Kapitel 11

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Am nächsten Morgen machte ich mir ein Frühstückssmoothie mit viel Obst und machte mich auf den Weg in die Schule. Ich ging zu spät aus dem Haus aus dem einfachen Grund, dass sich jeder einzelne Faser in meinem Körper dagegen wehrte auch nur in die Nähe des Gebäudes zu gehen. Doch als  ich vor der Schule ankam und von Flavia begrüßt und umarmt wurde verflogen die schlechten Gedanken wieder. Bis ich Paul und seine Freunde am Rand vom Parkplatz sah und dabei zuschauen musste wie sie alle rauchten. Angeekelt drehte ich mich schnell wieder um und ging mit Flavia in Richtung Unterricht.

"Was war die letzten Tage los? Wieso wart ihr nicht da?" fragte ich und kaum waren die Fragen ausgesprochen kam ich mir vor wie ein verzweifeltes kleines Kind. "Oh gott, das klingt echt verzweifelt!" schob ich schnell hinterher. "Och komm schon. Ich versteh das! Du bist neu hier, wir sind deine ersten Freunde und wenn wir dann komplett spurlos verschwinden bist du alleine. Und das soll jetzt nicht irgendwie herzlos oder so klingen." sagte sie und umarmte mich. "Gut! Und ja ich hab euch echt vermisst." gab ich zu.

"Was hast du heute Nachmittag vor?" schlug sie dann schnell vor. "Bisheeeeeeeeeer noch nichts. Aber naja, das kann sich schnell ändern. Ob du jetzt was vorschlägst oder ich angerufen werde und spontan noch ein Shooting hab." "Okey. Also wir beide und Samantha. Heute Nachmittag. Im Claviaggio. Das ist unsere Lieblingsbar."

Der Unterricht verging ab dann recht schnell. Flavia und Samantha saßen abwechselnd immer neben mir und jedes mal wenn Paul oder ein anderer seiner Freunde, die mit ihm rauchten, oder wie ich mitlerweile herausgefunden hatte kifften, an mir vorbeigingen musste ich husten und drehte mich weg. "Ich vertrage keinen Rauch." musste ich mehr als nur fünf mal erklären. Zum Mittagessen saßen wir zusammen in der Caffeteria und ich konnte endlich erfahren warum meine neuen Freunde die letzten Tage gefehlt hatten. "Wir waren in so ner Art Trainingslager. Wir haben uns vorbereitet... und naja. Wir sind alle zusammen eine Gruppe also waren wir auch alle zusammen unterwegs." erklärte Samantha doch trotz der Sicherheit in ihrer Stimme konnte ich immer noch die verunsicherten Blicke den anderen am Tisch erkennen. Konnte es sein, dass meine ersten Freunde in einer neuen Stadt mich gleich anlogen? "Xaya, du kennst sie nicht richtig, sie kennen dich nicht wirklich, das Vertrauen ist noch nicht vorhanden du musst dich gedulden!" redete ich mir ein. "Cool. Vorbereiten auf was? Macht ihr eine Show?" "Naja, nicht wirklich. Ich meine, es ist in gewissermaßen eher so eine Art Ritual. Die Jugend muss der vorherigen Generation zeigen, dass sie reif genug ist und bereit selber ihren Teil zu übernehmen. Und dafür gibt es schon ein halbes Jahr vorher die ersten Vorbereitungen. Wir sind jetzt schon fast soweit. In genau zwei Monaten an Vollmond müssen wir wirklich zeigen was wir drauf haben und ab dann sind unsere Eltern quasi nicht mehr wichtig." erklärte Flavia. Sie schien bei manchen Wörtern noch zu zögern doch insgesamt klang die ganze Geschichte wirklich realistisch und glaubenswürdig. "Ernsthaft? Eure Eltern sind dann nicht mehr wichtig? Ich meine, okeey, man kann ohne Eltern leben aber mit ist es doch schöner, oder? Man sollte es genießen Eltern zu haben." insistierte ich. "Ja sicher. Es ist ja auch nicht so, als würden wir unsere Eltern verstoßen oder so. Es ist nur so, hmm..., stell dir es so vor, als würden Jugendliche nach ihrem Abschluss ausziehen, selber ihre Verantwortung übernehmen und für sich sorgen. Die Eltern leben immer noch im gleichen Dorf, vielleicht direkte Nachbarn, vielleicht ein paar Straßen entfernt und trotzdem hat man seine Freiheiten und darf selber entscheiden was man macht." "Wow, ja, ok, das klingt logisch. Und irgendwie süß. Ist das eine Tradition für jede Abschlussklasse?" mein Interesse war geweckt.

"Nope. Wir sind die besonderen." Samantha kicherte und schlug sofort mit Najib ein. "Wir sollten mal gehen. Die Pause ist schon längst vorbei! Wir kommen gleich zu spät zum Unterricht." und so waren die Gespräche auch wieder vom Tisch und es ging weiter mit dem langweiligen Teil des Tages.

Spät am Nachmittag stand ich fertig in meiner Wohnung vor den Spiegel betrachtete mich ein letztes Mal bevor ich mit meinen zwei neuen Freundinnen zum ersten Mal ausging. Flavia hatte mir in der Schule noch versprochen mich pünktlich abzuholen und genau als ich die Kirchenglocken von der Gemeindekirche, die nicht weit entfernt war, hörte klopfte es an meiner Haustür. "Xaya! Bist du schon fertig oder sollen wir noch warten?" schrie Flavia von der Türe in die Wohnung. Und sofort hörte ich wie Sam sich heschwerte "Bei ihr fragst du und ich muss mich immer sofort beeilen! Das ist voll unfair! Ich will mich auch gemütlich fertig machen können!" "Weil wenn man dir sagt du darfst dir Zeit nehmen kann man darauf zählen frühestens ne Stunde später als geplant los zu kommen!"

Ich lachte über ihren kleinen Streit, man konnte eindeutig merken, dass sie sich schon lange und gut kannten, schnappte mir meine Handtasche und ging in den Flur zur Türe. "Keine Angst, Mädels, ich bin schon fertig, ihr müsst nicht auf mich warten!" "Siehst du, ihr kann man sowas anbieten, sie ist auch pünktlich und sofort fertig!" lobte mich Flavia indirekt und streckte Sam die Zunge raus.

"Los, Mädels! Off we go!" und alle stiegen ins Auto und waren damit einen Schritt näher an der Freiheit, die diese Nacht ihnen bot.

Zumindest dachten die das...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 01, 2014 ⏰

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