Fünf. Zwei

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Fünf. Zwei (Montag, 16. September 2013, London, England)

Gina:
Wir fahren nicht sehr lange, doch als wir ankommen, greife ich instinktiv nach der Hand von Liam, welcher neben mir im Auto sitzt. Ich bin total angespannt, was mir jeder ansehen kann. Mein Atem geht schwer und ich klammere mich noch fester an die Hand meines Bruders, worauf hin dieser mich verwirrt anguckt.
„Was ist los?" fragt er mich liebevoll. „Ehm naja.. also.. ich..." stottere ich vor mich hin, doch Liam unterbricht mich. „Du hast Angst." Sagt er und ich muss zugeben, dass es stimmt, weswegen ich betreten nicke. Er lächelt mich mitfühlend an. „Du brauchst keine Angst haben, wir gehen zusammen mit Paul, und du bist meine einzige kleine Schwester und die muss ich schließlich beschützen." Er löst seine Hand aus meiner und legt stattdessen seinen Arm um mich und lächelt. Ich lächle ihn ebenfalls an, bevor ich mich an ihn lehne.

„So Jungs, bereit zum Aussteigen?" Ich gucke ängstlich zu Liam, als Paul dies von vorne ruft. „Paul? Können Gina und ich als letztes? Sie hat mindestens so viel Angst wie Niall früher." Sagt Liam besorgt. Pauls Antwort besteht aus einem schlichten „Okay." Ich flüstere an Liam gewandt ein leises. „Danke."
Die anderen Jungs steigen auf Pauls Zeichen alle nacheinander aus. Harry allen voran. Ich werde immer nervöser und leider muss meine Unterlippe darunter leiden, weil ich meine Schneidezähne so fest in ihr vergrabe, dass sie wahrscheinlich kaum noch Farbe hat.

„So Liam, ihr müsst jetzt auch raus." Schreit Paul, um das Gekreische der Fans zu übertönen, die sich zu hunderten vor dem Gelände versammelt haben. (Haben die alle nichts besseres zu tun, wie Hausaufgaben oder so was?)
Liam verlässt den Van und ich tue es ihm gleich, darauf bedacht niemandem mein Gesicht zu zeigen.
Draußen legt er sofort einen Arm um mich, und wir laufen direkt zum Eingang. (Scheiße sind das viele Fans.) Es werden alle Namen der Jungs gerufen, oder eher gekreischt, so dass man aus dem Wort-Wirrwarr keinen richtig heraus hören kann.

Als wir endlich drinnen sind, atme ich einmal hörbar aus. (Geschafft!) Die anderen haben auf uns gewartet und sehen Liam abwartend an. „So jetzt ab zu Louise." Meint er. Alle gehen los, und Liam zieht mich einfach mit, dazu informiert er mich noch: „Du kannst in der Garderobe warten bis wir fertig sind, Louise müsste später auch dahin kommen, dann kannst du sie mal kennenlernen. Sie ist unsere Stylistin. Ich bringe dich schnell zur Garderobe und dann warte einfach da auf sie." So gehen wir ein paar Türen weiter. Erst in den Raum, welcher wohl die Garderobe ist.
„Lou, also Louise kommt dann gleich. Hab dich lieb." Liam lächelt. „Ich dich auch." Antworte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Er gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn und verlässt dann wieder den Raum.
Ich setzte mich erst mal auf die Couch die in der Wand steht, und lasse mir die gesamte Situation noch mal durch den Kopf gehen.
(Ich bin jetzt von heute auf morgen die kleine Schwester eines Promis geworden. Ich wurde adoptiert. Ich wurde mein ganzes Leben lang belogen. Ich musste in Ipswich leben, in eine Schule gehen, in der mich niemand mag, bei Eltern leben, bei denen ich mich alles andere als wohl gefühlt habe...)

Ich weiß nicht, wie lange ich darüber nachgedacht habe, doch plötzlich geht die Tür auf und es kommt eine junge Frau rein, sie ist sehr hübsch und hat blonde, fast weiße Haare. Sie kommt auf mich zu und begrüßt mich: „Hey ich bin Louise, aber du kannst mich Lou nennen." Sagt sie lächelnd. „Hey, schön dich kennenzulernen, ich bin Gina." Stelle auch ich mich schüchtern vor.
Irgendwie schüchtert sie mich leicht ein, weil sie so ein Selbstbewusstsein ausstrahlt, so wie alle im Umfeld meines Bruders.
„ Liam hat mir schon von dir erzählt. Und du brauchst keine Angst vor mir zu haben." Ich gucke sie leicht geschockt an. „Ehm so meinte ich..." - „Ist schon Okay." Ich gucke auf meine in sich verknoteten Hände. (Warum muss ich auch so schüchtern sein?) „Okay, wir kennen uns ja kaum, also wann hast du Geburtstag?" Ich gucke sie dankbar aber auch erschrocken an. Die Frage kommt sehr unerwartet. „Ich habe am 24. Januar Geburtstag, und du?" Ich versuche mir ein freundliches Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Was mir wahrscheinlich mehr schlecht, als recht gelingt.
„Ich habe am 11. Oktober." sagt sie lächelnd. „Und weißt du schon was du werden willst?" fügt sie fragend hinzu. Ich antworte ihr: „Also ich möchte erst mal meinen Abschluss machen, und dann entweder Ausbildung oder Studium. Aber ich weiß es noch was genau."- „Und in welche Richtung überlegst du?" fragt sie interessiert. (Eigentlich müsste sie mich ja verstehen.) Ich atme tief durch und wispere dann: „Also eigentlich auch so Stylisten mäßig, naja so wie du halt."
Sie fängt an zu strahlen. Es scheint ihr zu gefallen über dieses Thema zu reden. „Nur meine Adoptiveltern, hatten es mir verboten, sie meinten ich solle etwas richtiges machen, wie Anwältin werden oder so, doch ich will nicht eine Büro-frau mit Stock im Arsch werden, ich will lieber Spaß am Leben haben." - „Ich kann dich total verstehen. Du könntest ja bei mir eine Ausbildung machen, wenn du willst?" (Oh Gott ich habe gerade sowas wie einen Ausbildungsplatz vorgeschlagen bekommen!) Ich freue mich riesig über ihr Angebot, bis mir etwas auffällt.
„Ja aber das ist doch auch komisch, nicht das alle denken das ich nur zu Liam gekommen bin, weil ich bei dir ne Ausbildung machen wolle..." - „Du darfst dich von denen nicht unterkriegen lassen! Sonst haben sie gefundenes Fressen. Aber jetzt mal Spaß beiseite, hättest du Interesse?" Ich überlege kurz, aber nicke dann, wenn auch zögerlich. „Dann kannst du dich das nächste Mal wenn wir uns sehen an deinem Bruder austoben. Ich denke das wird ein Video-Dreh. Die machen immer besonders Spaß." Lacht sie und ich lache mit. „Denkst du das lässt er mit sich machen?" - „Natürlich, du bist schließlich seine kleine Schwester! Oder wir verbinden ihm die Augen, so gibt er mir Feedback was dann aber an dich geht, und erst dann sagen wir ihm das du das warst." Wir reden noch ein bisschen über ihren Beruf, als plötzlich die Tür aufgeht.
Ich drehe mich zu der Person, die unser Gespräch stört und sehe wie ein ziemlich schlankes mittelgroßes Mädchen im Türrahmen lehnt. Sie lächelt mich an und stellt sich vor: „Hi, ich bin Spencer, eine Freundin von den Jungs." Kaum hat sie dies ausgesprochen betritt sie den Raum mit eleganten Schritten und ich kann nur bewundern, wie jemand so schön und selbstbewusst sein kann wie dieses Mädchen. Ich lächle sie ebenfalls an und antworte ihr mit einem schlichten „Hallo." ,weil ich so beeindruckt von ihrer Präsenz bin.( Das ist also die berühmte Spence.)

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