Kapitel 8

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Paul seufzte und erhob sich langsam und geräuschvoll von seinem Stuhl. Er schien nichts für den Unterricht gepackt zu haben und schnappte sich deshalb nur seinen Rucksack und schlenderte nach vorne. Immer wieder sah ich, wie er schnaubte und seine Augen verdrehte.

Er schmiss seine Tasche auf den Boden und lies sich auf den Stuhl fallen. Dann lehnte er sich nach hinten und schloss die Augen. Ich drehte den Kopf auf die Seite und schielte aus dem Fenster. Ich versuchte alles um mich herum auszublenden und konzentrierte mich auf die kleinen Sonnenstrahlen, die meine Haut erwärmten.

Ich genoss für diesen Augenblick weil ich wusste er würde nicht lange andauern und kaum hatte ich dies gedacht packte Mr Fisher eine Folie aus und lies uns diesen ewig langen Text, der nun an die weiße Wand projeziert wurde abschreiben. Die ganze Klasse seufzte auf und fing an mit schreiben. Paul blieb so wie er war und ignorierte jegliche Proteste und Anschimpfungen vom Lehrer und weigerte sich weiterhin mitzuschreiben.

Kaum hatte ich einen Absatz geschrieben fing Mr Fisher an uns zu hetzen schneller zu schreiben weil er die nächste Folie auflegen wollte. Ich schrieb schneller und als ich die Seite fertig geschrieben hatte musste ich meine Hand ausschütteln weil ich einen Krampf bekommen hatte. Paul schnaubte. Wegen mir?! Ich warf ihm einen finsteren Blick zu doch er tat als verständ er nich wieso und sah mich nur verwirrt an. Ich versuchte mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren doch plötzlich traf mich etwas am Hinterkopf und ich schrie kurz vor Schreck auf. Ich öffnete den Mund um mich zu beschweren doch wurde sofort durch lautes Gelächter unterbrochen. Auch Paul lachte nach ein paar Sekunden mit und tat so, als wolle er sich Lachtränen abwischen. Ich warf ihm abermals einen vernichtenden Blick zu und griff nach der Papierkugel, die mir an den Kopf geworfen worden war. Kaum hatten meine Finger das Papier umschlossen griff Paul danach. Kleine Blitze und ein warmes Kribbeln strömten in meine Hand. Paul zuckte zusammen und zog seine Hand zurück.

"Fuck!" stöhnte er und mein ganzer Körper verkrampfte sich. "Gib mir den Zettel!" keuchte er immer noch atemlos. Er räusperte sich, als wolle er damit seine fast heisere Stimme wieder normal werden lassen. Ich öffnete meinen Mund doch es kam nichts heraus. Wir starrten uns nur gegenseitig in die Augen und ich konnte nich fassen wie leuchtend seine Augen waren.

Der Schulgong riss uns beide aus unserer Trance und schnell schauten wir weg. Paul packte in wenigen Sekunden sein Zeug zusammen und verschwand aus dem Klassenzimmer. Ich hingegen lies mir etwas Zeit um dann gemütlich zu den Turnhallen zu laufen. Als nächstes hatte ich Sport.

Sport war eines meiner Lieblingsfächer. Da ich als Model immer fitt sein musste und einen leicht durchtrainierten Körper jeder lieber sehen wollte auf großen Plakaten hatte ich immer meinen täglichen Trainingsplan bekommen. Unser Coach (es war eine Frau und wir sollten sie Coach Susanne nennen) stellte sich kurz vor und schrieb uns vor uns erst zu dehnen und dann drei Runden um den Platz zu joggen.

Ich streckte meine Beine aus und fing an mich zu dehnen. Als ich das Gefühl hatte, meine ganzen Muskeln in Form zu haben joggte ich los. Ich schloss die Augen für ein paar Sekunden und blendete die Blicke der anderen aus. Joggen war einfach für mich. Ich konnte meinen Atem gut kontrollieren und hatte eine gute Ausdauer.

Als ich die Augen wieder öffnete joggte ein anderes Mädchen neben mir her. Obwohl ich ihr zwar verwirrt aber auch freundlich zulächelte erschien mir ihr Lächeln nicht echt.

"Hey, kann ich dir helfen?" fragte ich sie und warf ihr einen forschenden Blick zu.

"Hey, ich bin Sarah. Und ich geb dir nen Tipp, Xaya Rood. Gib dich mit den Richtigen ab. Ich versteh es voll und ganz, dass du als neue hier dich freust wenn jemand nett zu dir ist und so, aber es sind die falschen. Du solltest zu mir und meinen Freundinnen kommen.  Wir sind auf deinem Niveau. Wir haben Ahnung von Stil." Ich war sprachlos. Dieses Mädchen konnte das jetzt nicht ernst meinen, oder? Ich sah sie weiterhin an und als ich nicht den kleinsten Zweifel oder Witz in ihren Augen erkennen konnte fing ich an.

WolfsmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt