kein verlorener Junge

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,,Bitte hör auf, Felix zu küssen.", hatte Peter gesagt.
Er saß vollkommen nackt in der heissen Quelle, den Rücken Riley zugewandt. Sein Kopf hing etwas, und er planschte mit den Fingern sanft über die Wasseroberfläche; brach die Spannung, tauchte sie ein, bis zu den Knöcheln.
Er verharrte kurz, dann blickte er sich nach Riley um und sprach:,, Deine Mädchen haben Cade verletzt."
Cade, der erste Junge der je von den Mädchen gefoltert wurde. Er hatte Monate lang das Lager nicht verlassen, und Jahre war er nicht in die Nähe der Mädchen gekommen. Nicht einmal mit Pan an seiner Seite.
,,Huh...?"
Eine kleine Pause.
,,Wie denn das?"
Peter wandte seinen Blick nun wieder ab, aber Riley wusste er ähnelte seinem grübelndem Ausdruck sehr.
,, Soweit ich weiß, Felix sagte es mir so, haben sie ihn festgebunden und Feuerfeen auf ihn gesetzt. Du weißt, die kleinen Biester sind ziemlich zornig und ihre Berührungen verbrennen einem sofort die Haut. Er muss Stunden geschrien haben, denn als man ihn mir brachte war seine Stimme weg, dass er nicht mal mehr wimmerte."
Riley hielt für eine Sekunde inne und stoppte ihren Atem. Cade war etwas besonderes für sie, jemand, den sie geschworen hatte, nie mehr auch nur ein Haar zu krümmen.
,,Peter, dass tut mir schrecklich leid!"
Und es war auch nicht gelogen. Es tat Riley leid. Sie hätte Cade das nicht antun lassen.
Idiot!, sagte die kalte Stimme, du hättest bei den Mädchen bleiben sollen, und sie davon abhalten!
,,Er wollte dich gerne sehen, Riley, er hat nach dir gefragt mit letzter Kraft und unter Tränen. Ich befürchte er wird die Nacht nicht überleben. Hätte ich nur noch ausreichend Magie..."

Er würde die Nacht nicht überleben sagte er? Nie hatte Riley sich geschert, wie es auch nur einen der Jungs ging, aber Cade war sie es schuldig. Sie fühlte sich für sein Leid verantwortlich. Einen Moment wunderte sie sich, wie ruhig Peter nur blieb, dann fiel ihr der Ausdruck in seinem nun wieder zugewandten Gesichts auf.
,,Ich sagte dir gestern, schlafen wir drüber, Liebes. Ich sagte dir, was zu tun ist."
,,Und...?",sprach Riley, und klang dabei ein wenig unsicher. ,,Wirst du... wirst du ihn...-"
,,Töten?"
Riley schluckte. Peter klang so kalt
,,Wirst du?"
Peter schwieg und sah sie eindringlich an, dann wandte er seinen Blick zum Himmel, schloss die Augen, und atmete selig ein. Er verharrte so ein wenig, dann tauchte er seinen Kopf unter Wasser und wusch sich sein dreckiges, verschwitzes Haar.

Riley fing an zu streiken, sobald Peter seinen Kopf aus dem Wasser gehoben hatte. Sie sagte ihm vieles, warf ihm erlogene Dinge an den Kopf, wie dass sie ihn für immer hassen würde... dabei wussten beide recht gut, das dass nicht stimmte. Sie wollte gerade nach einer wütenden Pause fortfahren, als sie abbrach.
,,Hast du da auch was gehört?",fragte sie.
Ob Peter etwas gehört hatte, wusste sie nicht, aber sie hatte etwas gehört: Das stetige atmen eines Menschen und das Rascheln von Blättern.
Riley suchte die Gegend mit ihren Augen ab, und Peter tauchte seinen Kopf erneut unter Wasser. Er streckte seine Hände aus und zuckte mit den Fingern, griff nach nichts.

Er spielte ertrinken.

Riley hätte ihn liebend gerne nun wirklich ertränkt, seiner Erbärmlichkeit ein Ende gesetzt. Aber auch in diesem Zustand war Peter nicht zu unterschätzen.
Das Mädchen sah erneut zur Böschung hinauf. Sie sah nichts und das Geräusch war längst verhallt, als Peter sich zu ihr ans Ufer zog und auf einen Baum zeigte, mit schmalen Fingern. Aß er überhaupt? Hungerte er sich zu Tode?
,,Da,"sprach er. ,, geh zu ihm."

Verbrannte Hände hielten sich am Stamm einer knorrigen Eiche fest. Sie zitterten, wie der schmächtige Körper dahinter. Und jetzt, leise, vernahm Riley auch das klägliche Weinen.
Sie sah zu Peter, der seine alberne, kindliche Seite zur Seite schob, und ihr mit der flachen Hand in die Seite drückte, dass sie sich in Bewegung setzte. Oben an der Böschung angekommen, sah sie das Ausmaß von Cades Verletzungen. Seine Haut war an einigen wenigen Stellen fast bis zum Knochen verbrannt, seine gesamtes Bild schien gerötet. Sein Gesicht hatte es nicht ganz so schlimm getroffen, dennoch zierte es nun viele Brandblasen. Es wunderte sie, wie er es bis hier her geschafft hatte.
,,Cade, es tut mir so leid!",flüsterte sie, und bemühte sich ihn möglichst schmerzfrei in den Arm nehmen. Der Junge hingegen weinte unso mehr, jedoch nicht seiner Verletzungen wegen.

Drive you crazy (Peter Pan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt