20. Doofes Pupsgesicht und Tumorbonus

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Ich schlucke schwer. „Setzt dich!", befiehlt er und zeigt auf meinen Schreibtischstuhl. Ich setze mich und versuche seinem Blick auszuweichen.

„Du hast mir nichts erzählt! Wieso nicht? Wir sind eine Familie."

„Ich hab gedacht ihr wisst es. Es war Daniels Aufgabe es der ganzen Familie mitzuteilen", versuche ich es ihm zu erklären.

„Achso! Also ist er jetzt dran Schuld? Das hast du als kleines Kind auch immer gemacht – den anderen die ganze Schuld gegeben. Werde Erwachsen und stehe dazu!"

„Ich lüg dich doch jetzt nicht an! Ich wusste nicht, dass er euch nicht erreicht hat und es euch nicht gesagt hat. Ich hab aus lauter Wut deswegen mein Handy gegen die Wand geworfen!", schreie ich, „Ich hab meinen Bruder deswegen angeschrien!"

„Ok!", er hebt abwehrend die Hände vor die Brust, „Komm wieder runter."

Eine Zeit lang sitzen wir still im Zimmer und starren uns an. Ich kann an seinem Gesichtsausdruck sehen, dass er Fragen hat.

„Frag schon! Los! Sonst platzt du mir noch irgendwann, weil du wegen den Fragen Bauchweh bekommst und die kommen daher, dass du Verstopfung hast und-"

„Stopp! Maddy, du redest manchmal sowas von viel Scheiße."

„Erzähl mir was Neues", murmle ich vor mich hin und schließe für einige Sekunden meine Augen.

„Wie schlimm ist dieser Tumor?", fragt er leise und vorsichtig.

„Wie schlimm ist er? Er könnte netter sein und ein wenig höflicher. Zum Beispiel könnte er mich 5 Minuten vorher vorwarnen wenn ich mal kotzen muss und nicht nur einige Sekunden vorher Bescheid geben."

„Maddy! Das ist ein ernstes Thema!"

„Dumme Fragen bekommen dumme Antworten! Jeder Tumor ist schlimm! Die Frage lautet nicht wie schlimm er ist, sondern ob ich daran sterbe oder nicht!", gebe ich genervt und energisch von mir, „Toll! Jetzt hab ich auch noch Kopfschmerzen."

Ich stehe auf und gehe Richtung Tür.

„Wir sind noch nicht fertig. Wohin gehst du?", fragt mein Cousin und jetzt hab ich keine Lust mehr. Er nervt tierisch.

„Ich habe Kopfschmerzen, ergo ich nehme meine Tabletten! Oder passt es dem Herren nicht?", schreie ich ihn an und höre plötzlich Jesper weinen. Mist! Ich hab ihn geweckt. Ich lasse mich am Türrahmen heruntergleiten und stütze meinen Kopf auf meine Knie. Mein Cousin steht auf kommt auf mich zu und legt seine Arme um mich.

„Entschuldige. Ich wollte dich weder anschreien, noch irgendwie unter Druck setzten. Ich hab dich lieb, ok?"

Ich nicke als Antwort und murmle leise: „Hab dich auch lieb!"

**

Ich stehe vor dem Aufzug, da ich diesmal lieber zu meinem Psychodok hochfahre als die ganzen Stockwerke hoch zu krabbeln.

„Warten Sie auf den Aufzug?", fragt mich eine Dame mit geschätzten 50 Jahren.

„Nein, ich hoffe, dass die vierte Etage herunterkommt."

Ping! Der Aufzug ertönt und ich trete hinein, jedoch hat es sich die Frau anders überlegt und nimmt doch die Treppen. Tja, wie gesagt: dumme Fragen bekommen dumme Antworten.

Oben angekommen, kann ich gleich in das "Behandlungszimmer". Ich werfe mich auf die Couch und lege meine Füße hoch.

„Hallo Madison", begrüßt mich mein Psychologe.

„Hei."

„Wie geht's dir?"

„Wollen Sie etwa Smalltalk führen?", lache ich, „Schon vergessen? Ich komme hier her um mich auszuruhen."

Some days taste like Lemonade ♡ (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt