Sechs. Zwei

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Sechs. Zwei: (Montag, 16. September-Dienstag, 17. September 2013, London, England)

Das Interview war langweilig. Das Selbe wie immer: Louis und Niall waren lustig, Harry Prince Charming, Zayn der Bad boy und ich war der Daddy. Die Fragen waren auch die Selben wie immer: Wie läuft es mit dem Album? Ist eine Tour geplant? Wer ist Single? Immer das Selbe.

Dem entsprechend froh bin ich jetzt als ich die Umkleide betrete und meine kleine Schwester lachend mit Lou und Spence auf dem Sofa sitzen sehe. Ich bin froh, dass sie sich gut verstehen, schließlich ist Spencer eine wichtige Person in meinem – unserem Leben.
„Ach Gina, wie ich sehe hast du dich schon mit der Sadistin angefreundet." Sage ich scherzhaft und zwinkere den Mädchen zu. Spencer grinst und meint: „Ach Liam, ich hab dich auch lieb." Wenn es doch nur so wäre... Dieser Satz bringt ihr einen bösen Blick von Niall ein, welcher meine Vermutung, dass er auf sie steht, bestätigt. Bei ihr bin ich mir da nicht ganz so sicher.
„Und was machen wir heute noch?" reist Harry mich aus meinen Gedanken und sieht uns fragend an. Spence zuckt mit den Achseln. „Keine Ahnung. In die Villa und Pizza essen." Schlägt sie vor, ohne es wirklich ernst zu meinen. Louis scheint jedoch ziemlich angetan von dem Vorschlag zu sein, denn er ruft: „Ja, der weibliche Teil von Niall's Gehirn hat einen brauchbaren Vorschlag gemacht." Woraufhin Spencer rot wird und ich die Lippen zusammenpresse. Spencer ist nicht wie Niall. Sie ist überhaupt nicht wie Niall!

Die Jungs und ich trafen eine ganze Zeit nach Gina und Spencer in die Villa ein, da wir außerhalb des Studios von einer Masse Fans empfangen wurden, von denen wir uns erst nach Ca. Fünfzehn Minuten lösen konnten. Zu Hause angekommen erwartete uns ein ziemlich ungewohnter, meiner Meinung nach aber schöner, Anblick: Gina und Spence lachend und quatschend auf der Couch. Ich freute mich, dass die beiden sich, trotz des Altersunterschieds von fast 4 Jahren, so gut verstanden.

Den Rest des schon fortgeschrittenen Abends verbringen wir zu siebt mit Pizza und einem Film vor dem Fernseher, nachdem Nicola uns unterbrochen hatte, um Gina, dem Schussel, ihre Tasche vorbei zu bringen.
Als der Abspann über den Bildschirm läuft, bemerke ich, dass Gina mit dem Kopf an meiner Schulter eingeschlafen ist und kurz nagt das schlechte Gewissen an mir. Der Tag muss anstrengend für sie gewesen sein. „Ich bringe sie am besten ins Bett." Sage ich zu den Anderen und nehme sie behutsam auf den Arm, während die Jungs und Spencer sich strecken und langsam von der Trance erholen, die einen immer befällt, wenn man einen Film sieht. Gina nach oben zu tragen ist kein Problem, da sie ziemlich leicht ist, was ich bei ihrer Größe und Figur fast erwartet hatte. Das einzige, was sich dann doch ein bisschen problematisch gestaltet ist den Lichtschalter im Gästezimmer zu betätigen, da ich keine Hand frei habe. Ich beschließe es nach drei vergeblichen Versuchen zu lassen und hoffe einfach, dass ich nicht stolpere.
Nachdem ich meine kleine Schwester zugedeckt und ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben habe, mache ich mich auf den Weg zurück nach unten, um zu sehen, ob ich Spencer beim Aufräumen helfen kann. Außer ihr macht das bestimmt keiner. Doch zu meiner Überraschung höre ich zwei Stimmen aus der Küche. Spencer und Niall-natürlich.
„Kann ich euch irgendwie helfen?" Ich unterbreche ihr Gespräch, als ich die Küche betrete. „Nein, wir sind fertig, aber ich mache mich jetzt sowieso auf den Weg nach Hause." Antwortet Spence und springt von der Arbeitsfläche. „Okay, dann verziehe ich mich mal nach oben." Meint Niall und verabschiedet sich mit einer-für meinen Geschmack etwas zu lagen-Umarmung von ihr, während ich Spencer noch in den Flur begleite und sie aus einer plötzlichen Eingebung heraus frage: „Soll ich dich nach Hause fahren?"-„Liam, ich bin mit dem Auto da. Warum willst du mich fahren?" Ja, Liam du Idiot. Warum willst du sie fahren? „Weil du ein Bier getrunken hast. Ich will dir nichts vorschreiben, aber ich würde so nicht mehr Auto fahren." Sie zieht eine Augenbraue hoch. „Liam, ist das dein Ernst?"-„Ja, ich will nicht, dass dir etwas passiert. Außerdem muss ich mal kurz hier raus." Ich weiß auch nicht warum ich unbedingt darauf bestehe sie zu fahren. Wahrscheinlich wegen Niall. „Na gut." Gibt sie schließlich nach. „Aber nur wenn du mich morgen früh auch wieder abholst."-„Das mache ich, versprochen."
Und so kommt es, dass ich mitten in der Nacht mit Spencer durch London fahre und mir die schreckliche Musik aus dem Radio anhören muss. „Liam?"-„Ja." Spencer sieht mich von der Seite an, ihre Beine an den Köper gezogen. „Vermisst du es?" Ich runzle die Stirn, wobei ich vor einer roten Ampel halte und sie für einen Moment ansehen kann. „Das normal sein, meine ich. Zu tun, was zwanzig Jährige so tun." Sagt sie, so als wäre es selbstverständlich, dass sie das hatte fragen wollen. Ich dachte kurz über ihre Frage nach, bevor ich antwortete. „Na ja. Es ist für mich weit in die Ferne gerückt normal zu sein. Ich meine, so viele Leute auf der Welt kennen mich. Da ist es schwer sich wie ein normaler zwanzig Jähriger zu fühlen. Auf die andere Art denke ich mir: ich lebe den Traum meines Lebens. Was will ich eigentlich mehr?"-„Ich stelle mir berühmt sein nicht schön vor. Auch wenn es bei euch immer so schön und so einfach klingt." Wirft Spence ein. „Ihr Jungs habt ja noch das Glück, dass ihr einander habt. Aber sei doch mal ehrlich. Wenn dich jemand auf der Straße trifft, dann sieht er Liam Payne von One Direction und nicht mehr Liam Payne aus Wolverhampton. Du bekommst einen Stempel auf gedrückt. Ist das wirklich etwas, das du gut findest?" So wie sie es klingen lässt ist mein Job wirklich nichts schönes, aber er ist es.
„Weißt du, Spence. Du hast schon recht, aber das ist es nicht, was diesen Job so besonders macht, sondern das Wissen, dass dort draußen Menschen sind, die ich berühren kann mit dem was ich tue. Und der Spaß, das Adrenalin, jedes Mal, wenn ich auf der Bühne stehe. Außerdem das Wissen, dass ich meine Familie stolz gemacht habe. Das Einzige wovor ich wirklich Angst habe ist, dass es auf einmal vorbei ist und ich das, was danach kommen wird nicht schaffen kann, weil ich vergessen habe, wie es ist normale Dinge zu tun."
Sie runzelt die Stirn auf die typische Spencer-Weise, schweigt jedoch. „Was ist?" Frage ich, während ich den Motor abstelle. "Ich weiß nicht." Sie zuckt mit den Schultern. „Ich denke nur, dass du das schaffen kannst. Wenn einer, dann du. Du sagst immer man soll seiner Leidenschaft folgen, dann schafft man alles."-„Aber alles was ich jemals wollte ist singen." Unterbreche ich sie harsch. Sie seufzt und streckt sich einmal. „Ich weiß ja nicht, was du jetzt machst, aber ich gehe nach oben und trinke was warmes es ist echt kalt geworden." Sagt sie und steigt aus meinem Wagen. Ich folge ihr, denn irgendwie will ich nicht gehen und ich weiß genau warum. Ich genieße ihre Anwesenheit, weil sie das Mädchen ist, das mir einfach nicht aus dem Kopf geht, das mich in den Wahnsinn treibt, das mich nervt wie keine Andere und in das ich unsterblich verliebt bin. Seit zwei Jahren.
„Na dann." Breche ich das Schweigen, meine Hände in den Taschen meiner Jogginghose vergraben. Sie öffnet die Tür zu dem Mehrfamilienhaus in dem sie wohnt und dreht sich in der Eingangstür nochmal zu mir um. „Danke fürs nach Hause bringen."-„Keine Ursache." Sage ich und drehe mich zu meinem Auto um. „Liam?"-„Ja?" Sie lächelt mich an und überrascht mich, indem sie fragt: „Willst du vielleicht noch mit reinkommen. Ich denke du warst noch nicht fertig mit reden."-„Ich habe gerade nichts besseres zu tun." Gebe ich mit einem schiefen Grinsen zurück. „Blödmann." Kichert sie und boxt mir, als ich vorbei gehe, in die Rippen. „Aua, du Giftzwerg. Das tat weh."-„Sollte es auch." Erwidert sie mit einem zuckersüßen Lächeln und stapft an mir vorbei die Treppe hoch.

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