Kapitel 5

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Es kam wie eine Ewigkeite vor.. Ich lag allein in einem Krankenhausbett, starrte zur Decke und versuchte mich an irgendwas zu erinnern. Ich versuchte mir den Namen oder das Gesicht von Doktor ohne-Name ins Gedächnis zu rufen, aber ich fand nichts. Ich glaube, ich würde ihn wiedererkennen, aber ich weiß nicht mehr wie er aussah, ob er blaue oder braune Augen, blonde oder schwarze Haare hatte...

Piep, Piep, Piep, ... Das Geräusch ging mir auf die Nerven. Es klang irgendwie verzerrt, gleichzeitig nah und fern. Ich überlegte was es sein könnte, was solche Geräusche von sich gab, aber ich kam nicht drauf. Die Schmerzen rollten immer noch in sanften Wellen über mich hinweg. Wollte der Arzt nicht irgendwas dagegen machen? Ich war mir nicht mehr sicher.

Sekunden, vielleicht waren es auch Stunden, später ging die Tür erneut auf. Dieses Mal auf eine wesentlich sanfter Weise. Ich glaub es war eine Frau, die eintrat. Ihre Absätze klackerte auf den Fliesen des Zimmers. Ihr Gesicht schob sich in mein Sichtfeld. Sie war schön ohne Frage. Helle Haut und rote Haare, die in Wellen bis auf ihre Schultern fielen. Rot. Die erste Farbe, die sah. Als nöchstes kam grün. Sie hatte grüne Augen, die allerdings das beinahe perfekte Bild zerstörten, da sie völlig verquollen waren. Hatte sie geweint? Warum sollte eine Ärztin so viel weinen und trotzdem arbeiten?

"Marie?" Ihre Stimme war tränenerstickt, sie sollte heute wirklich nicht arbeiten. Wieder versuchte ich zu sprechen, aber ich wurde bei meinem Versuch unterbrochen, da die Tür, mal wieder, gegen die Wand geschlagen wurde. Es musste Doktor ohne-Name sein. Warum konnte ich mich an diese Tatsache, dass er immer die Tür gegen die Wand schlug, erinnern? Die rothaarige Ärztin zuckte zusammen und drehte sich um.

"Doktor White..." Das war also sein Name.. "Danke, dass sie angerufen haben. Ich bin direkt von der Arbeit gekommen. Es ging nicht schneller.." Sie sprach schnell, aber ihre Stimme klang gefasster, als noch Sekunden zuvor.

"Machen sie sich keine Sorgen, Miss Smith. Sie waren schnell genug hier. Marie ist aufgewacht, aber das wissen sie ja schon."

"Was ist mit ihr? Sie hat zwar die Augen auf, aber irgendwie... ich weiß auch nicht... sie ist so abwesend." Ihre Stimmer wurde im Verlauf des Satzes immer schwacher. Was mich allerdings mehr beunruhigt war, dass sie als Ärztin eigentlich wissen sollte, was mit mir los war.

"Das ist ganz normal, Miss Smith. Nach so einem schweren Unfall. Marie hat starke Schmerzen,.." Ein erstickter Schrei "...aber ich kümmere mich sofort darum."

Doktor Whites Gesicht schob sich über mich. Er sah, dass meine Augen offen waren und lächelte. "Hallo Marie" Schon wieder dieser Name. Wahrscheinlich war wirklich Ich damit gemeint. "Ich habe deine Medikament dabei." Er fing an an meiner Hand rumzufummeln. Eine kühle Flüssigkeit floss unter die Haut meiner Hand. Die Wellen des Schmerzes blieben, aber das Stechen, dass bei jedem Piepen durch meine Kopf fuhr, wurde besser. Doktor White sprach inszwischen wieder mit Doktor Smith.

"So Miss Smith: Ich habe Marie ein starkes Schmerzmittel verabreicht. Ihrer Tochter sollte es bald schon etwas besser gehen. Wenn irgendetwas ist, sagen sie einer Schwester Bescheid. Die wird mich dann anpiepen."

"Danke, Doktor White." Schwere Schritte auf den Fliesen und die Tür fiel lautstark ins Schloss. Geschockt blieb ich zurück. Tochter? Die rothaarige Frau war nicht Doktor Smith. Sie war meine Mutter!

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