Beeren

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Mags wartete vor Rileys Zelt, als diese endlich aus ihrem Mittagsschlaf erwachte. Riley schlief nicht jeden Mittag, aber häufig. Allerdings war sie dann mehr als nur müde. Und sie konnte überall schlafen. Mags trug sie dann immer ins Bett, aus dem sie nach kurzer Zeit herausfiel und ihr Nickerchen auf dem weichen Bambusboden fortfuhr. Die Mädchen trommelten schon leise und tanzten um das Feuer herum, als Riley den Vorhang zur Seite schob und das Tageslicht erblickte. Andere kämpften, so wie es die Jungs manchmal im Dschungel taten, unbewusst, das Rileys Mädchen sie dabei beobachteten. Aber nie haben sie ein Wort gewechselt. Die Mädchen hassten die verlorenen Jungs und ihre schlechten Manieren. Wobei hassen ein starkes Wort war. Sie hatten einen schlechten Eindruck, der ihnen einredete, sie nicht leiden zu können.
Gähnend trat Riley aus ihrem Zelt und streckte sich. Es war schon spätnachmittag, etwa fünf Uhr und Rileys Magen begann zu knurren. Mags begleitete sie, als Riley das Lager verließ um nach Beeren zu suchen. Schon lange hatten Riley und die anderen Mädchen keine mehr sammeln können. Vielleicht war es der Bär, tief im Dschungel, der sie fraß, seit die verlorenen Jungs anfingen Fische zu jagen. Es gefror Rileys Herz zu Eis, wenn sie nur daran dachte. Es gab genug Wild, und Riley würde nicht mit den männlichen Jägern streiten, oder ihnen gar die Nahrung stehlen. Es war vollkommen unnötig, dass sie auch noch im Wasser jagen mussten. Der Bär würde verhungern, dass wollte Riley nicht. Es tat ihr weh, denn er war nicht bösartig- allerdings nur gegenüber ihr. Manchmal, wenn er wirklich hungrig war, marschierte er einfach in das Mädchenlager um nach Nahrung zu flehen. Dort war er willkommen. Der große Grizzly würde nie den Tag vergessen, an dem er den Jungs zu nahe kam und fast sein Leben dafür hingab. Halb blind kam er zum See, bei Riley Trost suchend. Was hätte sie tun sollen? Niemand wusste, wie wichtig ihr das Tier war und es musste auch niemand erfahren.
Stöhnend ließ Riley sich auf die weiche Erde fallen. Der Bär hatte, obwohl es keinen Winter auf Neverland gab, Schlafenszeit, dennoch waren keine Beeren in Sicht. Mags durchwühlte den letzten Busch auf der nördlichen Seite des Flusses. Auch nichts. Und Riley wollte nicht auf die andere Seite des Wassers.
,, Die Beeren- sind wirklich keine da?", fragte Riley trüb.
,, Es sind keine da", antwortete Mags. Sie hatte gerade mal eine halbe Hand voll. ,, Aber bei den Jungs gibt es bestimmt welche. Wirst du aufstehen?"
Stöhnend zog Riley ihre Hände unter ihren Beinen hervor und stemmte sich zwischen den stacheligen Ranken hoch. Sie stand zwar auf, folgte Mags aber nicht zur der kahlen Stelle am Fluss, die schmal genug war, um drüber zu springen zu können. Beide suchten schon eine geschlagene Stunde, und Riley sah von weitem, dass sich auf der Seite der Jungs auch keine Beeren befanden.
,, Guten Abend.", Felix tauchte plötzlich aus dem Gestrüpp auf und stand gefährlich nah an Mags, die drauf und dran war ein Messer zu zücken um sein Gesicht noch mehr zu verunstalten, als es eigentlich schon war, doch Riley hielt sie zurück. Sie lächelte ihn fahde an und umarmte ihn nur rasch, was Felix überraschte, aber für mehr fehlte ihr die Motivation. Mit zusammengekniffenen Augen fuhr er fort: ,, Ich finde, du solltest dich ausruhen. Du siehst ziemlich angeschlagen aus."
,, Angeschlagen fühlen wir uns alle seit dem Erdbeben.", erklärte Riley. ,, Ich kann mich jetzt nicht ausruhen. Es gibt viel zu tun, du weißt doch- Neverland stirbt."
Mags schluckte bedrückt und vergaß für eine Weile sogar ihren Hass gegenüber des Jungen, doch schnell merkte sie, dass etwas nicht stimme.
,, Raus mit der Sprache! Ich will's jetzt wissen und du hast doch die Antworten. Pan will was von uns, stimmt's? Es muss stimmen, warum sonst solltest du herkommen?" Und damit hatte Mags recht. In all den Jahren, hatte es Felix, wenn er kam, nur in den Norden verschleppt, wenn er etwas wollte und Riley war bewusst, dass dies auch so ein Moment war.
Felix atmete seufzend ein und schloss für eine Sekunde seine Augen. Er zog einen kleinen Beutel hervor und reichte ihn Riley.
,, Beeren- Ihr Mädchen liebt sie doch? Pan wollte, dass ich euch welche bringe."
Pan wollte wohl wirklich etwas, für ihn sehr wichtiges, denn Felix verzog nicht einmal seine Miene, als Riley ihre Lippen auf seine legte. Er fuhr bloß mit seiner Ansprache fort:,, Du kannst dich nun sehr wohl ausruhen, Riley. Pan will nicht, das du dich einmischst." Sie wusste es gab einen Haken. Wieso Pan ihm diese eine Sache so wichtig war, verstand sie nicht. Erst recht nicht, wieso ein Beutel Beeren eine gute Bestechung dafür sein sollten. Bevor sie fragen konnte, kam Felix ihr dazwischen:,, Die Beeren sind ein Zeichen seiner Freundschaft." Die brauchte Riley nicht, solange es keinen Hass gab.
,, Aber", Felix Stimme wurde plötzlich tiefer. , ,, Du wirst zu Pans Feind, wenn du dich einmischst!"
Riley verstand sofort und legte den Beutel ab. Ihre Finger wanderten unter Felix Kapuze, in seine Haare. Und wieder zog sie leicht dran, um ihn zum runterbeugen zu bekommen. ,, Macht das dich auch zum Feind?", fragte sie traurig, auch wenn es sie weniger kümmerte, und er nickte. Dann grinste sie wieder und sah zu Mags, die sich bereits umgedreht hatte, um den Anblick wie Riley an Felix klebte nicht sehen zu müssen. Ihr Blick wanderte zurück zu Felix' kalten, blauen Augen. ,, Also hat er alles unter Kontrolle?" Felix nickte und man sah ihm an, dass er unbedingt hier weg wollte.
,, Gut, dann halte ich mich raus." Riley küsste noch einmal Felix Lippen, der es gelassen zuließ und sich nicht regte. Mittlerweile war er daran gewöhnt und obwohl er es hasste, war es in manchen Momenten der Kuss, der ihn aufhielt verrückt vor Einsamkeit zu werden. Er war grundsätzlich nicht wie die anderen Jungs und fühlte sich so ungeliebt, dass er sich wie ein Affe benahm. Und manchmal lag es einfach an dem Kuss. Mags sah nicht, wie Riley ihn küsste, aber sie hörte es und fing schnippisch an zu seufzen.
,, Leute!", murrte sie genervt und drehte sich wieder um, zog Riley ein Stück weg und funkelte Felix an. Dieser drehte sich kalt um und verschwand auf seine Seite des Dschungels.
,, Sie haben etwas vor, hm?"
Riley nickte. Dann wischte sie sich über den Mund. ,, Und das ich nicht weiß was, raubt mir den Verstand." Daraufhin fingen beide an zu kichern, da Riley ohnehin keinen vernünftigen Verstand hatte.

Drive you crazy (Peter Pan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt