E L E A N O R || Wir sind verloren in der Zeit, trotzdem finden wir einen Weg.
Es war ein klares Zeichen, obwohl ich nicht an Magie glaubte. Wir befanden uns tatsächlich im Jahr 2000 und es passierten merkwürdige Dinge, die mir vollkommen unrealistisch erschienen.
Wir beide wussten nicht, wie wir uns fühlen sollten.
Uns freuen, weil wir das Datum auf magische Art und Weise herausgefunden hatten?
Verzweifelt, weil wir nicht wussten, was wir jetzt machen sollten?
Wir wussten einfach nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollten.
Wir wussten rein gar nichts, außer dass wir im falschen Jahr lebten.
,,Musstest du nicht nach Whitby?", flüsterte Louis in die Stille hinein, die seit einigen Minuten in der Luft lag.
,,Ja", antwortete ich ihm mit einer kratzigen Stimme ohne davor wirklich gründlich nachgedacht zu haben.
,,Dann lass uns losfahren." Trotz meiner Unsicherheit nickte ich zustimmend, griff nach dem Rucksack und begab mich zum Oldtimer. Den Rucksack legte ich auf die Rückbank, dann setzte ich mich auf den Beifahrersitz und Louis startete den Motor.
Während der Fahrt beobachtete ich stumm die Gegend und mir wurde klar, dass wir in der Tat 16 Jahre zurückgereist waren. Die vorbeifahrenden Autos trugen Autosticker, die gegen die jungen Leute hetzten. Die Automodelle waren allesamt veraltet. Am Rand der Straße lagen sporadisch weitere Plakate mit den unfreundlichen Sprüchen. Graffiti waren auf den Straßenverkehrsschildern zu sehen, die entweder mit »90's« oder »✖️« verziert wurden.
Ich wollte nicht mehr die fremde Umgebung beobachten, deshalb hafteten sich meine Augen an Louis' vernarbte Hände. Ich fragte mich – wie Louis es vermutlich auch tat – wie diese Narben in nicht mal 24 Stunden auftauchen konnten. Narben bekam man nicht ohne Grund. Sie erzählten jedem seine Geschichte. Es gab viele Arten von Narben wie zum Beispiel Unfalls- und Operationsnarben, aber die von Louis waren mir ein Rätsel. Meine vier Tattoos befanden sich nicht mehr auf meiner Haut, sondern in diesem Notizbuch. Ich fand es unfair, dass Louis seine Tattoos behalten durfte.
,,Geht es nur mir so oder knurrt dein Magen auch?", versuchte Louis die Situation aufzulockern, als ich vor Schmerz leise seufzte, weil meine Fingernägel sich unbewusst in meine Haut gebohrt hatten. Vier Halbmonde waren nun in die Haut eingedrückt.
Ich antwortete ihm nicht und legte meinen Kopf kurz in den Nacken. Ehrlich gesagt war mir seit einiger Zeit flau im Magen, denn ich konnte immer noch nicht fassen, dass wir in der Zeit zurückgesprungen waren. Mein Magen sehnte sich zwar nach Essen, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass ich etwas runterbringen würde.
Die Stille machte Louis nach einer Weile verrückt, denn er versuchte, das Radio anzuschalten.
,,Das Radio funktioniert nicht."
,,Ach nee, wirklich? Habe ich gar nicht gemerkt", murmelte Louis. Seine linke Hand umklammerte jetzt wieder den Gangschalter. ,,Ich dachte, Max hätte den CD-Player vor kurzem erst neu einbauen lassen."
,,Das stimmt auch, aber vor ein paar Tage hat er dann plötzlich den Geist aufgegeben." Ich lehnte meinen Kopf gegen den Sitz und schaute starr auf die Straße vor uns. Louis murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Das Trommeln reizte meine Nerven, weshalb ich die Augen schloss und versuchte, es auszublenden und an etwas Entspannendes zu denken.
,,In der Nähe ist ein Dorfmarkt, vielleicht ist das Essen dort billiger", sprach Louis nach einigen Minuten in die Stille hinein.
,,Warum ist es dir wichtig, dass es billig ist?", fragte ich, hielt die Augen noch immer geschlossen.
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21 Guns
Fanfiction„Ich hasse diese Band", murmelte er und auf einmal erklang ein lautes Donnern, als wäre es ganz nah bei uns. Die Lichter fingen an für einige Sekunden zu flackern, doch die Musik unterbrach nicht. ➵ Was passiert, wenn du aufwachst und erfährst, dass...