9. Es schlummert tief in mir! (Teil 1)

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„Maddy! Stopp! Wohin gehst du?“, sie begutachtet mich und fängt dann an zu lächeln. Ich schaue auf den Boden und stammle vor mich her: „Ich…ähm, ich gehe nur kur…“

„Ok. Fahr bitte vorsichtig. Mach das Fahrradlicht an und bleib nicht zu lange.“

Ich gebe ihr schnell einen Kuss auf die Wange, schnappe mir mein Fahrrad und fahr los.

Bei der Schule werfe ich mein Fahrrad ins Gras und laufe in die Musik- und Tanzschule hinein, die an der normalen Schule angrenzt.

Ich laufe hoch in die Halle und mache das Licht an. Ich war hier schon lange nicht mehr. Ich stecke mein Handy an die Lautsprecher an und Let her go von Passangers erklingt. Aus meiner Jackentasche nehme ich das Foto von meinen Eltern raus, welches ich mitgenommen habe. Ich klebe es an den großen Spiegel und schaue mich in der Halle um. Ich dehne mich ein wenig an den Ballettstangen und bewege mich passend zur Musik. 

Ich fange an zu tanzen, ich stecke meine ganze Energie in den Tanz hinein. (Video)

Ich tanze einen Tanz nach dem anderen und nach einer halben Stunde kann ich nicht mehr. Ich sehe mich im Spiegel an und erst jetzt merke ich wie krank ich aussehe. Ich bin blass und hab Schatten unter meinen Augen. Früher konnte ich Stunden lang tanzen. Ich musste Stunden lang tanzen. Das Ballett-Training ging samstags manchmal den ganzen Tag.

Ich bin durchgeschwitzt und mir tut alles weh. Ich könnte weinen vor Schmerzen. Mir wird plötzlich total schlecht und ich glaube ich muss mich übergeben.

…doch nicht! Falscher Alarm!

Ich lehne mich an die kühle Wand an und sinke zu Boden. Ich fühle mich total ausgelaugt. Wie soll ich jemals wieder zum Training, wenn es mir nach einer halben Stunde schon so schlecht geht.

„Du hast echt gut getanzt!“, ertönt eine Stimme im Türrahmen und ich schrecke zusammen.

„Liam? Was? Wieso…?“, sage ich verwirrt und er fällt mir ins Wort.

„Ich stalke dich!“, antwortet er und lässt sich neben mich fallen.

„Ich wollte schon immer einen Stalker haben!“

„Herzlichen Glückwusch! Jetzt hast du einen“, lacht er.

Wir sitzen paar Minuten still nebeneinander und dann unterbreche ich die Stille: „Jetzt aber ernsthaft. Wieso bist du hier?“

„Ich war auf dem Weg nach Hause und hab dich hier reinrennen gesehen. Ich bin sehr Neugierig.“

Ich frage nicht weiter und stehe auf. Ich schwanke zu meiner Tasche und packe mein Zeug ein. Ich verabschiede mich von Liam: „Bis Morgen. Man sieht sich.“

Ich bringe ein gequältes Lächeln hervor und gehe.

Ich schiebe mein Fahrrad, da ich zu müde bin zum Fahren.

**

Liam**

Madison steht auf und verabschiedet sich. Entweder mag sie mich nicht oder sie will einfach nur nach Hause. Ich bleibe da alleine in der Halle sitzen und grüble vor mich hin.

Ich stehe auf und an der Tür schaue ich mich nochmal in der Halle um und entdecke etwas am Spiegel. Ich nehme das Bild ab und betrachte es. Es muss Madison gehören. Ich packe es ein und gehe.

**

Ich schließe die Wohnungstür auf und trete in das bescheidene Heim. Ich mache nicht mal das Licht an, dafür bin ich einfach zu müde. Meine restliche Energie spare ich dafür auf mich aufs Sofa zu legen und den Fernseher anzuschalten.

Some days taste like Lemonade ♡ (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt