Kapitel 7: neuer Morgen, neues Glück?

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Am nächsten Morgen musste ich mich regelrecht aus dem Bett quälen. Ich war immer noch richtig müde von den ganzen Eindrücken vom vorherigen Tag. Ich rappelte mich auf und zog mich schnell um. Im Bad versuchte ich mir das verschlafene Gesicht weg zu waschen und als das nicht klappte schminkte ich mich leicht. Dann ging ich in die Küche, machte ich mir schnell ein Brot und trank etwas Wasser. Viel Hunger hatte ich noch nie gehabt. Währenddessen schaute ich nach draußen und sah schon die Sonne. Ich zog meine Ballerina an und schnappte mir noch meine Tasche bevor ich nach draußen ging. An der frischen Luft schloss ich die Augen und genoss einfach nur die Stille. Die Luft war so frisch und roch einfach wunderbar. Es duftete nach Laub und Tannen. Schnell machte ich die Augen wieder auf und machte mich auf den Weg zur Schule.

Ein komisches Gefühl kam mir hoch und mein Magen verkrampfte sich. Was würde in der Schule passieren? Würden die anderen wieder da sein? Würden sie mir erklären was am Vortag geschehen war? Wie würde Paul sich verhalten? Ich wusste es nicht. Keiner wusste es. Ich konnte es auch nur erfahren wenn ich jetzt in die Schule gehen würde. Also beeilte ich mich um nicht nur pünktlich in der Schule zu erscheinen sondern früher dort zu sein. Vielleicht würde ich dann noch die Chance bekommen noch vor dem Unterricht mit Flavia zu sprechen. Die letzten paar Meter rannte ich in den Hof der Schule hinein.

"Hey, wo willst du so schnell hin?" fragte mich jemand. Ich drehte mich um und sah zwei sehr schwarze Augen. Für einen Augenblick war ich verwirrt. Dann schloss ich die Augen schüttelte den Kopf und ging zwei Schritte zurück. Als ich meine Augen wieder öffnete war der Typ immer noch da und schaute mich mit Belustigung an. Ich runzelte die Stirn und sah ihm wieder in die Augen. Sie waren braun. Nicht mal dunkelbraun, nein. Sie waren hellbraun fast gelb. Ich blinzelte und schüttelte abermals meinen Kopf. "Und?" ich war verwirrt.

"Was und?" "Du hast meine Frage nicht beantwortet." antwortete er grinsend. Dieses Grinsen war unheimlich. Der Typ, der vor mir stand sah zwar sehr gut aus doch er hatte eine große Narbe unter dem rechten Auge und noch mehrere kleine überall verteilt. "Tschuldigung. Was war deine Frage?" murmelte ich und sah auf den Boden. Er empfand es sicherlich als störend wenn man die ganze Zeit auf die Narben starrte. Er lachte kurz auf und wiederholte dann seine Frage wieso ich so gerannt sei.

"Ich wollte-" doch ich wurde von dem ersten Gong unterbrochen. "-noch jemanden vor dem Unterricht sprechen. Aber ich denke das hat sich hiermit erledigt." ich seufzte und drehte mich um.

"Warte!" schrie er und packte mich am Arm. "Ich muss dich warnen. Du darfst nicht mit Paul und seiner Klicke rumhängen." Ich fuhr herum, was ihn wohl ziemlich überraschte, und funkelte ihn böse an. "Wer oder was bist du, dass du mir so etwas sagen kannst?!" fauchte ich.

„Ist doch egal, wer ich bin. Ich muss dich warnen.“ Ich schnaubte. „Klar. Weil sie Massenmörder sind und nur auf ihr nächstes Opfer warten, oder was? Und wenn ich mich jetzt mit ihnen anfreunde tun sie nur so und fressen mich gleich auf oder ich werde von der Polizei verfolgt, hm? Genau diese Geschichte wolltest du mir doch erzählen, oder? Und wenn ich mit dir und deiner Bande rumhänge bin ich gut aufgehoben. Ihr seid die ‚Guten‘ und Flavia und die anderen die ‚Bösen‘? Glaubst du echt, ich bin so naiv, das ich dir das glaube?“ Und damit drehte ich mich um und verschwand im Schulhaus.

 Ich atmete noch ein paar Mal geräuschvoll ein und aus. Man! Wie konnte eine einzige Person es schaffen die ganze einigermaßen gute, lang aufgebaute, Laune einfach so in wenigen Sekunden zu zerstören?! Ich kochte innerlich vor Wut. Wenn ich nun ins Klassenzimmer kommen würde und Flavia und die anderen würden nichts sagen würde ich überkochen. Aber in die Klasse musste ich trotzdem.

Vor dem Klassenzimmer blieb ich noch einmal kurz stehen und atmete tief durch. Dann ging ich hinein und setzte mich an meinen Platz. Der Unterricht hatte noch nicht angefangen doch das würde nicht dauern. Alle waren schon hier und der Lehrer kam gerade herein.

WolfsmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt