L O U I S || Besser zu spät, als gar nicht.
Etwas kitzelte an meiner Nase und sobald ich die Augen öffnete, erkannte ich einen kleinen Lichtstrahl, der durch die Rollos schien. Ich schloss meine Augen wieder. Mein Kopf brummte, als hätte ich die ganze Nacht gefeiert. Ich rieb über meine Augen und streckte mich. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so ausgelaugt gefühlt wie jetzt gerade.
Mühevoll begab ich mich ins Bad und als ich in den Spiegel blickte, schrie ich auf. Ein dicker Verband war ordentlich um meine Brust gewickelt. Sofort riss ich meine Augen auf, als mir wieder einfiel, was passiert war.
Mein Blick schweifte langsam zu meinen Händen, die wieder narbenfrei waren. Erleichtert atmete ich aus. Doch dann hielt ich wieder inne und stolperte zurück ins Schlafzimmer, woraufhin ich die Lichter hastig anschaltete. Die linke Betthälfte war leer, doch die Decke lag am Bettende völlig zerwühlt da.
Eleanor musste hier gewesen sein.
Dann suchte ich eilig nach meinem Handy und ignorierte zuerst die verpassten Anrufe und die Menge ungelesener WhatsApp Nachrichten.
Heute war Donnerstag, der 14. Juli 2016! Ich war wieder zurück und ich spürte die Erleichterung in mir, es schwang jedoch ebenfalls ein wenig Enttäuschung mit. Eleanor war wahrscheinlich vor mir aufgewacht und hatte dann die Fliege gemacht. Ich schüttelte den Kopf und gönnte mir zuerst eine Tasse Kaffee.
Die nächsten zwei Wochen passte ich weiterhin auf Steves Pub auf und ein Lächeln zierte meine Lippen, als ich Steve zu Gesicht begegnete. Er sah genauso aus, wie ich ihn in der Zeitreise gesehen hatte, nur jetzt hatte er graue, buschigere Augenbrauen, mehr Falten im Gesicht und er hatte an Gewicht zugenommen.
Meine nächste Reise führte mich nach Los Angeles, wo ich Freddie besuchte. Obwohl er nicht mein leiblicher Sohn war, besuchte ich ihn gerne und empfand manchmal Mitleid für ihn, denn Freddie hatte definitiv ein besseres Leben verdient.
Ich blieb für mehrere Wochen in Los Angeles und versuchte, die Jungs zu mir einzuladen. Niall kam sofort an Bord, nur passte es bei Harry und Liam zeitlich nicht wirklich. Deshalb hatten wir abgemacht, dass sie alle am 1. September zu mir kommen würden.
Der Männerabend verlief harmonisch. Es war eine Weile her, dass wir zu viert auf der Terrasse gesessen und Bier getrunken hatten. Zwar sah jeder von uns erschöpft aus, doch trotzdem war die Stimmung gut. Ich konnte nicht fassen, dass ich Zweifel an meinen besten Freunden gehabt hatte. Ich musste nur den ersten Schritt machen. Dennoch war die Freundschaft zwischen Harry und mir immer noch anders. Es war schwierig mit Harry etwas zu unternehmen, wenn mein bester Freund wirklich keine Zeit hatte. Ich konnte es nachvollziehen, dennoch wünschte ich mir mehr Zeit mit ihm. Mir bedeutete die Freundschaft mit Harry sehr viel und ich würde mit allen Mitteln versuchen, alles zum Alten zu bringen. Aber zuerst stand etwas Wichtigeres auf meiner To-Do-Liste.
Ich hatte auch mal mit dem Gedanken gespielt, Zayn einzuladen, da er eigentlich auch zu uns gehörte. Aber seit er wieder mit diesem Modepüppchen Gigi Hadid zusammen war und ständig in der Presse auftauchte, beließ ich es lieber dabei. Außerdem würde er die Stimmung vermutlich zerstören.
An Eleanors Geburtstag hatte ich zum ersten Mal den Verband von meiner Brust entfernt. Eine Narbe befand sich exakt über meinem Herzen. Mit jedem Morgen verblasste die Narbe jedoch mehr, bis sie eines Tages gänzlich verschwunden war, als wäre sie nie da gewesen.
Es war wirklich gruselig. Natürlich erzählte ich niemandem von der Zeitreise. Es war eine Sache zwischen Eleanor und mir.
Nach Nialls Geburtstagsparty flog ich zurück nach London und musste feststellen, dass Lottie sich für ein paar Tage in meiner Penthouse breitgemacht hatte. Sie hatte den Kühlschrank leer gefressen und überall Chaos verbreitet, weswegen ich den ganzen Tag mit Aufräumen beschäftigt war.
Am nächsten Tag rief ich mehrere Mode-Agenturen an und beauftragte eine Sekretärin von Modest!, Kontaktinformationen für mich zu organisieren. Am Abend schrieb ich die Adresse auf, die die Sekretärin für mich gefunden hatte, und gab es unten an der Rezeption ab, die den Brief für mich abschicken sollte.
Zwei Tage später besuchte ich meine Familie in Doncaster und war glücklich, dass das Familienhaus immer noch da war. Ich hatte mich in den letzten Wochen gefragt, ob die Zeit hier stehen geblieben war, während wir weg gewesen waren, weil wir insgesamt fünf Tage im Jahr 2000 verbracht hatten. Wahrscheinlich würde ich nie eine Antwort auf diese und weiteren Fragen bekommen, was vielleicht auch besser war. Mir war es nur wichtig, dass wir uns im richtigen Jahr befanden.
Nach drei Tagen bei meiner Familie fuhr ich wieder zurück nach London. Am Abend saß ich mit meinem MacBook und einer Bierflasche auf der Couch. Ich checkte meine Mails und prompt musste ich grinsen, als ich auf Twitter sah, wer noch dieses Jahr auf Tour ging. Selbstverständlich kaufte ich zwei Tickets und klappte den Laptop zu. Dann griff ich nach meinem iPhone und den Nummern, die mir die Sekretärin vor circa einer Woche gegeben hatte und tippte schließlich die Nummer ein. Nachdem dreimal das Rufzeichen ertönte, erklang eine zarte Stimme am Ende der Leitung: ,,Hallo, Eleanor hier."
,,Hey, ich bin's, Louis", ich räusperte mich und biss mir auf die Lippen.
,,Louis? Das kommt irgendwie. . . unerwartet?"
,,Ja, ich wollte nachfragen, ob mein Brief bereits angekommen ist?"
,,Oh, ja, er ist vorgestern angekommen. Ich war am Anfang etwas verwundert, als ich deinen Namen gelesen habe." Eleanor kicherte und ließ mein Herz flattern. ,,Auf jeden Fall vielen Dank. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du dich an unsere Abmachung halten würdest." Ein Schmunzeln zeichnete sich auf meinen schmalen Lippen. In der Tat hatte ich mich noch an den Deal erinnert, den ich mit Eleanor am ersten Tag im Jahr 2000 vereinbart hatte. Um ehrlich zu sein, vermisste ich diesen Oldtimer.
,,Und? Gefallen dir die Vorschläge?"
,,Bist du irre? Diesel, Armani Jeans, Calvin Klein, Tommy Hilfiger. . . Max und ich können uns bei dieser tollen Auswahl gar nicht entscheiden! Auf jeden Fall vielen Dank, es wird jedoch ein wenig dauern, bis die Entscheidung fällt, also rechne mit einer Woche."
,,Okay, kein Problem."
,,Wenn du nur wegen den Kollektionen anru–"
,,Hast du am 17. Oktober dieses Jahr Zeit?", unterbrach ich sie abrupt und verzog mein Gesicht.
,,Was?"
,,Es ist ein Konzert in Los Angeles. Ich suche noch einen Begleiter für diesen Anlass. Eigentlich wollte ich Michael fragen, aber irgendwie bist du mir in den Sinn gekommen."
„Wer tritt denn auf?"
,,Green Day", antwortete ich ihr etwas nervös und kniff sogar aus Angst vor ihrer Reaktion meine Augen zusammen.
,,Ist das dein Ernst, Louis? Ich hasse diese Band wegen der – du weißt schon – obwohl ich nicht der Mensch bin, der Künstler hasst. Kannst du dir nicht einen anderen Begleiter suchen, der zumindest diese Band mag?"
Natürlich hatte ich mit dieser Antwort gerechnet und meinte: ,,Komm schon, El. Es wird bestimmt lustig. Sieh es als ein kleines Dankeschön fürs Zuhören." Innerlich hoffte ich sehr, dass sie wusste, was ich gemeint hatte.
,,Du übernimmst dann aber auch die Kosten von den Tickets, meinem Flugticket, Unterkunft, Fanartikeln, Essen und Getränken! Und schick mir später die Set Liste, sodass ich mich vorbereitet kann."
,,Alles klar, müsste für mich kein Problem sein. Und bist du dir sicher, dass du später ein Fan-Shirt von deiner Lieblingsband tragen möchte?", kicherte ich und bekam ein Schnauben von ihr. ,,Lass das mal meine Sorge sein. Also, wir sehen uns am 17. Oktober wieder. Ich werde dich einmal anschreiben wegen den Flugtickets, um zu wissen, welche Tage ich frei nehmen soll."
,,In Ordnung. Dann schätze ich, wir sehen uns demnächst?"
,,Mh. Und Louis? Danke, dass du angerufen hast."
,,Ich hatte es vor einer langen Zeit versprochen", grinste ich und entlockte ihr ein Kichern.
,,Bis dann." Eleanor legte auf und hinterließ mir ein Herzrasen.
T H E E N D.
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21 Guns
Fanfiction„Ich hasse diese Band", murmelte er und auf einmal erklang ein lautes Donnern, als wäre es ganz nah bei uns. Die Lichter fingen an für einige Sekunden zu flackern, doch die Musik unterbrach nicht. ➵ Was passiert, wenn du aufwachst und erfährst, dass...