2 | »Sense of time

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E L E A N O R || Das 21. Jahrhundert ist nicht scheiße, ohne Vorwarnung in der Zeit zurückreisen aber schon.

Mein Blick klebte an dem Plakat, das Louis mir zeigte. Wer auch immer dieses und die weiteren Plakate geschrieben hatte, dem gefiel diese Generation ganz und gar nicht. Die 90er waren tatsächlich eine tolle Zeit gewesen, aber trotzdem liebte ich das 21. Jahrhundert.

Ich schob diese Gedanken zur Seite und widmete mich wieder dem Plakat. Mehrmals las ich diesen einen kleinen Satz.

Es war unmöglich.

Wir befanden uns sicher nicht im Jahr 2000. Da war ich erst sieben – bald acht – Jahre alt gewesen.

,,Louis, das ist doch Schwachsinn. Es kann immerhin auch bloß einen Streich von Max sein." Ich war von meinen Worten selbst nicht überzeugt, denn ich brauchte nur die Gegend zu betrachten, um festzustellen, dass sich hier etwas verändert hatte. Es sei denn ich halluzinierte.

,,Eleanor, glaub mir! Wir befinden uns bestimmt nicht im Jahr 2016! Steve ist der perfekte Beweis. Er hat niemals so viel Geld, dass er sich seine Falten glätten lassen kann. Und warum soll er sich die Mühe geben, seine Augenbrauen zu färben?" Mittlerweile war Louis' normale Gesichtsfarbe zurückgekehrt und seine Gesichtszüge zeigten mir, dass er keine Scherze machte. Er sah zu ernst und zugleich nervös aus.

,,Und wenn doch?"

Etwas verzweifelt scannten seine Augen die Umgebung ab, bevor er seinen Mund wieder öffnete, um etwas zu sagen: ,,Eleanor, du hast mich vorhin gefragt, ob die Gegend anders auf mich wirkt als sonst. Das musstest du mich doch nur fragen, weil du zum ersten Mal hier bist und darum selbst keine Veränderung erkennen könntest." Mit dem was er sagte hatte er recht, aber ich wollte es nicht zugeben. Ich meinte, diese Situation war echt komisch. Wir konnten unmöglich in der Zeit zurückgereist sein. Man sollte ja bei den Tatsachen bleiben, aber wie zum Geier war es realistisch, ohne Hokuspokus oder Sternschnuppen eine Reise durch die Zeit zu machen?

,,Okay, nehmen wir mal an, wir wären wirklich 16 Jahre zurückgereist. Warum ist Max' Wagen dann auch in dieser Zeit? Oder meine Schuhe, mein B–"

,,Aber deine restlichen Sachen sind weg, genau wie meine. Alles was wir noch haben ist ein Fahrzeug, einen Rucksack, eine Sporttasche mit Klamotten und Plakate gegen unsere Generation", unterbrach Louis mich dreist und zeigte während des Aufzählens auf die jeweiligen Gegenstände.

,,Und uns", hauchte ich und biss mir leicht auf die Unterlippe. ,,Wie können wir uns sicher sein, dass es wirklich gerade das Jahr 2000 ist?"

Es gab immerhin nur wenige Möglichkeiten, wie wir das aktuelle Datum herausfinden konnten. Vielleicht ins nächste Dorf fahren und klischeehaft fragen, welches Datum wir heute hatten?

Wortlos kletterte Louis auf den Fahrersitz, wobei er den Rucksack aus dem Auto holte, den uns der angeblich verjüngte Steve mitgegeben hatte. ,,Vielleicht werden wir hier die Antwort finden", meinte er und hob den schwarzen Eastpak kurz in die Höhe. Skeptisch beobachtete ich Louis, wie er hockend den Reißverschluss in seine leicht zitternden Finger nahm und in einem Ruck den Rucksack öffnete.

,,Warte." Sofort lag Louis' Blick auf mir und ich begann, nervös mit meinen Fingerspitzen zu spielen. ,,Was, wenn dieser Rucksackgar nicht uns gehört? Es wäre einen Verstoß gegen die Privatsphäre des Besitzers."

Um ehrlich zu sein, war ich Feuer und Flamme dafür das kleine Geheimnis des Inhalts zu erfahren. Anderseits hatte ich Angst. Was, wenn wir uns tatsächlich im falschen Jahr befanden? Wie kamen wir wieder zurück? Was sollten wir überhaupt tun? Einfach weiterleben, als wäre nichts gewesen?

21 GunsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt