Neuankömmlinge

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Emma richtete sich auf und klopfte den Dreck von ihrer Kleidung. Die erste Nacht auf dieser Insel sollte hoffentlich auch ihre letzte werden! Das tropische Klima wandelte sich zum Abend in eine eisige Hölle. Hinter ihr raschelte es verdächtig. Emma fuhr herum. Hook lehnte an einem Baum und rieb sich den Schlaf mit seiner verbliebenden Hand aus den Augen.
,, Ich habe den Feen bei ihrem Morgentanz zugesehen. Die Nächte werden immer kälter. Bald werden sie ihre Nester kaum verlassen."
Das war immerhin keine Lüge, obwohl Emma es bevorzugte dem Piraten lieber gar nichts zu sagen. Über ihm tauchten zwei winzige Feen auf, huschten an ihm vorbei und knötterten auf eine für ihm Fremden Sprache herum. Lästige Biester. Sie waren nicht wie die Feen aus dem Zauberwald. Nicht einmal so wie in dem Kinderfilm von Peter Pan, den sich Emma immer angesehen hatte, wenn sie krank war. Jetzt würde sie sich ihn nie wieder anschauen, dass stand fest.

Neben Hook tauchte Snow auf. Sie sah Emma sorgend an, aber gleichzeitig strahlte sie etwas beruhigendes aus.
,, Geht es dir besser?"
Emma schüttelte ihren Kopf und drückte ihre Mutter. ,, Danke.",flüsterte sie, ,, Danke, dass du hier bist."
,,Immer. Schließlich gäbe es nichts, was ich nicht für dich tun würde."

Regina rufte sie grummelnd zusammen und verteilte den Proviant. Sie aßen in angespanntem Schweigen. Während Emma das Sandwich Papier zusammenknüllte und zurück in den Rucksack schob, überlegte sie nicht sofort loszusprinten um ihren Sohn zu suchen.
Noch nicht.
,,Wie läuft's mit der Suche?"
Emma wollte erst antworten, bis ihr die Bedeutung der Stimme bewusst wurde. Sie griff nach ihrem Schwert, drehte sich beim aufrichten um, und drückte die Klinge an Pans Hals, welcher nun an einen Baum gedrückt wurde.
,,Wo ist Henry?",fuhr sie ihn an, ohne Zeit zu verlieren. Ihr Blick dabei, tödlich.
Emma fiel auf, wie miserabel Pan aussah. Um es genau auszudrücken, sah er zum kotzen aus. Ganz anders als beim ersten Treffen. Dennoch schmückte ein schelmisches Grinsen seine heruntergekommenes Gesicht. Das gefiel Emma nicht. Er sollte nicht grinsen. Er sollte nicht lachen. Wusste er nicht, dass sie ihm die Kehle durchschneiden wollte? Schaffen würde sie es nicht. Das wusste Emma und das wusste Pan. Sie öffnete ihren Mund um zu reden, doch es kam kein Wort aus ihr heraus. Stattdessen knurrte sie und funkelte den Herrscher der Insel mürrisch an.
,, Ich will meinen Sohn. Und ich will ihn jetzt!"
Pans Augen funkelten jetzt. Er lächelte falsch. Es war eher ein teuflisches Grinsen. ,, Muss er auch lebend sein?", fragte er und das grinsen wurde breiter. Es kam Emma so vor als würde es sein komplettes Gesicht verdecken, als würde sie nur noch die weißen Zähne des Teufels sehen, dessen Bosheit in seinen Augen brannten. Wie gerne sie ihm die Kehle durchtrennen würde, ihm dabei zusehen wie er am eigenen Blut erstickte, wie sein Grinsen sich qualvoll auflöste und seine Schreie in einem blutigen Gurgeln untergingen. Wäre das nur möglich. Es war wie ein Traum, denn als Emma aus ihrer Trance erwachte war der Junge weg.
Elender Feigling, sage ich, er haut einfach ab.

Riley schaffte es nicht, ihm etwas zu verweigern. Er war groß und stark, mächtig genug um alles zu bekommen was er wollte. Und er war ein guter Jäger. Trotzdem schaffte er es immer wieder, sie dazu zu bringen, ihm die Hälfte ihres essens zu geben. Wie konnte man denn nur nein sagen, wenn einem diese großen, glänzenden Augen anstarrten? Sie leuchteten wie dunkle Glasmurmeln in der Abendsonne. Riley könnte sich jeden Tag an ihn kuscheln. Das gefiel ihm, und es gefiel ihr. Riley war die einzige, dem er seine gute Seite zeigte. Ob Peter wohl eifersüchtig sein könnte?
Riley gluckste.
Der Bär knurrte hungrig und Riley schob ihm ihren Teller herüber. Er war so ruhig und gelassen, kaum vorstellbar für ein wildes Tier. Und er war wild, dessen war Riley sich bewusst. Das Tier verschlang das Rehsteak fast in nur einem Bissen und gab einen rülpsähnlichen Laut von sich.
,, Du bist ein guter Bär.", schnurrte Riley vor sich hin und drückte sich in sein borstiges Fell. Niemand verstand warum ihr das Tier so wichtig war. Nicht Mags und auch nicht Peter.
Doch, Felix, er verstand es. Aber er akzeptierte es nicht. Für ihn war das Tier bloß ein Wintervorrat.
Seit die Magie den Ort verließ,
Fühlte Riley sich immer mehr für ihn verantwortlich. Sie blickte nach oben und schüttelte sich.
Der Nachmittag bot das typische Schmuddelwetter dieser Jahreszeit. Der Himmel war grau wir Zinn, die Gewitterwolken dunkel und fett wie überreife Pflaumen.
,,Tut mir leid.",sagte Riley. Ein Regentropfen traf ihre Stirn.
,,Ich muss jetzt gehen!"
Sie wischte die Feuchtigkeit mit dem Handrücken weg und schaute zum Himmel. Der Bär tat es ihr nach, er knurrte, dann verschwand er. Das Mädchen sprang auf die Füße, als es plötzlich in Strömen regnete. An das Wetter würde sie sich nie gewöhnen. Während sie mit den Händen schützend über den Kopf durch den Wald rannte, wobei ihre nackten Füße bei jedem Schritt tief im Schlamm versunken, dachte sie an Peter und seine Jungs. Sie hassten das Regenwetter wie die Pest, mehr als die Mädchen es taten. Riley war schon beinahe am Mädchenlager, als sie sich doch dazu entschloss nach Peter zu sehen. Sie hatte dieses einengende Gefühl schon seit Tagen, es drückte in ihrer Brust und um ihren Körper herum. Peter zu sehen war ihr in diesem Augenblick das wichtigste. Riley hatte ihn lange verachtet, manchmal sogar gehasst, grundlos. Jetzt wollte sie einfach nur sein freches Grinsen sehen, grundlos.
Vor einer großen Pfütze kam das Mädchen zum stehen. Zu dem Jungslager war es nun nicht mehr weit, sie müsste nur einem kleinen Pfad zwischen dem Jungholz folgen und einen Abhang hinunter. Sie würden sie erst endecken, wenn sie direkt vor ihrer Nase stand. Rileys Blick glitt hinunter zum schlammigen Wasser in dem sie nun stand und ihre Zehen vergrub. Es war ein angenehmes Gefühl, auch wenn sie fror.
Das was sie erschrak, war ihr müder Ausdruck. Sie wirkte blass und auch ziemlich mitgenommen. Als hätte sie eine dreitägige Sauftour hinter sich. Im großen und ganzen sah sie nicht scheußlich aus, es war nichts, was man mit einem warmen Bad nicht hinbekam, dennoch, vielleicht war es nicht richtig, sich den Jungs so gegenüberzustellen. Aber wer wäre Riley denn, wenn es sie kümmerte was andere dachten?
Das Mädchen pfiff auf ihr aussehen und zertrat ihr Spiegelbild. Hinter dem Abhang merkte sie, das Peter seine Wachen verstärkt hatte. Anstatt zwei Jungs, standen dort nun sechs. Sie liefen wachsam vor dem Eingang umher.

Drive you crazy (Peter Pan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt