Fünf. Eins

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Fünf. Eins (Montag, 16. September 2013, Wolverhampton, England)

Gina:

Ich wache ruckartig aus meinem Schlaf auf, Nicola steht neben meinem Bett und hat das Licht ihres Handys auf meine Augen gerichtet. „Nicola?! Warum machst du das?" Frage ich total verschlafen. „Wir fahren jetzt zu Liam, oder eher du! Ich studiere in London und deshalb nehme ich dich mit." Grinst sie mich an. „Und das so früh?" - „Ja, Mom meinte, dass du Liam wiedersehen möchtest und da ich erst wieder in einer gute Woche hier her komme, wäre es da etwas zu spät. Also los Hopp Hopp. Wir müssen dann gleich los! Du kannst auch ihm Auto weiter schlafen." Sagt Nicola lächelnd und da wird mir erst bewusst was sie gesagt hat. Meine Augen weiten sich. „Wir fahren zu Liam?" frage ich sie geschockt. „Ja das tun wir. Nur wenn du dich beeilst." sagt sie grinsend und verlässt mein Zimmer. Ich springe sofort aus meinem Bett und ziehe mich in Höchstgeschwindigkeit an, schminken lasse ich heute. Dafür ist es viel zu früh. Ich ziehe mir eine dunkle Jeans und ein passend dazu einen langärmligen dünnen Pulli an. So sollte man meine Narben nicht sehen, ich habe Muster auf den Armen und "normale" Narben vom Ritzen an den Hüften.

Ich gehe mit meinem Koffer neben mir so leise wie möglich die Treppe herunter. Unten wartet schon eine putzmuntere Nicola. Wie schafft sie das so früh am Morgen so wach zu sein?

„Hast du Hunger?" fragt mich Nicola, ich gucke sie nur verwirrt an, doch dann verstehe ich was sie meint. Ich antworte ihr. „Neee, es ist viel zu früh fürs essen. Wie spät ist es eigentlich?" - „Kurz nach acht." Sagt sie grinsend und geht Richtung Tür. „Kommst du?" Fragt sie von der Tür aus. Ich Volltrottel. „Ja." Antworte ich und gehe mit schnellen Schritten zu ihr. Wir laufen zusammen zum Auto.

Sie steigt ein ich jedoch bin mir nicht so sicher, was ich tun soll. Was wenn Liam mich nicht mag oder.... Mit einem „Gina, steige schon ein. Du brauchst keine Angst vor Liam haben. Ihr habt euch beide so geliebt, bei ihm und Dad hast du so gut wie nie geweint, als du klein warst." Von Nicola werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Trotz meiner Zweifel, steige ich ins Auto. Ich zittere und bin total nervös, weshalb ich beginne auf meiner Unterlippe zu kauen, solange bis diese anfängt zu schmerzen. Mit beruhigenden Worten redet Nicola auf mich ein: „Gina, hey beruhig dich. Er liebt dich, glaube mir! Er wird sich freuen dich zu sehen. Und jetzt schlafe noch ein bisschen, du hast ungefähr zwei Stunden Zeit zu schlafen." Ich erwidere nur ein Nicken. Und lege meinen Kopf an die Fensterscheibe.

„Wir sind jetzt gleich an der Uni, kannst du sie dann abholen? .... Ich weiß, dass du keinen Führerschein hast, aber du hast doch Louis .... Ja ok, aber wofür habt ihr jemanden der den Führerschein hat? ..... Geht doch, du weißt wo die Uni ist? .... Ok, ich muss dann auch rein, du wirst sie schon finden.....Okay bis dann." Spricht Nicola in ihr Handy, als ich wach werde. Ich scheine die ganze Autofahrt verpennt zu haben.

***

Ich gucke auf meine Armbanduhr, ich warte schon seit 15 Minuten, dennoch fühlt es sich wie Stunden an. Dafür, dass es erst Mitte September ist, ist es schon relativ kalt, aus diesem Grund mache ich meine Kapuzenjacke zu und lege meine Arme um mich, um meine Jeansjacke etwas enger um mich zu ziehen.

Ich spüre leichte Regentropfen die auf meinen Kopf und in mein Gesicht fallen. Der einzige Gedanke den ich habe ist, dass es jetzt auch noch zu regnen anfängt.  Weitere 10 Minuten später, in denen es sehr doll regnete, sehe wie ein schwarzer Range Rover auf den Parkplatz fährt, und stehen bleibt, anscheinend warten sie ebenfalls auf jemanden, so wie ich.

Kurz bevor Nicola zu ihrem Kurs aufgebrochen war, hatte sie mir gesagt, dass mich zwei Freunde meines Bruders abholen würden. Nur leider hatten die Gentlemen etwas Verspätung, so dass ich mir jetzt die Beine in den Bauch stand.

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