagen. Wir bitten Sie, ruhig zu bleiben und auf weitere Informationen der NASA zu warten." Ich spüre, wie mein Herz anfängt zu rasen. "Siehst du?", frage ich und schaue nervös zu Mum. Was mir am meisten Sorgen macht, ist, dass bei dem anderen Nachrichtensender gesagt wurde, dass das in zwei Wochen passieren wird. In zwei Wochen ist Mum aber in New York.
 Sie schüttelt aber den Kopf. "Abbey, sowas sagen die sehr oft. Du musst keine Angst haben, er wird nicht einschlagen", sagt sie ruhig und räumt weiter auf. Bin ich eigentlich die einzige, die die Nachrichten ernst nimmt?

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Omg, ich liebe das Lied: El Perdón von Nicky Jam und Enrique Iglesias *-* Wer auch? (Ist hier auch verlinkt ;))

Ich hätte noch eine Frage an euch, einfach, weil es mich interessiert.
Wie alt seid ihr so?


Mr. Arrogant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt