15. Kapitel

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Heißt es jetzt, dass ich ihn liebe? Fühlt es sich so an, wenn man verliebt ist? Oder ist das einfach nur normales 'Verknallt' sein? Ganz genau kann ich das noch nicht sagen. Vielleicht liebe ich ja auch nicht ihn, sondern das Gefühl, was ich fühle, wenn ich bei ihm bin.

"Hallo, Erde an Abigail", sagt Holly auf einmal. "Wach auf aus deiner Traumwelt und erzähl uns endlich, was gestern noch zwischen dir und Ethan gelaufen ist!" Ich schaue sie genervt an. Ich habe gerade eine wichtige Konversation mit mir selbst und diese sollte ich zu Ende führen.
"Es ist gestern nichts mehr gelaufen. Meine Mum war nur sauer, als sie gesehen hat, dass ich mit einem halbnackten Typen alleine Zuhause war. Und ich hatte einen Bikini an. Außerdem ist noch Kyle gekommen und bei dem will sich Mum die ganze Zeit einschleimen, deswegen hat sie mich vor ihm fertig gemacht. Sie hat mir heute ein Date mit Kyle organisiert, er wird mich von der Schule abholen. Ich hasse sie dafür", sage ich und stütze meinen Kopf an meinen Händen ab. Ruby und Holly schauen mich mit großen Augen an. "Wow. Endlich gibt es auch mal Stress bei dir Zuhause. Ansonsten ist es bei Candice, Ruby und mir so", sagt Holly grinsend. Sie ist echt keine große Hilfe. "Versteh mich nicht falsch, aber wieso triffst du dich dann mit Kyle?", fragt Ruby. Was sollte ich daran falsch verstehen? "Ich will meine Mum nicht enttäuschen. Chefärztin zu werden ist wahrscheinlich ihr größter Traum und wenn ich das mit Kyle vergeige, wird sie den Job vielleicht nicht bekommen. Das will ich nicht, deswegen quäle ich mich heute mit Kyle rum und morgen sage ich ihm, dass ich nicht mehr als Freundschaft sehe. Ich habe aber noch ein größeres Problem", sage ich seufzend. Ruby und Holly schauen sich überrascht an. "Und was für eins?", fragt Holly. "Ethan hat mir gestern seine Nummer auf meine Hand geschrieben, aber ich habe es vergessen und meine Hände gewaschen. Er wollte eigentlich, dass ich ihn anrufe, aber jetzt kann ich es nicht. Und eigentlich wollte ich nach der Schule zu ihm in den Supermarkt, weil er wahrscheinlich heute arbeitet, aber Kyle kommt mir in die Quere. Ich habe Angst, dass Ethan denkt, dass ich doch nichts von ihm will, immerhin habe ich ihm mehrmals gesagt, dass ich keinen Freund will", sage ich verzweifelt. "Geh doch einfach morgen, so lange kann er warten", sagt Holly schulterzuckend. Ich nicke, aber ganz überzeugt bin ich nicht davon. Er erwartet sicher, dass ich ihm sofort schreibe.

Der Schultag verlief total langweilig und jetzt stehe ich neben meinem Roller vor der Schule und warte auf Kyle, der mich ja abholen soll. Meine Laune ist auf dem Nullpunkt, aber ich bin mir sicher, dass sie noch mehr fallen kann.
"Auf wen wartest du?", fragt plötzlich jemand hinter mir. Ich drehe mich schnell um. Ilay. "Ilay, hi", sage ich lächelnd. "Ich warte... äh... auf einen Freund", sage ich schnell. Er nickt. "Und was machst du hier? Candice war heute nicht in der Schule", sage ich. Ilay ist  nicht an unserer Schule, er ist fertig. Was er aber beruflich macht, weiß ich nicht. "Ich gehe ins Fitnessstudio. Hast du Ethans Nummer jetzt rausgefunden?", fragt er. Ich schüttle den Kopf. "Ich gehe morgen zu ihm." "In den Supermarkt?" Ich nicke. Er nickt zurück. "Ich bin mir nicht sicher, ob er morgen arbeitet. Du kannst aber ins Fitnessstudio kommen, Dienstags ist er immer abends da", sagt er lächelnd. "Oh, ok, danke", sage ich und würde Ilay für die Info am liebsten umarmen. "Du musst wissen, er mag dich sehr. Ich kenne ihn zwar nicht besonders gut und habe auch nicht viel mit ihm zu tun, aber man sieht, dass er dich mag", sagt er zwinkernd. Ich merke, wie ich verlegen werde. "Ich dachte eigentlich, dass ihr gute Freunde wärt", antworte ich, um vom Thema abzuweichen. "Sind wir auch, aber wir kennen uns halt nur aus dem Fitnessstudio. Das mit gestern war eher spontan, ich habe ihn einfach nebenbei gefragt, ob er mitkommen will", erklärt er mir. Interessant. Eigentlich würde ich ihn noch mehr ausfragen, aber dann fährt auch schon Kyle vor und steigt aus. "Hey, Süße", sagt er zu mir und umarmt mich. Ich versuche, dass es möglichst freundschaftlich aussieht, damit Ilay nichts falsches denkt, aber ich bin mir sicher, dass mir das nicht gelungen ist. "Ich gehe dann mal", sagt er und guckt Kyle komisch an. Dann ist er auch schon weg.
"Steig ein", sagt Kyle zu mir. "Was ist mit dem Roller?" "Ich kann dich später hier her bringen und du fährst mit ihm nach Hause", sagt Kyle, während wir ins Auto einsteigen.
Als er losfährt, herrscht erstmal Stille. "Wer war der Typ gerade?", fragt er, ohne mich anzusehen. "Ein Freund", antworte ich. "Du hast scheinbar viele Freunde." Meint er Ethan?
"Was meinst du?", frage ich und gucke ihn verwirrt an. "Der halbnackte Typ gestern war ja auch nur ein Freund", antwortet er schulterzuckend. Ich nicke. "War er auch." "Hm."

"Ich dachte, wir fahren etwas essen", sage ich erschrocken, als ich merke, dass wir in eine völlig andere Richtung fahren. "Ja, wir müssen erst etwas kaufen. Dann kochen wir uns was bei dir Zuhause. Deine Mum wollte das so", sagt er und parkt. Ich merke, dass mein Herz immer schneller schlägt. Kyle ist schon ziemlich ein Muttersöhnchen. Deine Mum hat das gesagt, deine Mum hat dies gesagt. Hast du dein eigenes Gehirn?
Er steigt aus, aber ich bleibe sitzen. Er kommt zu meiner Autotür und öffnet sie. "Willst du nicht aussteigen?", fragt er grinsend. "Ach, weißt du, ich glaube, ich bleibe hier lieber sitzen", antworte ich so gelassen wie möglich. Das letzte, was ich gebrauchen könnte, wäre, dass Ethan mich und Kyle zusammen sieht. Schon wieder. Er würde mir gar nicht mehr glauben.
"Du musst mitentscheiden, was wir kochen, also los", sagt er und zieht mich am Arm raus. Irgendwas sagt mir, dass er es absichtlich macht. Er- warte. Natürlich! Mum hat doch gestern erwähnt, dass er im Supermarkt arbeitet, also will er ihn jetzt absichtlich provozieren. Dieses verdammte Arschloch.

Mr. Arrogant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt