21. Kapitel

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Mittwoch Abend

Am Abend sitzen Ethan und ich angespannt und leise auf der Couch. Niemand sagt ein Wort. Es ist wirklich die schrecklichste Situation, in der ich jemals war. So nervös war ich noch nie. Im Inneren bete ich die ganze Zeit, dass der Asteroid nicht in unserer und Mum's Nähe einschlagen wird. Das ist alles, was ich mir erhoffe.
Um 19 Uhr kommen dann endlich die Nachrichten.

"Es ist nun offiziell. Der Asteroid PD2015 wird in die keltische See einschlagen, was große Folgen haben wird, zu denen wir gleich kommen werden. Die königliche Familie ist bereits ausgeflogen, zu einen geheimen Ort. Der Rest der englischen Bevölkerung soll möglichst versuchen in den nördlichen Teil Englands oder Schottland zu fahren. Wer das nicht schafft, sollte sich auf den höchsten Bergen, Gebäuden oder Bunkern verstecken. Die Liste aller Bunker wurde bereits im Internet auf der Homepage unseres Nachrichtensenders veröffentlicht.
Laut NASA wird der Asteroid Freitag Nachmittag, zwischen 16 und 17 Uhr einschlagen. Da er ins Wasser einschlagen wird, kommt es höchstwahrscheinlich zu einem Tsunami, dessen Wellen bis zu 200 Metern hoch werden und den ganzen Süden Englands mit sich reißen können. Eine Evakuierung wurde noch nicht eingeleitet und es ist auch unwahrscheinlich, dass noch eine stattfinden wird, da die Zeit sehr eingeschränkt ist. " 

Als erstes bin ich erleichtert. In New York wird nichts passieren, was mich beruhigt. Mum ist sicher. Tja, jetzt kommen wir zu Dad, Ethan, mir und Epic. Wir sind so gut wie tot.

"Ich schätze, wir sollten auch in den Norden Englands fahren. Da sind wir in Sicherheit", sagt Ethan. Ich merke, dass er versucht, stark zu sein. Es fällt ihm schwer, seine Angst zu verbergen, aber er versucht es für mich. "Werden die Highway's nicht voll sein? Ich meine, jeder versucht jetzt da hin zu kommen", sage ich nachdenklich. "Ja, du hast Recht. Aber nicht, wenn wir mit dem Roller fahren", sagt er zwinkernd. Da hat er wohl nicht an Epic gedacht. "Ich werde Epic nicht hier lassen", sage ich ernst. Er seufzt. "Das  verstehe ich, aber-" "Du verlangst von mir jetzt nicht ernsthaft, dass ich Epic hierlasse, wo er sterben wird?", sage ich und merke, wie ich langsam wütend werde. "Nein, aber ich will, dass wir überleben. Mit dem Auto werden wir das wirklich nicht schaffen", sagt er schulterzuckend. "Dann fahr alleine", antworte ich und verschränke die Arme vor meiner Brust. "Nimm meinen Roller und fahr alleine. Ich bleibe mit Epic hier. Ich finde schon ein Versteck." Er schüttelt den Kopf. Sieht so aus, als würde er verzweifeln. Aber was soll ich denn sagen, ich werde Epic nicht hier alleine lassen! Er bedeutet mir viel mehr als Ethan, ich liebe ihn auch viel mehr als Ethan. Er ist mir wichtiger. Ich werde ihn hier nicht zurücklassen. "Hör mal, ich verstehe das. Ich würde hier auch mit dir bleiben, aber ich will überleben!", sagt er laut und steht auf. Er atmet tief durch. "Andererseits macht das Leben ohne dich keinen Sinn mehr. Was bringt es mir, zu überleben, wenn ich die Liebe meines Lebens verliere?", murmelt er leise. Meint er das ernst? Wir kennen uns noch nicht mal eine Woche und er würde sich für mich opfern.
"Ich will nicht, dass du wegen mir hier bleibst", gebe ich zurück. "Aber-" "Nein, nimm meinen Roller und fahr, ok?", sage ich und gehe zu ihm rüber. Ich lege meine Hände um seinen Bauch und drücke ihn an mich. "Geh jetzt Nachhause und pack schon mal alles. Morgen kannst du dann losfahren", sage ich und gucke zu ihm hoch. Er schüttelt aber den Kopf. "Das geht nicht, ich werde dich hier nicht zurücklassen, ich-" Plötzlich wird er vom Motor meines Rollers unterbrochen. Ich erkenne das Geräusch meines Motors, man kann es nach der Zeit von anderen unterscheiden.
Ich laufe zum Fenster und sehe, wie sich ein Mann mit einem Kind draufsetzt und wegfährt. "Er klaut meinen Roller!", schreie ich und renne raus. Ich höre, dass Ethan mir folgt. "Hey, stehen bleiben!", schreit Ethan und rennt ein paar Meter hinterher, aber vergeblich. Er ist weg.
Ich wische mir kurz über mein Gesicht um mich zu beruhigen und schaue mich dann um. Mehrere vollbepackte Autos fahren an mir vorbei, vollbepackt mit Menschen. Meine Nachbarn packen gerade Koffer in den Kofferraum. Es sieht furchterregend aus, wie alle flüchten.

Ethan kommt wieder zurück und geht ohne was zu sagen an mir vorbei ins Haus. Ich folge ihm bedrückt. Tja, jetzt sitzen wir beide hier wohl fest. "Du kannst es immer noch mit dem Auto ver-" "Ach, hör auf", sagt er, nimmt seine Sachen und verlässt wieder das Haus. "Ethan, warte", rufe ich ihm noch hinterher, aber er ist schon weg. Es macht keinen Sinn, ihm hinterher zurufen. Vielleicht wäre es besser, wenn jetzt alle an sich selber denken würden.

Ich gehe raus auf die Terrasse zu Epic und lege mich neben ihn ins Gras. "Er erwartet ernsthaft, dass ich dich hier lasse. Ich fasse es nicht", sage ich traurig. "Aber weißt du was? Ich werde uns retten, da kannst du dir sicher sein."
Plötzlich kommt mir ein komischer Gedanke...Dad.

Dad wird sicherlich auch aus London flüchten. Vielleicht sollte ich ihn kontaktieren...

Ich stehe aufgeregt auf und gehe ins Haus rein. Irgendwo hat Mum ein Adressbuch, Dad muss da drin sein! Ich wühle in allen Schubladen, bis ich ein Adressbuch gefunden habe. Dann fange ich an zu suchen... Harry Styles. Er muss doch irgendwo hier- JA! Hier ist er. Harry Styles. Perfekt.
Ich schnappe mir das  Telefon und wähle die Nummer. Mein Herz fängt wie verrückt an zu schlagen. Ich werde seit 14 Jahren das erste Mal wieder die Stimme meines Vaters hören! Wie soll ich ihn ansprechen? Mit Dad? Harry? Ich habe keine Ahnung wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll...

"Hallo?", meldet sich nach ein paar Sekunden eine tiefe Stimme am Hörer. "Harry?", frage ich vorsichtig, um mir doch sicher zu gehen, dass es er ist. "Ja, hier ist Harry, wer ist da?", fragt er. Oh mein Gott, ich könnte jetzt auf der Stelle anfangen zu heulen. Plötzlich habe ich einen dicken Kloß im Hals und mein Herz rast wie verrückt. "Ähm, hier ist ... Abigail". Stille. "Abigail, meine Tochter?", bei diesen Wörtern kommen mir sofort die Tränen. Ich wische sie mir schnell weg. "Ja", antworte ich mit erstickter Stimme. Wieder Stille. "Wo- Wo bist du gerade?", fragt er mit einer zittrigen Stimme. "In Canterbury, Zuhause", antworte ich. "Was machst du denn noch da, du musst da weg!", sagt er aufgeregt. "Wo ist Paige?". "Sie ist in New York, ist eine lange Geschichte", antworte ich. Er seufzt. "Abigail, du musst in den Norden. Hier wirst du nicht überleben." "Die Highway's werden voll sein, ich würde es nicht rechtzeitig schaffen!", sage ich und heule immer noch. Man, wie sehr ich ihn vermisst habe. Erst jetzt merke ich es so richtig, wie sehr er mir gefehlt hat. "Wo bist du denn gerade?", frage ich. "In London. Es gibt hier einen großen Bunker, der extra für solche Tsunamis gebaut wurde. Hier ist es sicher. Du könntest theoretisch hier her kommen", erklärt er. Das ist es! London ist gerade mal 2 Stunden entfernt und in diese Richtung fährt niemand, also wird es sicher nicht so voll sein. Hier werde ich nicht überleben, da werde ich eine Chance haben! "Dürfen da auch Hunde rein?", frage ich hoffnungsvoll. "Klar, wenn er nicht aggressiv ist. Ich muss euch nur auf die Liste schreiben." "Dann schreib mich, meinen Hund Epic und meinen Freund Ethan drauf, er kommt mit, ok?", frage ich. Ich höre, wie er am anderen Ende der Leitung lacht. "Ja, ok, das mache ich. Ich kann es kaum noch erwarten, dich wiederzusehen, Abigail. Ich habe dich sehr vermisst", sagt er. "Ich vermisse dich auch, Dad."

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Ethan oder Epic?



Mr. Arrogant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt