7. »Know Your Enemy

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L O U I S || Die Zeitreise wird nicht nur noch merkwürdiger, sondern sie wird auch gefährlicher.

Ich spürte förmlich das Adrenalin in meinen Venen fließen und fixierte meinen Blick nur auf die Schachtel auf Eleanors Schoß. Ihre langen Finger zitterten leicht vor Neugier und gleichzeitig vor Angst.

Die Schachtel war augenblicklich unsere letzte Hoffnung. Denn sonst wussten wir nicht, wohin die Fahrt weitergehen sollte. Am besten wäre es natürlich, wenn es zurück in unsere Zeit – nämlich das Jahr 2016 – ginge.

Eleanor tastete den Deckel ab und holte einmal tief Luft, bevor sie ihn anhob.

Was uns zuerst ins Auge fiel, war eine CD in einer Hülle ohne Cover und ohne jegliche Beschriftung. Sofort griff Eleanor nach der CD und blickte mit einem hoffnungsvollen Blick zu mir. ,,Glaubst du, es ist etwas drauf?" Ich zuckte mit den Schultern und ihr Blick schweifte zum Radio – genauer gesagt zum CD-Spieler.

,,Der CD-Spieler funktioniert doch, oder? Leg die CD doch mal ein, dann werden wir es gleich herausfinden", ermutigte ich sie, die CD einzulegen. Einen Moment später drückte ihr rechter Zeigefinger schon auf die Play-Taste und wir beide hielten kurz die Luft an, als etwas aus der Box dröhnte.

Man hörte kurz das Klimpern eines Klaviers. Mehrere Sekunden vergingen, bis es plötzlich lauter wurde. Gitarre und Schlagzeug setzten ein und jemand sang die erste Zeile eines Liedes: ,,Born into Nixon I was raised in hell."

Ich runzelte für einen Augenblick meine Stirn, da mir der Anfang und die erste Zeile des Liedes ziemlich bekannt vorkamen.

,,A welfare child where the teamsters dwelled

The last one born, and the first one to run

My town was blind from refinery sun."

Bei der folgenden Zeile ging mir ein Licht auf: ,,My generation is zero." In diesem Moment konnte ich nur merklich schlucken und schaute erstarrt aus dem Fenster. Es war unmöglich. Um diese Zeit gab es dieses Lied nicht mal!

Ich bekam knapp aus den Augenwinkeln mit, wie Eleanor sich den Rucksack von der Rückbank schnappte und eifrig nach etwas suchte. Einige Sekunden später hörte ich sie die Seiten des Notizbuches durchblättern und wusste nun, dass Eleanor diese vier Wörter ebenfalls bekannt vorgekommen waren.

,,My generation is zero", hauchte sie wie gebannt und hielt kurz darauf das Büchlein vor meine Nase. ,,Louis, dieser Satz war auf eines der Plakate geschrieben! Ist das ein Zufall?"

,,Das Lied heißt 21st Century Breakdown und erscheint eigentlich erst im Jahr 2009. Wir haben aber gerade 2000", erklärte ich ihr langsam und las die folgenden Notizen, die wir – beziehungsweise Eleanor – am Vorabend aufgeschrieben hatte. Meine Nackenhaare stellten sich auf, denn jetzt wusste ich, wieso diese Wörter mir damals so vertraut gewesen waren.

,,Woher weißt du das?"

,,Das Lied stammt von Green Day", räusperte ich mich und wandte meinen Blick vom Notizbuch ab.

,,Hast du nicht gesagt, dass du diese Band nicht ausstehen kannst?", fragte Eleanor verwirrt und musterte prüfend mein Profil.

Das hatte ich zwar behauptet, aber es war gelogen. Green Day war meine Lieblingsband nach The Fray. Jedoch verband ich diese Band mit viele Erinnerungen an meine Ex-Freundin.

Nicht an Eleanor Calder, sondern an Danielle Campbell.

Die Beziehung hielt nicht mehr als ein halbes Jahr. Es gab viele Gründe, wieso unsere Beziehung in die Brüche gegangen war. Neben dem Hass der vielen Fans und der Sache mit Briana kamen Danielle und ich gut zurecht und trotzdem gab es ein kleines Problem. Danielle war hübsch, klug, optimistisch, humorvoll und lebenslustig – genauso wie Eleanor. Ich hatte nicht die Absicht, eine Kopie von Eleanor als meine neue Freundin zu haben. Erst nach und nach fielen mir kleine Dinge auf, die mich bei Danielle an Eleanor erinnerten.

21 GunsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt